Petra Hulová

 3,7 Sterne bei 12 Bewertungen
Autorenbild von Petra Hulová (© luchterhand-verlag)

Lebenslauf

Petra Hulová wurde am 12. Juli 1979 in Prag geboren. Sie studierte Kulturwissenschaft und Mongolistik an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität. Im Alter von 23 Jahren schrieb sie mit ihrem Debütroman „Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe“ einen Bestseller. Kein wunder das sie als eine der hoffnungsvollsten Talente Tschechiens angesehen wird.

Alle Bücher von Petra Hulová

Cover des Buches Endstation Taiga (ISBN: 9783630621913)

Endstation Taiga

 (5)
Erschienen am 07.07.2010
Cover des Buches Manches wird geschehen (ISBN: 9783630621432)

Manches wird geschehen

 (2)
Erschienen am 12.01.2009
Cover des Buches Dreizimmerwohnung aus Plastik (ISBN: 9783462045222)

Dreizimmerwohnung aus Plastik

 (2)
Erschienen am 14.02.2013

Neue Rezensionen zu Petra Hulová

Cover des Buches Dreizimmerwohnung aus Plastik (ISBN: 9783462045222)
M

Rezension zu "Dreizimmerwohnung aus Plastik" von Petra Hulová

Atemlose Gedankenketten
M.Lehmann-Papevor 11 Jahren


 

„Nicht stinken und sein Gewicht halten. Einen wichtigeren Grundsatz kenne ich nicht“.

 

Was Wunder, denn die atemlos vor sich hin erzählende Ich-Erzählerin im Roman geht dem „ältesten Gewerbe der Welt“ nach. Als Prostituierte ist sie erfahren, voll im Geschäft und hat vor allem dafür zu sorgen, dass ihre „Geschäftsgrundlage“ erhalten bleibt.

 

Und das ist gar nicht so einfach angesichts der modernen Welt. „Die Digiwelt foltert mich, als wäre ich nicht schnell genug und dabei bin ich noch ganz jung und nackt und brauche Wärme“.

 

Wärme für das „Reibeisen“ und das „Reinstecksel“, durchgehende Bezeichnungen für männliche und weibliche Geschlechtsorgane, die in vielfältiger Form zueinander finden können. Zumindest, wenn vorher dafür bezahlt wurde. Denn nichts ist ihr fremd oder merkwürdig, Erfahrung besitzt sie genug und geht beherzt zur Sache. Ihr kann man nichts mehr erzählen oder vormachen, sie kennt jede Stellung und jeden Wunsch. In einer Welt, das schält sich im Lauf des Romans heraus, die nichts anderes mehr zu sein scheint als völlig pornografisiert. So wundert es kaum, dass es dem „Reinstecksel“ fast völlig schon vergangen ist, die Lust darauf, dass „die Lüsternheit auf allen Vieren gekrochen kommt“.

 

Aber was tut man nicht alles mit 30, wenn in der „Digiwelt“ an Nachschub, auch ganz jungem, kein Mangel herrscht. Jeder ausgefallene Wunsch wird aufgenommen und vermeintlich lustvoll umgesetzt. Und es gibt schon merkwürdige Wünsche, die im Buch nachzulesen sind. Wobei nicht die Grauzonen der Sexualität im Vordergrund stehen, sondern der ganz alltägliche Publikums- und Bedürfnisverkehr.

 

Eine Welt, die auch dem Leser durchaus die Lust vergehen lassen kann, im Übrigen, wie nüchtern sachlich und letztlich entblößend die „Reibeisen“ nur kurz dem tristen Alltag entfliehen möchten und mit wie wenig Lust und Fantasie gerade die Kunden ihre kurze Zeit in der „Dreizimmerwohnung aus Plastik“ zu nutzen gedenken.

 

Der Stil allerdings ist sehr gewöhnungsbedürftig. Einerseits atemlos und rasant, direkt und klar ohne verbale Umschreibungen, andererseits wirkt die Ich-Erzählerin fast schon naiv in ihren Verniedlichungen, in ihrem „Reibeisen und Reinstecksel“, gar nicht wie eine kalkulierende „Geschäftsfrau“ an vorderster Front der käuflichen Liebe.

 

So rasant und atemlos im Übrigen, dass der Leser ein um das andere Mal droht, den Faden zu verlieren und die Orientierung im Buch. Erlebnis reiht sich an Erlebnis, unterbrochen von vielfachen Bewertungen und Meinungen der Ich-Erzählerin über sich, die Kunden, die Welt und, natürlich, über die anderen Frau da draußen, die es einfach nicht verstehen, die „Reibeisen“ tüchtig zu pflegen und damit zu Hause zu halten.

 

Offensiv und direkt, auf Dauer ein stückweit zu assoziativ und den Leser zu sehr unter einen Wasserfall an Worten begrabend, gelingt es der Autorin über weite Strecken hinweg, einen ungeschminkten, respektlosen  und dennoch nicht geschmacklosen Blick auf die „moderne“ Welt der käuflichen Sexualität zu öffnen.

