Philip F. Lawler

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Autor*in von Der verlorene Hirte.

Lebenslauf

Philipp F. Lawler zählt zu den scharfsinnigsten katholischen Journalisten Nordamerikas. Er studierte erfolgreich am Harvard College und der Universität von Chicago. Neben seiner Tätigkeit für die Heritage Foundation fungierte er als Herausgeber für das Crisis Magazine und den Catholic World Report. Im Jahre 1995 gründete er mit Catholic World News den ersten englischsprachigen katholischen Nachrichtendienst im Internet. Lawler verfasste mehr als ein Dutzend Bücher zu politischen und religiösen Themen. Seine Essays, Rezensionen und Kolumnen wurden international in mehr als 100 Zeitungen veröffentlicht. So schreibt er u. a. für das Wall Street Journal, die Los Angeles Times und die Washington Post. Spätestens seit Erscheinen seines Bestsellers Der verlorene Hirte kann er als Nordamerikas vorderster neokonservativer Kritiker Papst Franziskus’ gelten.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Philip F. Lawler

Cover des Buches Der verlorene Hirte (ISBN: 9783956211355)

Der verlorene Hirte

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Erschienen am 11.12.2018

Neue Rezensionen zu Philip F. Lawler

Cover des Buches Der verlorene Hirte (ISBN: 9783956211355)
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Rezension zu "Der verlorene Hirte" von Philip F. Lawler

Dr_M
"Die Verwirrung ist kein Versehen. Sie ist Absicht."

Man findet diese Aussage über das Wirken von Papst Franziskus auf Seite 198 des Buches in einem speziellen Kontext. Wenn man diesen Text jedoch in seiner Gesamtheit betrachtet, dann gibt es ähnliche Stellen auch anderswo. Und übrigens auch in anderen Büchern über diesen Papst. Einige Autoren unterstellen Franziskus eine weitreichende, aber gut versteckte Absicht: Er will die katholische Lehre und mit ihr die katholische Kirche unumkehrbar verändern, es aber nicht offen sagen. Stattdessen stiftet er mit widersprüchlichen Aussagen erst einmal zunehmende Verwirrung unter den Gläubigen und den Kirchenfürsten. Dabei widerspricht er gelegentlich nicht nur sich selbst, sondern auch den Lehren seiner unmittelbaren Vorgänger und in bestimmten Fragen der als unumstößlich geltenden katholischen Lehre.

Der Sinn einer solche Vorgehensweise offenbart sich nicht jedem, obwohl sie nicht neu, sondern gut erprobt ist: Das Schaffen von Chaos in einem relativ stabilen System gehört zur Grundvoraussetzung für weitreichende Veränderungen. Macht man dies jedoch zu offensichtlich, wird man keinen Erfolg haben. Bis der Prozess unumkehrbar zu sein scheint, muss man ihn sorgsam verstecken. Franziskus scheint das zunächst gut gelungen zu sein. Nun aber glauben nur noch wenige Beobachter an einen Zufall oder eine Verwirrung des Papstes. "Ich habe den Herrn gebeten, mich wirken zu lassen, bis die Änderungen unumkehrbar sind", soll Franziskus in einem Gespräch mit dem jesuitischen Generaloberer Nicolas gesagt haben.

Wenn man für die Strategie dieses Papstes ein Zeugnis braucht, dann ist es dieser Text eines konservativen katholischen Journalisten aus den USA. Er beschreibt das Wirken von Franziskus in der Zeitlinie seines bisherigen Pontifikats und zeigt dabei klar auf, wo und wie weit er sich von der katholischen Lehre und den Lehren seiner beiden unmittelbaren Vorgänger entfernt hat. Für Außenstehende (wie mich) ist das nicht immer leicht zu lesen, weil Lawler dazu ins Detail gehen muss. Insbesondere diskutiert er dabei sehr ausführlich den Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen.

