Rezension zu "Über die Berechnung des Rauminhalts I" von Solvej Balle
"Eine Zeit, die aus den Fugen gerät, ein Tag, der sich wiederholt, Erlebnisse, die spurlos aus dem Gedächtnis verschwinden, Staub, der auf Flächen zurückkehrt, von denen man ihn, man weiß es genau, weggewischt hatte."
"Über die Berechnung des Rauminhalts I" ist der erste Band von Solvej Balles Romanprojekt über die Unvorhersehbarkeit der Dinge und die Merkwürdigkeit und unwahrscheinlichen Zufälle unserer Existenz. Übersetzt wurde dieses mehrbändige Projekt aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle.
Das Buch beginnt am 18. November. Genauer gesagt am 18. November #121, denn für Tara Selter ist die Zeit stehengeblieben, sie erlebt den 18. November immer und immer wieder. Alles fing an, als sie eine Antiquariatsmesse in Bordeaux besuchte. Als sie am "nächsten" Morgen in ihrem Hotelzimmer aufwachte, befiel sie eine seltsame Unruhe, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Als sie dann im Laufe des Morgens entdeckt, dass sie den Tag als einzige Person in einer Wiederholung erlebt und im Laufe der nächsten Tage, dass sie in dieser Wiederholung des immer wieder selben Tages, nämlich des 18. Novembers, gefangen ist, versucht Tara sich daraus zu befreien.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Tara selbst erzählt. Sprachlich sehr gut, kommt die Geschichte insgesamt eher ruhig daher und man spürt zwischen den Zeilen im Laufe der Zeit sehr deutlich Taras Ohnmacht, ihre Angespanntheit und auch Langeweile, die bei dieser ständigen Wiederholung ein und desselben Tages auftaucht. Wer bei der Beschreibung der Geschichte an "Und täglich grüßt das Murmeltier" denkt, liegt gar nicht sooo falsch, jedoch ist es hier etwas anders. Doch was genau möchte ich euch nicht verraten, denn das Buch ist mit 170 Seiten doch recht dünn und ich möchte niemandem die Freude darüber verderben.
Was ich euch aber verraten kann: Abgesehen davon, dass das Buch an einer fiesen Stelle aufhört, wird nicht verraten, wie es zu dieser Zeitschleife kommt. Was der Auslöser dafür war.
Das Buch übte auf jeden Fall eine seltsame Faszination auf mich aus und ist obendrein ein großartiges Gedankenexperiment, das mich selbst darüber nachdenken ließ, wie ich denn wohl damit umgehen würde, wäre ich in einer Schleife des immer selben Tages gefangen. Soviel Potenzial solch eine Zeitschleife auf den ersten Blick bietet, erinnert die Geschichte doch auch sehr an die Monotonie, die auch in unser aller Alltag steckt ...