Peter de Mendelssohn

 4,6 Sterne bei 48 Bewertungen
Autor von Zeitungsstadt Berlin, Fertig mit Berlin? und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Peter de Mendelssohn (1908–1982) wuchs als Sohn eines Goldschmieds in der Künstlersiedlung Dresden-Hellerau auf. Bereits während seiner Redakteurstätigkeit beim "Berliner Tageblatt" veröffentlichte er erste Texte. 1933 emigriert, baute sich Mendelssohn eine neue Existenz in Großbritannien auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete er von den Nürnberger Prozessen und war am Aufbau des "Berliner Tagesspiegel" und der "Welt" beteiligt. Bekannt wurde er als Thomas-Mann-Biograph und Herausgeber von dessen Tagebüchern.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Peter de Mendelssohn

Cover des Buches Die Geburt des Parlaments (ISBN: 9783596311125)

Die Geburt des Parlaments

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Erschienen am 15.07.2016
Cover des Buches Fertig mit Berlin? (ISBN: 9783596311958)

Fertig mit Berlin?

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Erschienen am 15.07.2016
Cover des Buches S. Fischer und sein Verlag (ISBN: 9783100494016)

S. Fischer und sein Verlag

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Erschienen am 01.08.1970
Cover des Buches Zeitungsstadt Berlin (ISBN: 9783550081576)

Zeitungsstadt Berlin

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Erschienen am 12.05.2017
Cover des Buches 1875-1918 (ISBN: 9783100494023)

1875-1918

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Erschienen am 01.04.1975
Cover des Buches Der Zauberer (1) (ISBN: 9783596312054)

Der Zauberer (1)

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Erschienen am 15.08.2016
Cover des Buches Der Zauberer (2) (ISBN: 9783596312061)

Der Zauberer (2)

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Erschienen am 15.08.2016
Cover des Buches Der Zauberer (3) (ISBN: 9783596312313)

Der Zauberer (3)

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Erschienen am 15.08.2016

Neue Rezensionen zu Peter de Mendelssohn

Cover des Buches Doktor Faustus (ISBN: 9783596294282)
RattusExlibricuss avatar

Rezension zu "Doktor Faustus" von Thomas Mann

Komplexer Gesellschaftsroman unter dem Deckmantel einer fiktiven Biographie
RattusExlibricusvor einem Jahr

Kategorie: Gesellschaft und Politik | Psychogramm | Tragödie  [Bisher 1x gelesen]

Ich werde für diese Rezension Abstand von meinem üblichen Bewertungssystem nehmen, aber mit validem Grund. „Doktor Faustus“ ist ein sehr ungewöhnliches Buch mit ziemlich viel Anspruch. Und damit meine ich nicht den Schreibstil Thomas Manns, der einem ja auch im Zauberberg manchmal etwas abverlangen kann. Dieses Werk ist mit meinen bisherigen Erfahrungen mit diesem Schriftsteller – Buddenbrooks, Zauberberg, Felix Krull – nicht zu vergleichen.

Es ist allein schon schwer, eine sinnvolle Inhaltsangabe zu verfassen. Vordergründig handelt es sich um eine fiktive Biographie des ebenso fiktiven Musikers Adrian Leverkühn, erzählt seinem fast schon bis zur Nervigkeit devot ergebenen und nicht immer unparteiischen „besten Freund“ (wer das Buch gelesen hat, wird wissen, warum die Anführungszeichen da sind). Hintergründig ist es ein politischer Text, ein Psychogramm und Text über Prägung, eine Abhandlung über Geisteskrankheit, über Kunst, Kulturbegriff, Kunstproduktion und Kunstverständnis, den Begriff des Genies und seinen Preis, über Musik und über Freundschaft (im zynischen Sinne) bzw. Misanthropie und Verletzlichkeit. Dabei noch Gesellschafts-, Kriegs- und Religionskritik, dieses Buch fährt gefühlt alles auf, was die damalige (und heutige) Gesellschaft bewegt€. All diese Themen durchdringen einander die ganze Zeit und ich denke, es ist oft nicht einfach zu erkennen, welchen Hauptfokus (oder mehrere) ein Abschnitt gerade legt, gerade bei den ausschweifenden Erläuterungen zu Musiktheorie, denen auch ich trotz eines profunden Basiswissens oft nicht mehr folgen konnte (und die deshalb manchmal sehr interessant und manchmal sehr langatmig waren).

Überraschend ist, wie selbst bei wachsendem Unverständnis die Neugierde auf die erwähnten Musikstücke geweckt wird – manchmal war es fast schon enttäuschend, dass man sie nicht im echten Leben anhören konnte, um die Beschreibung der Wirkung besser zu verstehen.

