Rezension zu "Zu Besuch bei Diktatoren" von Peter York
Mein Interesse am Buch wurde durch einen Bericht in ttt geweckt, von dem mir vor allem der enorm snobistische Tonfall des Autors in Erinnerung geblieben war.
Der bekannte Stil- und Gesellschaftskritiker Peter York besucht hier die Domizile von Potentaten und sieht sich auch ältere Fotografien noch einmal genau an. Dabei tritt zu Tage, dass ausgerechnet Menschen, die sich fast alles kaufen können und über schier uneingeschränkte Macht verfügen, von unglaublich hässlichem Interieur umgeben sind. Zum Teil sind auch Versuche einer Selbstverwirklichung zu sehen, so hat Adolf Hitler etwa die seltsamen Polstermöbel auf dem Obersalzberg selbst entworfen. Aber auch ein genauer Blick auf offizielle Propagandafotografien zeigt, dass der Fähigkeit zur Selbstinszenierung Grenzen gesetzt sind. So lässt sich Idi Amin etwa neben einem chicen amerikanischen Wagen ablichten, der neben dem Zwei-Meter-Mann leider zum Spielzeug verkommt.
Grundsätzlich liegt dem Buch eine geniale Idee zu Grunde, ist die (Innen-)Architektur solcher Diktatoren doch weithin unbeobachtet und einige der Details die er zu berichten weiß, sind es absolut wert sich zu merken. Für vier Sterne reicht es meiner Ansicht jedoch nicht, weil er sich zu sehr verzettelt in der Fülle an Diktatoren. Anstatt auf drei Seiten nochmals auf eine einzige Fotografie von Noriega einzugehen, wäre es besser gewesen, bei anderen, wo mehr Material vorliegt, wie etwa Saddam Hussain, noch mehr ins Detail zu gehen.