Rezension zu "Die Ungleichzeitigen" von Philipp Brotz
Als Hagen mit Anfang Dreißig in seine Heimat zurückkehrt, ist nichts mehr so wie er es in Erinnerung hat. Nach vielen Jahren des ewigen Studierens in Berlin, zieht er nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern wieder zurück in das Haus seiner Kindheit.
Doch egal, wohin er sich wendet, alles hat sich verändert. Als sich dann noch herausstellt, das sein ehemaliges Refugium, der Wald, einer Flüchtlingsunterkunft weichen soll, versucht Hagen verzweifelt, das Vergangene wiederherzustellen.
Die ersten Kapitel dieses Romans sind dank der schönen Schreibweise nur so dahingeflogen, und völlig fasziniert habe ich das Denken und Handeln der Hauptperson Hagen verfolgt. Dabei habe ich immer wieder geschwankt zwischen Mitleid für diesen Mann, der sich eigentlich schon immer in einer Art Schwebezustand befand und noch nie wirklich angekommen zu sein schien; und zwischen völligem Unverständnis für sein Handeln. Hagen ist so ein Charakter, der die Gemüter spaltet. Mich hat er stellenweise wirklich wahnsinnig gemacht mit seiner Naivität, seinem Zögern und Zaudern.
Der Gegenpol kam dann mit der Jesidin Adana ins Spiel. Trotz schrecklicher Erlebnisse ist sie so eine positive und starke Frau, die Hagen immer wieder anstößt.
Insgesamt war dieses Buch für mich mal etwas völlig Anderes, es geht um Flüchtlingsthemen, Entwurzelung, Vorurteile, und das Zwischenmenschliche kommt auch nicht zu kurz.