Die katholische Kirche schleppt seit Jahrhunderten viele Probleme mit sich herum, die ihre innere Verlogenheit und zunehmende Weltfremdheit auf eine Weise demonstrieren, bei der man sich nur wundern kann, wie sie es trotzdem schafft, noch so viele Anhänger zu haben. So beklagt sich nicht nur Franziskus über den Kapitalismus, sondern es taten bereits auch seine Vorgänger, wenn auch etwas gemäßigter. Doch was macht die Kirche selbst? Die Vatikanbank funktionierte jahrzehntelang als die perfekte Geldwaschmaschine. Dieses Problem scheint inzwischen zwar mehr oder weniger beseitigt zu sein. Von irgendeiner Transparenz der vatikanischen Finanzen kann jedoch keine Rede sein. Und das wird sich auch nicht ändern. Man nutzt den geschmähten Kapitalismus, wenn man dadurch reicher werden kann.

Auch der römisch-katholische Prunk hat mit der Lehre Jesu rein gar nichts zu tun. Die vielfältigen sexuellen Ausschweifungen sogenannter katholischer Würdenträger und die Missbrauchsfälle sind ein Thema für sich, das in diesem Buch allerdings keine wesentliche Rolle spielt. Ihre statistische Relevanz und das Verschweigen und Vertuschen der katholischen Kirche hätten unter normalen Umständen längst dazu führen müssen, dass diese Organisation ihre aus sich selbst begründete moralische Legitimation vollständig verliert. Stattdessen aber belehrt sie unbeeindruckt weiter die Welt. Von der Einsicht, dass der Missbrauch von Kindern in der Kirche kein Zufall ist, scheint man weit entfernt. Auf beiden genannten Themengebieten erwies sich Franziskus nach Benedikt nicht etwa als Reformer, sondern als Bremser. Lawler macht das im Detail deutlich.

Ein Papst sollte nicht spalten. Das jedenfalls ist die Ansicht des Autors. Ein Papst sollte die Kirche zusammenhalten und einen. Doch das tut Franziskus nach Ansicht von Lawler ganz und gar nicht. Vielmehr seien die Rhetorik und der Geist dieses Papstes auf Uneinigkeit und Diskontinuität aus. Darin besteht Lawlers Hauptaussage in diesem Buch. Er macht das insbesondere an der päpstlichen Schrift Amoris laetitia fest, die eigentlich eine Zusammenfassung einer Synode sein sollte, aber nach Lawlers Meinung die katholische Lehre untergräbt.

Worum es dabei geht, ist für Außenstehende eher lustig. Bisher galt für geschiedene Katholiken, dass sie bei einer erneuten Heirat wie Bruder und Schwester zusammen leben mussten, wenn sie die Kommunion erhalten wollten. Das wird in der päpstlichen Schrift mit einer Fußnote, also versteckt, infrage gestellt. Franziskus hatte jedoch schon vorher verfügt, dass man leichter eine geschiedene Ehe von der Kirche als ungültig erklären lassen kann. Mit diesem verlogenen Trick geht man den Folgen der weltfremden katholischen Lehre sofort aus dem Weg.

Was für Außenstehende schwer zu verstehen ist, bleibt für konservative Katholiken ein unverzeihlicher Tabubruch, den sie nicht hinnehmen können. Denn, so fragen sie sicher nicht unberechtigt, wo soll das denn enden? Diese weltfremde Lehre beruht schließlich auf Aussagen von Jesus, welche man in der Bibel nachlesen kann.

Besonders hervorgetan haben sich übrigens deutsche Kardinäle als Berater von Franziskus in dieser Frage. Wieso sich Franziskus ausgerechnet von "Vertretern einer sterbenden Kirche" führen lässt, ist dem Autor nicht klar, denn schließlich würde deren Schicksal doch zeigen, wohin dieser Weg führt. Ob Lawler damit tatsächlich die Gründe für den Niedergang der deutschen Kirchen erfasst hat, mag man bezweifeln. Sein Buch allerdings beschreibt ziemlich deutlich, welcher Machtkampf inzwischen im Vatikan ausgebrochen ist. Man darf gespannt sein, wie er wohl ausgeht.

Für nicht christliche Beobachter ist Lawlers Buch nicht immer leicht lesbar, weil es doch sehr detailliert innerkirchliche und theologische Fragen behandelt. Dessen ungeachtet erscheint es mir als ein aufschlussreiches Dokument, da es unter anderem auch zeigt, wie die Spaltung der Gesellschaft sich auch in der katholischen Kirche widerspiegelt.

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