Diese ständige Verarbeitung paralleler Bedeutungsebenen macht die Lektüre trotz der meist linearen Handlung manchmal zu einer ziemlichen Herausforderung, zudem das Buch unbestreitbar Längen hat (und das auf fast 700 Seiten).

Der Hauptcharakter will objektiv berichten, schafft es aber trotzdem nicht (natürlich völlige Absicht, er reflektiert sogar darüber) und holt immer wieder sehr weit aus – Dinge, die man wissen muss, um das Psychogramm „Adrian Leverkühn“ zu verstehen und die in ihrem Interessantheitsgrad aber leider schwanken. Die Charaktere sind entweder bodenlos tief oder zynische Karrikaturen, man kann sie plastisch greifen und kommt trotz sehr (!) viel Personals selten durcheinander.

Die generelle Grundaussage ist eher misanthropisch, der im Titel angekündigte Teufelspakt (eine geniale Szene) lässt lange auf sich warten, nur zur Information (ich habe zu lange gewartet, bis ich ihn hintenangestellt habe).

Die Sprache und die Sätze sind ausgeschmückt, schwer und detailreich, was je nach Absatz zwischen Eindringlichkeit und Langatmigkeit hin und her changiert. Wer Thomas Mann kennt, weiß, in welche Richtung es geht (absatzlange Sätze etc.), aber hier hat er sich selbst überboten. Respekt gezollt sei hier übrigens der immensen Recherchearbeit, die hinter diesem Buch gesteckt haben muss. Das ganze Werk ist strikt durchkomponiert, mal sehr offensichtlich, dann wieder eher versteckt. Die Leitfäden (ja, Plural!) ziehen sich durch alle Teile, mit variierender Dominanz.

Ich würde – trotz der guten Bewertung – für dieses Buch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben – eingeschränkt je nach Zielgruppe und Zielaufwand. Es ist ein monumentales, umfangreiches und anstrengendes (auch für Liebhaber von Klassikern und „schwererer“ Literatur) Werk, das wohl niemand beim ersten (oder wahrscheinlich auch wiederholtem) Lesen komplett verstehen wird. Dieses Buch zu lesen, kostet deutlich Anstrengung und Zeit! Man sollte es wissen, wenn man sich darauf einlässt und muss es wollen. Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob ich in den nächsten paar Jahren dazu aufgelegt sein werde, aber irgendwann gewiss wieder, allein schon ob des Vergleiches der Wahrnehmung willen.

Cover des Buches Doktor Faustus (ISBN: 9783596904037)

Rezension zu "Doktor Faustus" von Thomas Mann

Faust-Mythos, Künstler und Weltpolitik
Ein LovelyBooks-Nutzervor 3 Jahren

„Ich möchte seine Einsamkeit einem Abgrund vergleichen, in welchem Gefühle, die man ihm entgegenbrachte, lautlos und spurlos untergingen. Um ihn war Kälte – und wie wird mir zumute, indem ich dies Wort gebrauche, das auch er in einem ungeheuerlichen Zusammenhange einst niederschrieb!“ (Zitat Seite 15)

 

Inhalt

Dr. phil. Serenus Zeitblom ist sechzig Jahre alt, als er am 27. Mai 1943 beginnt, die Lebensgeschichte seines langjährigen Freundes Adrian Leverkühn niederzuschreiben. Der innovative Komponist ist vor drei Jahren verstorben und hat seinem Freund Serenus alle  persönlichen Aufzeichnungen und Unterlagen hinterlassen. Auf Grund dieser Aufzeichnungen schildert nun der Ich-Erzähler Serenus Zeitblom die Kindheit, Jugend, gemeinsame Studienzeit, aber auch die weiteren Lebenswege, die unterschiedlich verlaufen, sich jedoch immer wieder kreuzen. Teilweise verfasst Zeitblom die Texte zu einzelnen Kompositionen des genialen Musikers Leverkühn und erlebt auch seinen künstlerischen Werdegang schon ab der frühen Schulzeit mit, mit allen Höhen und Tiefen, geprägt von einer manchmal besessenen Hingabe zur Musik und zum Komponieren, der Suche nach neuen musikalischen Strukturen. „Nur einer so dringlich beobachtenden Freundschaft wie der meinen, konnte ein solcher  Bedeutungswechsel der Dinge fühlbar oder ahnbar werden, und Gott sei davor, daß die Wahrheit mir die Freude an Adrians Nähe beeinträchtigt hätte! Was mit ihm vorging, konnte mich erschüttern, mich aber niemals von ihm entfernen.“ (Zitat Seite 322)

