Cover des Buches Der erste Sohn (ISBN: 9783813504798)
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Rezension zu Der erste Sohn von Philipp Meyer

Ein Epos über den Wilden Westen - dramatisch, grausam, spannend

von Corsicana vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Was für ein Monumentalwerk - der Mythos vom Wilden Westen entmysifziert...

Rezension

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Corsicanavor 9 Jahren
Der Roman "Der erste Sohn" von Philipp Meyer handelt von der Geschichte des Staates Texas - und bezieht den Rest des legendären "Wilden Westens" direkt mit ein. Es geht um Siedler, Indianer, Mexikaner, Kriege, große Ranches mit großen Viehherden, Cowboys, Liebe, Familiengeheimnisse, Sex & Crime. Also alles, was das Leben in Texas und im Wilden Westen bestimmte. Und natürlich darf die Zeit der Ölbarone in Texas auch nicht fehlen.

Die Geschichte erzählt im Haupthandlungsstrang von Eli McCullough, dem sogenannten ersten Sohn des neugegründeten Staates Texas, da er am Gründungstag geboren wurde. Mit Hilfe seiner Geschichte werden die großen Mythen des Wilden Westens erzählt: Elis Familie wird von Indianern überfallen und getötet, nur er überlebt und wird von den Indianern adoptiert, er wächst dort auf und diese Erlebnisse werden sein Leben bestimmen. Er wird immer die Weite und die Freiheit der Prärie vermissen und suchen - gleichzeitig lernt er aber auch sehr drastisch, wie grausam das Leben sein kann - und wie schön zwischendurch - und im Endeffekt bereitet dies den Boden für seinen zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg - den er sich mit teilweise sehr brutalen Methoden erarbeitet. Seine Familie ist (wie schon seine Herkunftsfamilie) gespalten in Mitglieder, die sensibel und intellektuell sind (wie sein Bruder und einer seiner Söhne) und in Mitglieder, die erbarmungslos nach Erfolg streben, wie z.B. seine Urenkelin Jeanne Anne. Neben der Erzählung von Eli gibt es abwechselnd noch Tagebuchaufzeichnungen seines Sohnes Peter, der sensibel ist und mit seiner Familie mehr als Probleme hat und dazu kommen noch Erinnerungen seiner Urenkelin Jeanne Anne, die kurz vor ihrem Tod mit einem Schlaganfall bewegungslos auf dem Boden liegt und ihr gesamtes Leben Revue passieren lässt.

Diese abwechselnden Perspektiven machen die Lektüre spannend und interessant. Die Handlung ist sowieso spannend - wenn auch zwischendurch sehr grausam-naturalistisch dargestellt. Aber so wird es gewesen sein - und nicht so wie in den stimmungsvollen "schönen" Western, in denen immer das Gute gewinnt.

Fazit: Ein gewaltiges Werk, eine Familiengeschichte, ein Epos über den Wilden Westen, der auch zeigt, wie unsere gesamte Welt funktioniert und wie sich die Welt stetig wandelt. Denn wie sagt einer der Comanchen sinngemäß: Wenn die Menschen etwas haben wollen, müssen sie es jemand anderem wegnehmen. Das machen die Indianer nicht anders als die Weißen. Aber nur die Weißen denken, dass diese Sache Ihnen dann gehört.
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