Cover des Buches Der Himmel über dem Bösen (ISBN: 9783499253348)
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Rezension zu Der Himmel über dem Bösen von Phil Rickman

Klärgrubenbehälter, Starkstromleitungen und durchschnittliche Charaktere: Langweilig!

von Sonoris vor 10 Jahren

Rezension

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Sonorisvor 10 Jahren
"Der Himmel über dem Bösen" ist der fünfte Teil der Merrily-Watkins-Reihe von Phil Rickman. Wie anhand meiner Rezensionen bezüglich der letzten vier Romane deutlich geworden sein müsste, liegen die Stärken dieser Mystery-Reihe, bei der Beschäftigung mit spirituellen und religiösen Themen im Zusammenhang mit dem beschaulichen Dorfleben an der englischen Grenze zu Irland und der daraus resultierenden unheimlichen Stimmung. Auch wenn die Charaktere der Hauptakteure wie Lol Robinson und Merrily Watkins eher durch Labilität und starkem Selbstmitleid sowie durch ständigem aufsässigen und protestierenden Verhalten auffallen und dadurch eher anstrengend und nervig sind, überwogen die Romane eben durch die oben genannten Merkmale. Dass darüber hinaus auch kein anderer Charakter dabei war, der mich besonders zu fesseln vermochte oder die Geschichte zusätzlich bereicherte, störte nicht allzu sehr.
In dem hier nun vorliegenden Roman geht es diesmal um die Installation von Klärgruben, die einen alteingesessenen Bauern “Gomer Parry”, der diese bislang eingebaut hatte, sehr verärgert, da der andere Fachmann mit "solch einem neumodischen Kram daherkommt". Ein anderer Einheimischer ist über Strommasten erbost, die zunehmend aufgestellt werden, da sie nicht nur die Gegend verschandeln, sondern darüberhinaus auch gesundheitsschädlich sind, wessen er sich da sehr sicher ist. Wie es im Klappentext heißt, geht es in Underhowle auch sehr unheimlich zu, da die “mächtigen Starkstromleitungen unheilvollen Einfluss auf sensible Gemüter” haben sollen.
Bei aller Begeisterung, die ich für diese Reihe bislang empfunden habe, besonders für den ersten Teil dieser Reihe "Frucht der Sünde", ist "Der Himmel über dem Bösen" derart banal und langweilig ausgefallen, dass ich mich ab der 200. Seite nur noch gequält habe, und in Anbetracht der langweiligen Charaktere ab der 335. Seite auch nicht mehr weiterlesen konnte.
Die Charaktere, besonders der der Tochter der Pfarrerin Jane Watkins und des Musikers Lol Robinson haben sich zwar weiterentwickelt und zeugen daher auch von Tiefe und Lebendigkeit, aber leider sind diese und ihre Erlebnisse von einer derart starken Durchschnittlichkeit, dass sie den schwachen Plot nicht ausgleichen können.
Die Handlung wiederholt sich dabei auch zu sehr von Roman zu Roman. So gerät Merrily Watkins, bewusst durch einen Fehler oder unbewusst durch Bösartigkeit und/oder Hilflosigkeit der anderen stets in Bedrängnis, aus der sie durch ihre Tochter mit Hilfe ihres Freundes dem Musiker Lol Robinson oder des befreundeten Bauern Gomer Parry zum Ende des Romans wieder herauskommt.
Es gab bis dahin natürlich die ein oder andere spannende Szene, die ein interessiertes Weiterlesen ermöglichte, aber diese traten leider zu selten und zu kurzweilig auf, als dass sie mich an den Roman bis zum Schluss binden konnten. Die besondere Stimmung, die für mich diese Reihe ausgemacht hat, ist einer banalen und oberflächlichen gewichen. Jetzt geht es um zerstörte Traktoren und Hochspannungsleitungen, die so manchen Dorfbewohner derart belasten, dass Pfarrerin Merrily einspringen muss und sie ganz in Besitz nimmt. Und wenn dieser Umstand der Aufhänger für einen Roman ist, auch wenn noch unheimliche und spannendere Momente erscheinen sollten - wovon ich mal ausgehe -, ist dies einfach zu wenig. Und gerade in der hier vorliegenden Reihe, die von den mysteriösen Ereignissen und der besonderen Stimmung lebt, darf diese natürlich nicht fehlen oder auch nur in geringerer Intensität auftreten. Oder aber Phil Rickman muss einen solch spannenden Plot haben, dass die Romane nicht zu sehr von der Stimmung und den spirituellen Ereignissen abhängig ist. Und dies bietet “Der Himmel über dem Bösen” leider nicht.
Da die Charaktere mich von dem ersten Teil an schon nicht so recht überzeugen konnten und sich dies bis zum hier vorliegenden fünften Roman nicht geändert hat, werde ich die folgenden Werke dieser Reihe wohl nicht mehr lesen und an dieser Stelle abbrechen. Es fällt mir natürlich nicht leicht, diese Mystery-Reihe aufzugeben, da ich endlich - so dachte ich zumindest - einen Autor gefunden hatte, der sich mit Esoterik und Unheimlichem gleichermaßen beschäftigt. Auf der anderen Seite bin ich jetzt vielleicht auch offen für etwas Neues, was mir und meinen Bedürfnissen eher entspricht.
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