 

Thema und Genre

Den realen Hintergrund dieses biografischen Romans um einen fiktiven Komponisten bildet die Geschichte Deutschlands zwischen 1884 und 1945, die gesellschaftlichen Veränderungen. Das alte Faust-Thema in dieser modernen Version, welche die unerschöpfliche künstlerische Schaffenskraft in den Mittelpunkt des Pakes stellt, steht für das Leben des Adrian Leverkühn, der als Künstler genial und hochbegabt, als Mensch jedoch einsam und unnahbar bis zur Gefühllosigkeit ist. Dieses Buch ist jedoch ebenso ein Gesellschaftsroman, ein zeitgeschichtliches Dokument Deutschlands in diesen wichtigen Jahren, das die Situation des Bildungsbürgertums, die Stellung der Frauen, die kulturellen und künstlerischen Strömungen, besonders in Musik und Sprache, schildert. Es ist eine weit gefasste Suche nach den kulturgeschichtlichen Gründen für die Entstehung des nationalen Gedankengutes, das sich aus dem Verständnis der deutschen Romantik entwickelt hat und mit zum Nationalsozialismus führte. Die Handlungsorte und Personen dieses Romans sind fiktiv, alle haben jedoch reale Vorbilder, dadurch wird dieser Roman auch autobiografisch geprägt.

 

Fazit

Meine hier notierten Bemerkungen sind keinesfalls als literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Roman von Thomas Mann zu sehen, dafür gibt es qualifizierte Fachliteratur, sondern schildern meine wichtigsten Eindrücke beim Lesen dieses interessanten, ideenreichen, zeitlosen, bis heute noch lebhaft diskutierten Romans des deutschen Literaturnobelpreisträgers.

Cover des Buches Doktor Faustus (ISBN: 9783596294282)
Anna625s avatar

Rezension zu "Doktor Faustus" von Thomas Mann

Herausfordernd
Anna625vor 3 Jahren

Mein zweites Buch von Thomas Mann war eine echte kleine Herausforderung. Denn statt einer bloßen, simplen Aufarbeitung des Faust-Stoffes handelt es sich dabei um ein Konstrukt mit beeindruckend vielfältigen thematischen Exkursen und vor allem einer hochkomplexen Spache.
Der Ich-Erzähler ist zugleich fiktiver Autor des Romans und verfasst in ihm die Biographie seines Jugendfreundes Adrian Leverkühn, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht: er erhält 24 Jahre musikalischer Genialität zum Preis seiner Seele und der Fähigkeit zu wahrer, wärmender Liebe.

Dementsprechend enthält der Roman zahlreiche Verweise auf Komponisten und ihre Werke, dazu zählen etwa Beethoven, Wagner oder Adorno. Auch Aspekte der Musiktheorie fließen kontinuierlich in die Handlung mit ein. Dafür ein Faible zu haben oder vielleicht auch schon über eine gewisse Vorbildung zu verfügen, hilft sicher beim Verständnis, da die Thematik doch sehr komplex ist und das Lesen nicht unbedingt erleichtert wird durch Sätze, die mit erschreckender Regelmäßigkeit die Länge einer halben Seite deutlich überschreiten.
Schreiben kann Thomas Mann ohne Zweifel; und doch hatte ich mit der Komplexität seiner Sprache und der der Thematik meine Probleme. Bisher kannte ich nur die Buddenbrooks von ihm und bin damit deutlich besser zurechtgekommen. Hier musste ich mich über weite Strecken sehr konzentrieren beim Lesen, um nicht den Faden zu verlieren; frustrierend gerade dann, wenn man (mal wieder) einen anderthalbseitigen Satz von vorne beginnen muss, um seinen Sinn zu erfassen.

Was mir gut gefallen hat? Dass der Roman in mehr als einer Hinsicht den Blick auf die Abgründe des Mensch- und Menschlichseins richtet. Wir sehen nicht nur die Hochphase und den Verfall eines begnadeten Künstlers, sondern haben stets auch die Zeit, zu der der Roman geschrieben wurde und auch spielt, im Hinterkopf. Denn "Doktor Faustus" als wichtiges Werk der Exilliteratur greift immer wieder geistesgeschichtliche und kulturhistorische Gründe für das Aufkommen des Nationalsozialismus auf.

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Zusätzliche Informationen

Peter de Mendelssohn wurde am 01. Juni 1908 in München (Deutschland) geboren.

Community-Statistik

in 95 Bibliotheken

auf 7 Merkzettel

von 9 Leser*innen aktuell gelesen

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