Rezension zu "Melancholia" von Petra Reski-Lando
‚Manchmal war ich wirklich tief beeindruckt, wie lebensfroh und organisiert das alles wirkte, wie Menschen sich in diesen Umständen eingerichtet haben. Gleichzeitig schauderte es mich aber auch beim Nachdenken über die Bedingungen, unter denen hier Menschen oft leben.‘ (Seite 20 und 22)
Sven Fennema war für seinen Bildband ‚Nostalgia‘, den ich übrigens nicht kenne, bereits in Italien unterwegs und setzt nun mit ‚Melancholia‘ vor allem Süditalien ein Denkmal, obwohl das Buch auch Bilder seiner Norditalien-Aufenthalte enthält.
Er stellt in ‚Melancholia‘ Industriebauten, Friedhöfe und Grabstätten, Palazzi und Villen, Geisterdörfer, Sanatorien und Irrenanstalten, Sakralbauten sowie Theater und Kinos vor. Dabei fand ich die Industriebauten am wenigsten spannend, und auch wenn diese Fotografien durchaus beeindruckend sind, nutzt sich die Schönheit der Bauten und der Fotografien doch recht schnell ab, und die Fotos haben mich im Verlauf nicht mehr so sehr fesseln können wie zu Beginn. Dieser Effekt tritt in den nachfolgenden Kapiteln nicht mehr auf, und die Fotografien der Dörfer, Villen, Friedhöf etc. sind alle sehr ästhetisch, alle perfekt in Szene gesetzt und alle faszinierend. Bisweilen wurden die Bilder aus ungewöhnlichen Perspektiven aufgenommen, wodurch man sich auf dem Foto erst einmal orientieren muss, was Spannung erzeugt.
Die Fotografien werden von knappen, einführenden Texten begleitet, die Wissen über Totenkult, Wallfahrten etc. vermitteln, und werden mittels kurzer Legenden näher beschrieben.
Die Orte bleiben übrigens in den meisten Fällen unbenannt, um die Gebäude und Stätten bewahren zu können und nicht zu Touristenmagneten werden zu lassen.
Der Bildband ist in jeder Hinsicht ein Kunstwerk: großformatige, technisch versiert aufgenommene Fotografien, dickes Papier, brillante Druckqualität, geprägte Goldlettern auf dem Deckel, Leineneinband. Ein schönes Geschenk für sich selbst oder für andere.