Cover des Buches Die Sünderin (ISBN: 9783499257063)
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Rezension zu Die Sünderin von Petra Hammesfahr

Viel Potenzial, aber letztlich zu zäh

von LiebezuBuechern vor 11 Jahren

Rezension

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LiebezuBuechernvor 11 Jahren
Cora Bender, auf den ersten Blick eine ganz normale Frau, verbringt zusammen mit Mann und Kind einen Nachmittag am See. Eines unterscheidet Cora aber von anderen Müttern. Sie wird heute nicht nach Hause zurückkehren, sie hat sich entschlossen zu sterben. Abends lebt Cora noch, sitzt jedoch bei der Polizei. Verhaftet wegen Mordes. Die Ermittler und ihr Mann stehen vor einem Rätsel. Was hat sie dazu bewegt blindwütig auf einen jungen Mann mit einem Messer einzustechen? Für die Polizei ist die Beweislage klar. Nur Hauptkommissar Rudolf Grovian sucht ein Motiv und deckt dabei einen ungeheuren Albtraum auf.

Die Autorin bezeichnet ihre Bücher selbst nicht als Krimis, doch wird fast jedes ihrer Bücher als solcher wahrgenommen. Das liegt vielleicht mitunter daran, dass es oft einen Toten gibt, wie es auch hier der Fall ist.
Petra Hammesfahr zeichnet hier das Bild einer jungen Frau die sich und ihr Leben hinter einer Fassade versteckt. Solange die Fassade aufrechterhalten wird, ist Cora Bender eine normale junge Frau. Doch es gibt Trigger, die sie an einen schrecklichen Albtraum erinnern und die Bilder, die sie schon lange verdrängt hat, wieder an die Oberfläche befördern. So auch an diesem Nachmittag am See, an dem sie eigentlich nur geplant hat ihrem Leben endlich ein Ende zu setzen. Doch statt Suizid folgt Mord und am Ende des Tages kann sie sich eigentlich selbst nicht ganz erklären, wie es dazu kam. Bei den Befragungen der Polizei versteckt sie sich wieder hinter einem Lügengebilde, erschafft Scheinwelten und Geschichten die es so gar nicht gibt. Sie tut dies um endlich in Ruhe gelassen zu werden, um den Albtraum nicht wieder zu erleben. Rudolf Grovian glaubt jedoch nicht an ihre Geschichte und will das wahre Motiv herausfinden. Was sich ihm dann offenbart, entbehrt jeglicher Grundlage und lässt den Leser einfach nur schockiert zurück.
Die Autorin ist eine Meisterin darin, die tiefsten Abgründe und psychische Grausamkeiten von Menschen zum Vorschein zu bringen. Der Spiegel lobt diesen Roman in höchsten Tönen und bezeichnet ihn als intelligent und beklemmend. Auch ich habe ihn so wahrgenommen, der Grund weshalb ich ihm aber dennoch nur drei Punkte geben kann, ist seine extreme Langatmigkeit. Stellenweise zieht sich die Handlung wie Kaugummi und man findet sich als Leser in immer wiederkehrenden Befragungen mit Cora Bender wieder. Man erfährt zwar Stück für Stück von ihrem Martyrium aus der Kindheit, von den tragischen Erlebnissen, durch die sie so wurde, wie sie jetzt ist. Aber dennoch dreht es sich manchmal seitenlang immer um das gleiche. Die Geschichte stellt sich dann wieder als Lüge heraus und Rudolf Grovian befragt erneut. Wenn mich ein Buch wirklich fesselt, dann erkennt man das mitunter auch daran, dass nicht viel Zeit vergeht, bis dieses Buch ausgelesen ist. Mit "Der Sünderin" habe ich allerdings bereits im Januar begonnen und es immer wieder zwischendurch gelesen.
Es war verstörend und beklemmend zu lesen, wie grausam Eltern zu Kindern sein können. Wie durch solche grausamen Taten eine Kindheit und eine Jugend zerstört werden können und welche gebrochenen Menschen am Ende daraus hervor gehen. Hier hat die Autorin ein meisterhaft genaues Bild gezeichnet und die Tragik dieser Handlungen auch wirklich deutlich gezeigt. Der Weg von der Tat am See bis zum Ende war jedoch durch die seitenlangen Befragungen von Rudolf Grovian geprägt, der im Übrigen auch etwas farblos und unsympathisch blieb und das Buch dadurch für mich streckenweise sehr langatmig werden ließ.

Fazit: Dieses Buch ist tatsächlich sehr beklemmend und verstörend, lässt den Leser bestimmt auch schockiert zurück. Mitunter zieht es sich jedoch wie Kaugummi und bewirkt mehr langweile als Lesefreude. Aus diesem Grund bleibt die Geschichte bei mir nur im Mittelmaß, Bücher dieser tollen Autorin empfehle ich aber dennoch gerne weiter.
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