Rezension zu "KRYO – Die Verfehlung" von Petra Ivanov
Je mehr man sich in die Trilogie vertieft umso größer wird der vielleicht vorhandene Wunsch nach dem ewigen Leben. Da sind einfach zu viele Leute involviert – man kann sich ja schließlich nicht in den eigenen Kühlschrank legen und den Nachbarn bitten nach ein paar Jahren die Tür zu öffnen. Und die haben alle eigene Interessen.
Michael Wild ist dem Geheimnis des ewigen Lebens noch nicht auf die Spur gekommen. Das interessiert ihn auch nicht wirklich. Katarzyna, die interessiert ihn. Weil er sie liebt. Und auch, weil sie Machenschaften aufdecken kann, die im Zusammenhang mit Forschungsmethoden der Chinesen und KrioZhit, der russischen Firma zusammenhängen, für die Michael arbeitet bzw. gearbeitet hat. Sein Leben ist immer noch in Gefahr. Auch durch KrioZhit. Und das obwohl Michaels Onkel Pawel der Chef der Firma ist.
Währenddessen sackt Julia, Michaels Mutter auf der Straße zusammen. Von außen betrachtet ist das kein Wunder. Eine gefühlte Ewigkeit hat sie nach ihrem Sohn gesucht. Sie wusste von Anfang an, dass Michael in großer Gefahr schwebt. Sie reiste quer über die nördliche Erdhalbkugel, nur um Michael zu finden. Mit dem Herz einer Löwin stellte sie sich Leuten entgegen, die sie nie mehr sehen wollte. Denn sie wusste wie gefährlich sie sein können. Und dennoch!
Die „Kryo“-Trilogie rüttelt bis zur letzten Zeile an den Nerven des Lesers. Man stelle sich nur einmal vor, dass es möglich ist die eigenen Gedanken „auslesen“ zu können. Stecker rein, Download starten und … und dann? Das ist science fiction. Petra Ivanov gelingt es mit Bravour den zweifelsfreien Beweis zu erbringen, dass die Vision untrennbar mit Machtansprüchen verbunden ist. Die persönliche Note in Person von Julia, die ihren Sohn, einen exzellenten Mediziner, auf eigene Faust sucht und in ein Wespennest sticht, treibt das Seitenblättern um so intensiver voran.
Es ist die allumfassende Bandbreite des Themas, dass die „Kryo“-Trilogie so spannend macht. Nicht die frei scheinbar erfundene Geschichte vom Gedankeneinfrieren, sondern die menschliche Komponente (vom lebenden Menschen!) fordert die ganze Aufmerksamkeit des Lesers. Wer bisher nichts mit science fiction am Hut hatte, kommt dem Genre mit diesen drei Bänden sehr nahe. Das Thema bietet fiel Raum zum Scheitern. Die Zweifel beim Schreiben verbrennt Petra Ivanov auf dem Scheiterhaufen der Kritiker. Die „Kryo“-Trilogie kann der Beginn eines völlig neuen Genres der Literatur sein.