Rezension zu "Zugtiere in Trägerhosen" von Phil Gaimon
Wer ist eigentlich Phil Gaimon? Dem europäischen Radsportfan ist er eher nicht bekannt gewesen, viele Rennen ist er hier ja nicht gefahren. Aber das spielt auch keine Rolle, denn in diesem Buch wird schnell klar, wer er ist: Ein Unikat.
In lockerem Ton, oft flapsig, immer aber offenherzig, berichtet er davon, wie es ist, seinen Traum vom Profi-Dasein zu leben. Die Kurzfassung: Es ist schwer und man braucht viele Kekse, wenn man nicht gerade ein kolumbianisches Wunderkind ist. Das Lesen macht Spaß, Gaimon hat ein erstaunliches Erzähltalent. Allerdings hat er kein Gespür für Dinge, die man sagen sollte und die, die man nicht sagen sollte. Das Gentleman-Sein ist nichts für ihn, das merkt man schon auf den ersten Seiten. Er plaudert alles aus, was ihm passt und hält mit seiner Meinung nie hinter dem Berg, selbst wenn es keine Belege für sein Gefühl gibt, wer wann wie und ob überhaupt gedopt hat.
In dieses Bild passt seine Freundschaft mit Tom Danielson, der zweimal wegen verbotener Substanzen gesperrt wurde. Er versucht diese Sympathie an mehreren Stellen zu erklären, aber es gelingt ihm nicht, den Widerspruch glaubwürdig aufzulösen, wenn man bedenkt, wie andere Fahrer in seinem Buch wegkommen.
Dieser Erlebnisbericht bleibt dennoch lesenswert und ein erstaunlicher Einblick in den (amerikanischen) Radsport, der sich weit an die Grenze wagt und manchmal darüber hinausschießt. Aber der Autor schert sich nicht darum, was man über ihn denkt, und das ist gut so.