Cover des Buches Was man verurteilt: Historischer Krimi (ISBN: 9781508521792)
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Rezension zu Was man verurteilt: Historischer Krimi von Petra Meier

Kurzweilige Geschichte für rätselhafte Sonntagnachmittage!

von inflagrantibooks vor 9 Jahren

Rezension

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inflagrantibooksvor 9 Jahren
Wieder hat ein historischer Roman seinen Weg zu mir gefunden. Obwohl ich gar kein Fan dieses Genres bin, häufen sich zurzeit diese Geschichten bei mir. Zufall? Schicksal? Wer weiß…
„Was man verurteilt“ klingt auf den ersten Blick nach einem klassischen Krimi, historisch eben. Ist das so? Und… hat das Genre mich vertrieben?

Unser Hauptprotagonist, Kommissar Ludwig Reithmeier, war auf den ersten Blick ein typischer, den Sitten und Gebräuchen seiner Zeit, angepasster Mann. Polizist mit Leib und Seele, versucht er grausame Morde aufzuklären, die die Reichsstadt Regensburg erschüttern. Er gibt sein Bestes, auch wenn das nicht unbedingt immer das Richtige ist.
Ludwig ist ein Mann, der seinen Prinzipen zwar treu ist, aber leider manchmal einfach nur das tut, was von ihm verlangt wird, ohne Gegenwehr und eigene Meinung. Er hat das richtige Bauchgefühl, kommt damit aber nicht so richtig durch. Für mich war er ein sehr interessanter Mann, der offen für die Lehren des Lebens ist. Für Freunde einsteht und auch seine Fehler hat. Er war nicht perfekt und gerade das machte ihn zu einer interessanten Figur.

Die für mich zweite, starke Figur in der Geschichte, war sein Gehilfe Franz Wittl. Die beiden sind Freunde, Kollegen und die Stimme der Vernunft des jeweils anderen. Auch wenn sie nicht gleich zueinander durchdringen, bleiben die Worte doch hängen und sorgen dafür, dass die Männer über das gesagte des anderen nachdenken. Franz war etwas impulsiv, aber das war m.E. genau der richtige Gegenpart für Ludwig. Franz sagt, was ihm auf der Zunge liegt. Er haut auf den Tisch und verlangt Ergebnisse, während Ludwig eher abwarten will. Allerdings sieht er auch seine Fehler ein. Wider ein Charakter mit Ecken und Kanten und keineswegs perfekt. So wünscht man sich die Figuren, über die man liest.

Die Handlung der Geschichte ist so simpel wir vielschichtig. Es passiert ein Mord, dann noch einer. Die Morde müssen aufgeklärt werden und wir als Leser verfolgen den Kommissar und seine Leute dabei, wie sie das bewerkstelligen. Hin und wieder gibt uns die Autorin einen kleinen Einblick in die Denkweise des Mörders. An dieser Stelle hätte ich mir etwas mehr Einsicht in die Polizeiarbeit von der damaligen Zeit gewünscht. Ob das allen so ging weiß ich nicht, aber ich bin für sowas einfach zu neugierig und muss wissen, wie das abgelaufen ist.^^

Ich muss gestehen, ich dachte ab einem relativen frühen Punkt, dass ich weiß wer es ist. Ab diesem Moment war mir klar, auf das die Geschichte hinausläuft und wie das alles endet. Kurz: Ich war gelangweilt. Las aber gebannt weiter, weil mich die historischen Hintergründe wirklich interessierten!
Und dann …

Die Wendung! Ich gestehe (schon wieder): Damit habe ich nicht gerechnet und alles, was ich glaubte zu wissen, hat die Autorin einfach mal weggewischt. Ich war auf einer vollkommen falschen Spur und konnte am Ende gar nicht glauben, dass ich genau das geglaubt hatte, was die Geschichte vermitteln wollte. Nichts ist so, wie es scheint und Verdächtige gibt es genug. Ich hab den falschen verdächtig, hatte aber bei der Spurensuche richtig viel Spaß.
Also nix mit Langeweile! Ich war beeindruckt, wie Petra Meier es scheinbar leicht geschafft hat, mich an der Nase herumzuführen!

Die historischen Hintergründe waren mich mit das Interessanteste an der Geschichte. Die Illuminaten interessieren mich und einige der Namen habe ich selbst schon gehört und konnte mit der ganzen Entstehungsgeschichte und dem Niedergang des Ordens etwas anfangen, ohne es „googlen“ zu müssen. Aber auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich die ganzen Zusammenhänge verstanden, denn die Autorin schafft es, die „trockene“ Geschichte wunderbar in die Handlung einzuarbeiten, ohne das es wie aus dem Lehrbuch klingt. Ich hätte mir vielleicht sogar noch ein bisschen mehr über den Orden gewünscht, aber das war ja nicht das Hauptaugenmerk.

Der Grundton der Geschichte ist alles in allem sehr ruhig. Die Schilderung der Morde, die Beschreibungen wenn die Leichen gefunden werden und der Tagesablauf von Ludwig (im Grunde alles^^), ist sehr bildhaft beschrieben und mein Kopfkino sprang ohne Probleme an. Was an einigen Stellen nicht immer toll war (ich sag nur, die Leiche in der Herberge…). Dadurch, dass die Geschichte von der ruhigen Art des Protagonisten lebt, ist die Spannung latent vorhanden, überwiegt aber nicht. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, aber ansonsten geht die Geschichte besonnen ihren Weg. Für mich war das nicht schlimm, denn ich habe hier keinen normalen Krimi gelesen. „Was man verurteilt“ regt durch wirklich kluge Worte zum Nachdenken an. Man lernt etwas über das Leben und die Möglichkeiten, die man hat. Die Lehren der Illuminaten werden dargelegt und in interessanten Gesprächen veranschaulicht.

Meine einzige wahre Kritik beläuft sich auf das Potenzial, dass ich noch sehe und dass m.E. nicht genutzt wurde. Ein bisschen mehr Hintergrundinfos, mehr Fakten, nicht nur in Bezug auf die Illuminaten oder die Polizeiarbeit sondern im Allgemeinen auf das Jahr 1785 bezogen. Ich hätte mir gewünscht, ein bisschen mehr vom Leben in der Zeit zu sehen.

Wie schon erwähnt, war die Auflösung des Falls eine riesengroße Überraschung für mich und konnte mich somit von sich überzeugen!

Fazit
„Was man verurteilt“ ist eine kurzweilige Geschichte für Sonntagnachmittage, die durch interessante Worte noch lange im Gedächtnis bleibt. Wer auf reine Krimis steht, kommt hier vielleicht zu kurz, aber nichtsdestotrotz ist es ein Fall zum Rätseln. Ein ruhiger Grundton und interessante, historische Fakten runden das Bild der Geschichte ab.

Bewertung
Ich gebe „Was man verurteilt“ sehr gute 4 von 5 Marken. Alles in allem hat es mir sehr gut gefallen, aber ich denke, dass es noch ein bisschen Potenzial gibt, das ausgeschöpft werden kann.

Tilly
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