Peter Wensierski

 4,4 Sterne bei 35 Bewertungen
Autor*in von Die verbotene Reise, Schläge im Namen des Herrn und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Peter Wensierski, geboren 1954, begann seine Arbeit als Journalist 1979 mit Berichten und Reportagen aus der DDR. Er war damals der jüngste westliche Reisekorrespondent. Als Dokumentarfilmer, Reporter und Buchautor berichtete er über die aufkommende Oppositionsbewegung. Von 1993 an arbeitete er beim SPIEGEL im Deutschlandressort. Mit dem Buch »Schläge im Namen des Herrn« eröffnete er 2005 die Debatte über Missbräuche in der Heimerziehung. Sein 2014 erschienenes Buch »Die verbotene Reise« über eine ungewöhnliche Flucht aus der DDR wurde ein Bestseller, seine 2017 erschienene Geschichte der Oppositionsbewegung in Leipzig 1988/89, »Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution«, wurde verfilmt. Für sein Engagement bei der Aufklärung des Schicksals der Heimkinder wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Peter Wensierski

Cover des Buches Die verbotene Reise (ISBN: 9783328112532)

Die verbotene Reise

(13)
Erschienen am 15.01.2025
Cover des Buches Schläge im Namen des Herrn (ISBN: 9783641281762)

Schläge im Namen des Herrn

(11)
Erschienen am 15.02.2021
Cover des Buches Jena-Paradies (ISBN: 9783962891862)

Jena-Paradies

(5)
Erschienen am 14.03.2023
Cover des Buches Berlin – Stadt der Revolte (ISBN: 9783861539889)

Berlin – Stadt der Revolte

(2)
Erschienen am 07.03.2018
Cover des Buches Fenster zur Freiheit (ISBN: 9783963111129)

Fenster zur Freiheit

(0)
Erschienen am 01.01.2019
Cover des Buches Parallelwelten Ost-West (ISBN: 9783897738881)

Parallelwelten Ost-West

(0)
Erschienen am 01.09.2021
Cover des Buches Die verbotene Reise (ISBN: 9783863524951)

Die verbotene Reise

(0)
Erschienen am 01.01.2021

Neue Rezensionen zu Peter Wensierski

Cover des Buches Jena-Paradies (ISBN: 9783962891862)
wandablues avatar

Rezension zu "Jena-Paradies" von Peter Wensierski

wandablue
Wer den Kopf hervorstreckt, lebt gefährlich.

Als der X. Parteitag der SED in Ostberlin tagt, sind die Funktionäre und die ausführenden Ordnungskräfte besonders nervös, besorgt und übereifrig. Bloß keine Störungen. Bloß nicht durch irgendwelche Unannehmlichkeiten auffallen. In Jena, wo sich die Jugend besonders ungebärdig verhält und es Jugendliche gibt, die vom System her gesehen schon früher auffällig waren, ist man gereizt und angespannt. Außerdem sind Dienststellen vor Ort nicht mit fähigen, sondern vor allem mit systemtreuen Menschen besetzt, manche davon äußerst dumpfbackig, manche direkt bösartig. Aber selbst, wenn sie es nicht wären, die Jugendkultur, die Jugendszene ist dem Regime ein Dorn im Auge. Und dann gibt es noch das ungünstige Momentum.

In die Fänge der Ordnungsmacht geraten einige Jugendliche, die in der Tat unangasst sind, aber es ist nicht mehr als die normale Aufmüpfigkeit von Jugendlichen, der normale Protest von Kindern, die Probleme haben. Warum sie Probleme haben liegt zum Teil am System und zum Teil an ihren Idealen und ihrem Mut, an ihnen festzuhalten, zum Teil an ihrem Charakter, an ihrer Unerfahrenheit, ihrer Dickköpfigkeit, an fehlender Übersicht/Umsicht/Weitsicht. Dies alles wird ihnen zum Verhängnis, als sie von Jena aus zum Zeitpunkt des X. Parteitags nach Ostberlin aufbrechen, um den Geburtstag eines Kumpels zu feiern und es ordentlich krachen zu lassen. Der zuständige Ortsleiter, der rebellische, gefährlich-politische Motive für die Reise in die Hauptstadt vermutet,  lässt sie aus dem Zug holen und es beginnt eine Tortur, eine amtliche Odysee, die zum Tod von Matthias Domasck führt. Völlig unnötig, völlig überzogen, völlig unaufgeklärt. Unter den Tisch gekehrt. Sorry. Kann vorkommen. 