Cover des Buches Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe (ISBN: 9783630621272)
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Rezension zu "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe" von Petra Hulová

Rezension zu "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe" von Petra Hulová
Beaglevor 12 Jahren

Ein Leben in den Weiten der Natur, im dünnst besiedelten Land der Welt - der Mongolei. Ein Land, in dem die Temperaturschwankungen weit über denen Europas liegen, in dem 1/3 der Bevölkerung in der Hauptstadt Ulan Bator leben, diese aber mit knapp über einer Million Einwohner gerade mal so groß wie Köln ist. Von einem solchen Leben erzählt Petra Hulová in ihrem Roman "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe".

Es erzählen die verschiedenen Frauen einer Familie, doch hauptsächlich Dzaja. Sie wurde als Erliiz - als Kind von zwei Völkern geboren. Ihre Mutter war Mongolin, ihr Vater ein Chinese. Eine Tatsache, die dafür sorgt, dass sie schon in frühester Jugend von den Leuten schief angesehen wurde, denn Chinesen sind in der Mongolei nicht beliebt. Auch ihre Schwester Nara hat einen anderen Vater und beide kommen sich in der Familie oft nur geduldet vor. Vor Allem, da ihre ältere Schwester Magi bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, die unangefochtene Lieblingstochter des Vaters.

Schon kurz nach der Schule geht Dzaja zu ihrer Tante nach Ulan Bator. Sie begiebt sich auf ein Abenteuer, denn noch nie hat sie die große Stadt gesehen. Dzaja beginnt eine Arbeit in einer Kantine, doch irgendwann kehrt sie doch wieder zurück in die Steppe. Denn auch in der Stadt ist sie als Mädchen vom Land geachtet.

Auch, wenn es meist um Dzajas Leben geht, so ist der Roman doch eine Familiensaga, der den Kampf um Existenz und Anerkennung der Frauen in der Mongolie beschreibt. Ein wahrhaft grandioses Buch, noch dazu, für einen Debütroman!

Cover des Buches Endstation Taiga (ISBN: 9783630621913)
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Rezension zu "Endstation Taiga" von Petra Hulová

Rezension zu "Endstation Taiga" von Petra Hulová
Beaglevor 13 Jahren

„Mit Endstation Taiga hat sich Petra Hulova einen Platz in der Weltliteratur verdient. Der Ruhm, den ihr dieser Roman einbringen wird, wird ihr lange bleiben.“ (Tyden) – So steht es auf der Rückseite geschrieben. Und ich kann dem nicht widersprechen! Spannend, wie ein Thriller, informativ, wie ein Reisebericht und erzählerische Meisterleistung fügen sich in diesem Buch zusammen.

Im Jahr 1946 bricht der Däne Hablund Doran zu einer Expedition nach Sibirien auf. In dem kleinen Dorf Charyn möchte er einen Reportagefilm über das Leben der dortigen Menschen drehen. Ihre Bräuche haben ihn fasziniert und er will dies einem breiten Publikum bekannt machen. Doch er soll nie mehr zurückkehren.

Schon bald lässt seine Frau Marianne in verschiedensten Zeitungen Aufrufe abdrucken, dass sie Expeditionen, um ihren Mann zu suchen, finanziert. Doch es melden sich nur Scharlatane.

60 Jahre später wird der Student Erske Jenkel auf eine dieser alten Anzeigen aufmerksam. Er beschließt, seinen lange vergessenen Landsmann zu suchen. Oder zumindest, herauszufinden, was mit ihm geschah, denn Hablund müsste inzwischen an die 100 Jahre alt sein. So bricht der Student ebenfalls nach Charyn auf. Das Dorf hat sich in all den Jahren kaum verändert. Noch immer liegt es mit dem angrenzenden Ort Cevapik im Streit, dort, wo die „Rübenschädel“ hausen, die Ureinwohner dieses Landstrichs. Die Russen von Charyn haben sich noch immer nicht mit ihnen verbunden, leben ihr eigenes Leben.

Erske kommt bei der Familie Kavaryc unter. Die Tochter arbeitet in der örtlichen Poststation, sie ist somit eine der wichtigsten Personen im Dorf. Die alten Kacarycs sind zum Teil Nachfahren der Kar, den „Rübenschädeln“, doch, da sie auch zur Hälfte Russen sind, werden sie im Dorf geduldet. Aber Erske erfährt nicht viel über Hablund. Die Zeitgenossen, die ihn noch kannten, sind bis auf wenige Ausnahmen alle inzwischen gestorben. Nur Saska, seine Charyner Ehefrau, lebt noch, aber sie gibt sich nur den vollkommen sinnlosen Hoffnungen hin, Hablund würde eines Tages wieder aus dem Zug steigen. Denn auch Charyn hat er verlassen, ohne, dass Saska ihn jemals wieder gesehen hat. Wo also, ist der Däne abgeblieben?

Der Roman gliedert sich immer wieder in verschiedene Erzählabschnitte. Es wird aus den Perspektiven von Hablund, Erske, Marianne und Fedorek (dem Ehemann der Postbeamtin) erzählt. Petra Hulova beschreibt diesen kargen Landstrich dabei so detailgetreu, dass man ihn wahrlich sympathisch finden muss. Sie erzählt vom harten Leben, von der lebensnotwendigen Transsibirischen Eisenbahn und den einfachen Leuten.

„Endstation Taiga“ ist ein Buch, das man mit zunehmender Seitenzahl nicht mehr aus der Hand legen kann, so beeindruckend ist es geschrieben!

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Zusätzliche Informationen

Petra Hulová wurde am 11. Juli 1979 in Prag (Tschechische Republik) geboren.

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