Sie wurde verdammt und vergöttert und hob das Ansehen der Deutschen in der Welt. In dieser ersten autorisierten Biografie wurde Hildegard Knef jedoch komplett verkannt.
"Als sie 1981 gefragt wurde, ob sie das Archiv von Hildegard Knef ordnen könne, musste Petra Roek, immer schon ein Fan, nicht lange überlegen. Aus den sechs geplanten Wochen wurden 21 Jahre, in denen sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Frauen entwickelte.", heißt es in der Verlagsankündigung zu "Fragt nicht warum". Es ist die erste autorisierte Hildegard-Knef-Biografie. Paul Schell, der Witwer Knefs, gab zu dem mit vielen bislang unveröffentlichten Fotos und Dokumenten ergänzten Band das 'Ja' und es konnte rechtzeitig als Buch zum aktuellen Makatsch-Film "Hilde" erscheinen. Ein regelrechter Knef-Boom scheint in diesem Jahr in der edel Edition ausgebrochen zu sein, denn sämtliche Bücher aus Knefs eigener Feder wurden komplett neu aufgelegt. Dazu gibt es auch noch einige Hörbücher sowie einen Fotobildband.
Nun, von der sprudelnden Erzählerin Hildegard Knef aus der Autobiografie "Der geschenkte Gaul" ist in der Biografie von Petra Roek nicht viel zu merken. Im Gegenteil - der 336 Seiten starke Band wirkt blutleer und halbherzig geschrieben und man fragt sich als Leser: Waren diese beiden Frauen wirklich Freunde? Kaum eine Seite, die fesselt. Die Kapitel bleiben farblos. Und weder das Energiebündel Knef in ihrer Lebensbejahung, noch "die Sünderin" Hilde bekommen ein Relief. Die Sympathiekrankheit, die man sich nach dem Lesen des "geschenkten Gaul" eingeholt hat, springt nicht über. "No time for love", Frau Roek?
Am stärksten ist die Biografie da, wo Hildegard Knef zitiert wird. Oder kann man auf Sätze wie diesen verzichten: "Der Krieg hat mich oft nur bis zur Vorfreude kommen lassen."? Knef, die trotz ihrer Berühmtheit, trotz ihrer allzu menschlichen Schicksalsschläge auf dem zernarbten Boden Deutschlands und rutschigen Pflaster Hollywoods eine waschechte Berliner Schnauze blieb – warum ist sie so selten in diesem Buch? Pardon, man soll ja nicht fragen, wie der Titel verlangt.
Aber wer die Knef studiert hat in ihren Filmen, Chansons und Interviews, der kommt zu dem Schluss, dass sie die Verfasserin der Biografie nach alter Manier "fallen gelassen hätte wie eine heiße Kartoffel". Die Frau, die immerzu auf Berg- und Talfahrt ihrer Gefühle war, sie hätte der Autorin dieses mittelmäßigen Lebensberichts ganz ohne Reue die Türe vor der Nase zugeschlagen. Und das im Dienste der Kunst. Knefs Können blieb oft unerkannt und unbeachtet. "Fragt nicht warum" ist ein weiterer Stein in dieser unschönen Mauer.
Die Autorin Petra Roek
Petra Roek wurde 1951 in Berlin geboren. Die Diplom-Verwaltungswirtin ist verheiratet und hat eine Tochter. Seit 1981 kümmerte sie sich um das Archiv der Künstlerin Hildegard Knef, ordnete deren Korrespondenz und erhielt Einblicke auch in das private Leben der Schauspielerin. Es heißt, sie wurde zu einer engen Vertrauten, mit der sie eine innige Freundschaft bis zu Knefs Tod verband.