Rezension zu "Die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit" von Petra Bunte
Der Roman „Die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit“ war mein dritter Roman von Petra Bunte. Ich muss gestehen: Das Thema „Obdachlosigkeit“ (oder vielmehr „Wohnungslosigkeit“ – aber dass es da einen Unterschied gibt, war mir vor der Lektüre nicht klar) im Rahmen einer Liebesgeschichte erschien mir zunächst nicht wirklich attraktiv. Aber die beiden ersten Bücher der Autorin haben mir gut gefallen – und die Schnipsel, die mir von diesem Buch auf Instagram begegneten, sprachen mich sehr an. Also wünschte ich mir das Taschenbuch zum Geburtstag, und jetzt im Urlaub fand ich endlich Zeit zum Lesen.
Und was soll ich sagen? Dieses Buch hat mich geflasht. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, und wenn ich es doch musste, dann tat es fast schon weh, so sehr wollte ich weiterlesen. Drei Tage habe ich für die über 500 Seiten gebraucht, und diese drei Tage und die darauf folgenden war ich auch abseits des Buches stimmungs- und gedankenmäßig noch so richtig drin in der Geschichte.
Petra Bunte ist hier ein sehr intensiver, fesselnder und auch lehrreicher Roman gelungen, der realistisch, emotional und niemals kitschig ist. Beide Hauptcharaktere, Rieke und Tom, empfand ich als absolut stimmig und glaubwürdig, ihre Annäherung zueinander ist wunderbar zart und vorsichtig und in jedem Punkt glaubhaft erzählt.
Nicht ganz so überzeugend empfand ich Riekes Lebensgefährten, denn seine Motivation für gewisse plotmiteintscheidende Verhaltensweisen war mir nicht immer ganz klar. Auch war dieser Handlungsstrang für mich zu ähnlich zu Petra Buntes erstem Buch. Aber alles andere in diesem Roman hat mich so sehr mitgerissen, dass dieser Punkt für mich letztlich nicht ins Gewicht fällt.
Wie schon in ihren beiden anderen Büchern hat Petra Bunte wieder ein wichtiges gesellschaftliches Thema mit in den Roman eingeflochten. Ohne auch nur im Entferntesten belehrend zu wirken, gewährt sie ihren Leserinnen und Lesern einen authentisch anmutenden, gut recherchierten und eindrücklichen Einblick in die Themen Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit. Wie Rieke entdeckte ich auch bei mir so manches Vorurteil, lernte viel über die Hintergründe, geriet ins Nachdenken und sehe Obdachlose und Wohnungslose jetzt mit anderen Augen als vorher.
„Die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit“ erzählt jedoch nicht nur einfach eine Liebesgeschichte zwischen einer fest im Leben stehenden jungen Frau und einem Wohnungslosen, sie ist so viel mehr als das. Es geht um das Zulassen von Hilfe, von Therapie, um Auseinandersetzung mit Schuld, ums Verzeihen (auch sich selbst), um das Frieden schließen mit der eigenen unrühmlichen Vergangenheit und das Erkennen, dass man trotzdem geliebt werden kann. Das alles fand ich absolut überzeugend dargestellt und hervorragend umgesetzt – und so berührend, dass ich so manch eine Träne vergossen habe. Dazu wartet das Buch auch noch mit einem absolut überzeugenden Ende auf, sogar epilogfrei, was ganz nach meinem Geschmack ist und für diese Geschichte auch genau passend.
Fazit: Ich muss meine ewige Buch-Bestenliste ordentlich umsortieren, denn „Die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit“ reiht sich auf jeden Fall irgendwo in den Top 3 bei mir ein. Ich vergebe alle mir zur Verfügung stehenden Sterne und eine unbedingte Lese-Empfehlung! Danke, Petra Bunte, für dieses großartige Buch!