Cover des Buches Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis (ISBN: 9783839818466)
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Rezension zu Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis von Petra Grill

O’zapft is!

von MademoiselleMeow vor 4 Jahren

Kurzmeinung: Wer hätte sich das Oktoberfest um 1900 so aufregend vorgestellt?

Rezension

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MademoiselleMeowvor 4 Jahren

Pünktlich zum Fernseh-Mehrteiler bin ich mit dem Hörbuch „Oktoberfest 1900“ fertig geworden. Von dem fehlt mir jetzt zwar noch der letzte Teil, ich kann aber schon jetzt sagen, dass ich das Hörbuch bzw. Buch gelungener finde. Eigentlich war ich nie ein Fan von Hörbüchern, aber seit ich oft zu Fuß gehe, anstatt Bahn oder Bus zu nehmen, weiß ich es mittlerweile zu schätzen, etwas unterhaltsames auf den Ohren zu haben. Dabei ist allerdings nicht nur die Geschichte wichtig, sondern auch der Erzähler. In diesem Fall hat man mit Lisa Maria Potthoff genau die richtige Wahl getroffen, ich hatte bisher noch kein Hörbuch, wo mir die Erzählstimme so gut gefallen hat. Es wird auch ganz oft im bayrischen Dialekt gesprochen, denn immerhin spielt das ganze ja auch in München und zwar im titelgebenden Jahr 1900.
Hier begleiten wir die Kellnerin Colina, die sich mit ein paar Tricks eine Stelle als Gouvernante im Hause Prank ergaunert. Braumeister Curt Prank hingegen will auf dem Oktoberfest mit seinem Bier groß rauskommen, scheitert aber immer wieder an der Bürokratie und Tochter Clara hat keine Lust sich der Etikette zu beugen und sich von ihrem Vater als Ehefrau verschachern zu lassen. Und da auch reichlich gemordet und betrogen wird, dürfen natürlich nicht die Gesetzeshüter fehlen, in diesem Fall vertreten durch Inspektor Eder und Oberwachtmeister Aulehner. Ganz schön aufregend, so ein Oktoberfest im Jahr 1900…

Es sind also allerhand Personen im Spiel, auch viele, die ich jetzt nicht genannt habe. Wir hören immer abwechselnd aus der Sicht von Colina und Aulehner, zwei sehr gegensätzliche Charaktere mit sehr unterschiedlichen Sichtweisen. Mir persönlich haben sie Parts von Colina viel besser gefallen, weil sie insgesamt sympathischer rüberkam und eine vergleichsweise taffe Protagonistin war, durch die man auch viel über das Leben einer einfachen Frau zu jener Zeit lernt. Aber gerade weil Aulehners Charakter ein krasser Gegensatz ist, gewinnt die Erzählung an Dynamik und wirkt wesentlich glaubhafter, als hätte man es mit einem Polizisten zu tun, der sich sofort auf die Seite der Gesetzlosen schlägt.
Die Geschichte selbst fand ich mehr unterhaltsamer als spannend. Wer der Mörder ist, kann man sich eigentlich schon denken und alle anderen Spannungsbögen lösten sich so schnell wieder auf, wie sie entstanden waren. Nur Colinas Schicksal gegen Ende konnte wieder etwas mehr fesseln. Schlimm fand ich das allerdings nicht, denn es war immer etwas los und die Geschichte hat nicht an Fahrt verloren. Nur am Ende hatte ich das Gefühl, es häuft sich. Man wollte jedem Erzählstrang noch ordentlich beenden, was ja auch gut so ist, allerdings wirkte das auf mich etwas überladen. Ich hatte das in letzter Zeit häufiger bei Romanen. Das Ende wird eingeläutet, aber dann dauert es noch eine halbe Ewigkeit, bis dann wirklich alles abgeschlossen ist. Aber gerade weil es hier so einige Erzählstränge gab, war das wohl unumgänglich. Das richtige, abschließende Ende, empfand ich als rund, nicht zu übertrieben und, wie ich finde, mit der Option für eine Fortsetzung. Es ist aber auch so gestaltet, dass das Buch für sich als Einteiler stehen kann.
Was mir noch sehr gefallen hat, war der historische Einblick in das Jahr 1900 mit teilweise realen Persönlichkeiten, die zur anschließenden Internet Recherche einladen. Weil mir kurz vor Schluss ein wenig Puste ausging und ich nicht mehr so richtig Lust hatte, hinzuhören, war ich schon versucht, nur 4 Punkte zu geben. Rückblickend waren die die Längen am Ende aber unvermeidbar und zugunsten der dynamischen Erzählweise. Und weil ich insgesamt wirklich Spaß an dem Hörbuch hatte und mir diesmal auch die Erzählstimme sehr gefallen hat, gebe ich dennoch die 5 Sterne.

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