Der Kommentar: 
Im Gegensatz zu Katja Hoyers „Diesseits der Mauer“, einer Darstellung des Gesamtlebens in der Deutschen Demokratischen Republik, nimmt sich Peter Wensierski den Einzelfall des jungen Mannes Matthias Domaschk vor. Weil es kein Einzelfall ist, sondern exemplarisch dafür steht, was Diktatur sein kann. Man muss die beiden Sachbücher jedoch ergänzend betrachten. „Diesseits der Mauer“ von Hoyer betrachtet die Gesamtheit des Lebens in der DDR, Peter Wensierskis „Jena-Paradies“ betrachtet, was passieren konnte, wenn man den Kopf erhebt und wenn man nicht einverstanden war mit dem Sozialismus.
Natürlich funktionert „so“ Diktatur. Und natürlich funktioniert auch „so“ Diktatur. Es gibt immer Nischen, in denen man verschwinden und sich begrenzt wohlfühlen kann. Wer angepasst ist, lebt überall leichter und unangepasste, rebellische, systemkritische Menschen haben es überall schwer, auch in Demokratien, ich sage nur Feminismus, Klimaproteste, etc. etc. Und wo es keine Gewaltentrennung gibt, können die Rechte des Einzelnen mit Füßen getreten werden. In einer Diktatur gilt der Einzelne nichts, das Kollektiv alles.

Deshalb braucht es Literatur wie „Jena-Paradies“ von Peter Wensierski. Sie ist sinnvoll und hilft der nachwachsenden Generation, Gefahren für die Demokratie zu erkennen. Diese Art von Literatur sollte auch gegen Demokratieverdrossenheit helfen! Demokratie: Meinungsfreiheit. Freie Wahlen. (Weitgehende) Handlungsfreiheit. Pressefreiheit. Das sollten wir alle mehr zu schätzen wissen. Wir sollten helfen, eine bessere Demokratie zu leben, nicht sie kaputtmachen und sie abschaffen wollen, eine Tendenz, die bei mancherlei Gruppierungen zu beobachten ist. Und einen starken Mann an der Spitze der Politik, im Sinne eines Alleinherrschers brauchen wir schon gar nicht!

 Dennoch: Das „Jena-Paradies“ ist kleinteilig geschrieben und detailversessen. Vielleicht muss das so sein. Die Lektüre ist dennoch mühsam. Und ehrlich gesagt, ich habe sie nicht gerne gehabt. Ich habe eine großräumigere Einbindung in die Protestkultur der DDR und ihrer Probleme schmerzlich vermisst; doch in Rückblenden gibt es zumindest einen Fokus auf die Drangsalierung von Soldaten. Allerdings bin ich sicher, dass diese Drangsalierung nicht nur im Osten zu finden war/ist. Nur, dass es im Osten keine Rechtsmittel gab, die man hätte dagegen einlegen können. 

 Fazit: Auf alle Fälle wichtige Dokumentation zu den Auswüchsen der SED-Diktatur. 

Kategorie: Sachbuch. Geschichte. DDR.
Verlag: Ch. Links, 2023

Cover des Buches Jena-Paradies (ISBN: 9783962891862)
B

Rezension zu "Jena-Paradies" von Peter Wensierski

BuecherVonInnen
Spannend wie ein Krimi, traurig und ein Muss für jeden, der Diktatur verstehen will

In seinem neuen Buch rekonstruiert Peter Wensierski das Leben und die letzte Reise des Matthias Damaschk, der 1981 während einer Zugfahrt mit drei weiteren Jugendlichen aus Jena verhaftet wird.

Zwei Tage später stirbt er nach Verhören im Stasiknast.

 Ich lebte weder in der DDR, Jena oder war eine unangepasste Jugendliche in einer Diktatur.

Trotzdem brachte mir dieses Buch die damalige Zeit mit ihren Konsequenzen und den Menschen Matthias Domaschk mit seinen Freunden nahe. Sehr detailliert wird die Jugendszene Jenas beschrieben, die sich nach dem Tod von Matthias Domaschk bis zum Ende der DDR zu einer politischen Oppositionsbewegung verändert. Nach zwei Jahren zu der größten in der DDR.

Das Buch wird zum einen aus ihrer und Matthias Sicht beschrieben, zum anderen aus der Sicht von Stasi Mitarbeitern in verschiedenen Funktionen.

Mit dem Wissen, dass 160 Zeitzeugen und 30 Stasimitarbeiter befragt wurden, kann man leicht dem Glauben erliegen hier das Werk eines Historikers zu lesen. Dem ist nicht so.

Es ist ein Buch, mit dem begriffen werden kann, wie Diktatur funktioniert und was dahintersteckt. Funktioniert, weil sie aktiv und passiv unterstützt wurde.

Und Matthias Damasch das Leben kostete.

 

Inhaltlich hatte mich das Buch schnell gepackt und erschüttert,

Dennoch wurde ich vom Stil her nicht warm mit dem Buch. Lag es daran, dass es als Roman in Sachbuchformat oder Sachbuchformat in Romanform daherkommt?

Auf mich wirkte es wie ein langer Artikel über 368 Seiten, obwohl es sich wie ein Krimi liest.

Cover des Buches Jena-Paradies (ISBN: 9783962891862)
B

Rezension zu "Jena-Paradies" von Peter Wensierski

birgitd
Peter Wensierski - Jena-Paradies

Entsätzlich das es sowas geben konnte.
Und dann gibt es Leute, die trauern der DDR hinterher, unverständlich................
Das schlimmste ist, die Täter von damals leben noch immer unter uns.


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