Philip Kerr ist bekanntermaßen 2018 verstorben, so dass ich davon ausgehe, dass dieser Band, der zeitlich 1928 und damit z.T. weit vor den bereits erschienenen Bänden der Reihe spielt, als Abschluss anzusehen ist.
Bernie Gunther ermittelt im Berlin der 1920er Jahre in einem Serienmord an Prostituierten als eine neue Mordserie Berlin erschüttert. Jemand erschießt eiskalt Kriegsversehrte an öffentlichen Orten, in der Regel an Bahnhöfen und kann immer unerkannt entkommen. Doch es kommt noch schlimmer. Der Unbekannte wendet sich an die Presse und verhöhnt die Berliner Mordkommission unter Ernst Gennat und Bernhard Weiß.
Meinung:
Ich finde es bemerkenswert, wie es Philip Kerr geschafft hat, alles was er seinen Helden Bernie Gunther hat erleben lassen auf "Null" zu setzen und ihn in diesem Band wie eine gerade erst erdachte Person aussehen zu lassen. Selbst der Gunther eigene Sarkasmus köchelt nur auf Sparflamme.
Wie immer schafft es Kerr den Leser in die Zeit eintauchen zu lassen und ähnlich wie in Volker Kutschers Romanen fühlt man sich in die 20er Jahre zurückversetzt. Im Gegensatz zu Kerrs anderen Gunther Romanen spielt die Zeitgeschichte in diesem Band eine eher untergeordnete Rolle. Die Lage der deutschen Juden wird unabhängig von der NSDAP thematisiert, womit Kerr herstellen will, dass der Antisemitismus keine Erfindung der Nationalsozialisten war, sondern schon vor in anderen gesellschaftlichen und politischen Gruppen aktiv gehegt und gepflegt wurde.
Der Roman leidet aber darunter, dass sich keine rechte Spannung entwickeln will und der aufmerksame Leser schon vorher auf den Täter aufmerksam wird (daher 4 anstelle von 5 Sternen).
Fazit:
Farewell Bernie Gunther aka Philip Kerr. Viele vergnügliche Lesestunden verdanke ich Deinen Abenteuern und ich möchte keines der Bücher - auch diesen etwas schwächeren letzten Band nicht - missen.