Diese Rezension bezieht sich auf eine frühere Ausgabe des Fischer Verlages von 1965.
Walther von der Vogelweide ist der wohl bekannteste Dichter und Minnesänger des frühen Mittelalters. Peter Wapnewski hat in diesem Buch die mittelhochdeutschen Texte einer Prosaübersetzung gegenüber gestellt. Dadurch ging zwar die sprachliche Schönheit der Gedichte manchmal verloren, aber man konnte die Absichten und Meinungen Walthers viel deutlicher erkennen. Überrascht war ich darüber, dass Walther von der Vogelweide ein sehr politischer und streitbarer Mensch war. Mir war er vorher nur als Dichter von Liebesliedern bekannt. Tatsächlich hat er auch wirklich böse über verschiedene Fürsten und den Papst geschrieben. Als armer Schlucker war er immer auf die Gunst seiner jeweiligen Dienstherren angewiesen. Wenn sich dieser als zu geizig erwies, zog Walther weiter und sie bekamen ihr Fett weg :).
Zu jedem Lied oder Spruch gibt es informative Anmerkungen von Peter Wapnewski. Es gibt auch einen Zeitstrahl, damit man die politischen Lieder Walthers im richtigen Zusammenhang sehen kann.
Im Anhang bringt Wapnewski einige Texte in eine poetische Übersetzung. Auch diese sind meiner Meinung nach sehr gelungen und bringen viel von der sprachlichen Schönheit der Urtexte rüber.
Wapnewski schreibt, dass es seine Absicht war, mit diesem Buch die Gedichte und Texte Walther von der Vogelweides auch für die Menschen zugänglich zu machen, die keinerlei Vorkenntnisse haben. Dies ist ihm bei mir vollauf gelungen.
Ein streitbarer Dichter