Supermilch
Phil Böhms Erzählband Supermilch ist eine sehr lesenswerte Sammlung von Kurzgeschichten, die allesamt recht bizarr und grotesk sind.
Großartig erzählt finde ich die Geschichte „Unser Flecken“. Sie handelt von einer Vierer-WG, die beschließt, entschleunigt zu leben und deshalb ein Haus auf dem Land kauft. Der Anfang der Erzählung mutet wie eine Aussteigergeschichte an, doch dann plötzlich liegen schimmernde Kisten auf dem Feld vor dem Haus und Hilde träumt, es läge jemand in ihnen ... Die surrealen Momente der plötzlich auftauchenden Kisten haben mich sehr an Mills Blechhausgeschichte erinnert. Nach und nach entwickelt Phil Böhm hier ein subtiles Grauen, was unter der Oberfläche wabert. In keiner Zeile wird es explizit und doch entsteht solch eine Spannung, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin, um das Ende /das Schicksal des Protagonisten zu erfahren.
Meiner Meinung nach die beste Geschichte im Band, die Böhms großes erzählerisches Talent zeigt und ihn als Meister des Ungesagten präsentiert.
Die Geschichte von Saubermann, der mit Friedrich, der Kröte in einem eigenartigen Ort, einem Wohnblock außerhalb der Stadt lebt, konnte ich nicht so richtig einordnen. Orte und Zeiten verwischen hier und ich wusste oft nicht auf welcher erzählerischen Ebene ich mich gerade befinde. Das Erzählte - die sprechende Kröte, Saubermann, der immer wieder an der gleichen Stelle mit dem Hackfleisch in der Hand in die Wohnung tritt, der Wohnblock mit den Lasershows bei Nacht - erschien mir grotesk. Und wunderlich.
Erwähnen möchte ich als letztes noch die Geschichte Sterben mit den Philistern, in der eine Horde elternloser Jugendlicher und ihr Anführer an jedem ersten Mittwoch im Monat auf Fahrrädern und mit Kanthölzern jagt auf Diplomaten macht ... ein bißchen dystopisch und gruselig, aber auf eine gute Art, die wachrüttelt.
Lest das mal!