Rezension zu Herrn Murmelsams Fieberträume von Philipp Multhaupt
Poetische Fieberträume...
von parden
Kurzmeinung: Eine fantastische Reise durch 29 poetische Kurzgeschichten - für mich hätte Herr Murmelsam ruhig noch weiter fiebern können...
Rezension
pardenvor 7 Jahren
POETISCHE FIEBERTRÄUME...
Einmal war Herr Murmelsam sehr krank. Im Fieberwahn ersann er die Kunst des knisternden Flüsterns, schwelgte in der Heimlichkeit der ersten Liebe und in der eisernen Schönheit der Einsamkeit. Er schenkte den Menschen die Knautschvögel und eines Nachts erfand er sogar den Mond.
Philipp Multhaupt erzählt Geschichten für Erwachsene, die im Herzen Kinder geblieben sind und sich heute noch trauen, an die Macht der Fantasie zu glauben. Seine Helden sind vergessene Träumer in einer kalten, erstarrten Gesellschaft. Zwischen Luftschlössern und Irrlichtern suchen sie die Liebe, das Glück und ihren Weg. Sie entdecken das Besondere im Verborgenen. Und manchmal finden sie dabei auch sich selbst.
29 Träume fabuliert Herr Murmelsam in seinem Fieberwahn, der drei lange Tage und Nächte anhält - 29 Kurzgeschichten erwarten den Leser hier, die ihn mitnehmen auf eine fantastische Reise. Er begegnet hier z.B. einem Flüsterkünstler, dem Mädchen mit dem Mondscheinlächeln, einem Knautschvogel und macht sich auf die Suche nach dem Geschmack von Wolken.
Dabei entpuppt sich nicht nur eine faszinierende Fantasiewelt, die haarscharf an unserer Realität vorbeischrammt - aber so ist das nun einmal bei Träumen - sondern es öffnen sich auch Einblicke in das Seelenleben von Menschen wie du und ich. Von Ängsten, vom Mutigwerden, von Liebe, von Glück, von der Suche nach etwas - und manchmal von sich selbst.
Eine Rezension kann diesen Geschichten nicht gerecht werden, denn dafür müsste man auf jede einzelne der 29 Träume eingehen. Doch die fein geschliffene, bildhafte Sprache, die sanfte Poesie, die Liebenswürdigkeit in der Darstellung der Figuren, das ist allen Geschichten gemein. Als beispielsweise ein alter Mann zu erzählen beginnt, wie er den Mond an den Himmel gemalt hat:
"Ich krame einfach alles hervor, was ich dabeihabe", hat der Alte erklärt und es gewissenhaft aufgezählt. "Eine Handvoll kleiner Gedankenknospen (...) ein geborgtes Lächeln, ein paar perlmuttfarbene Traumreste aus der vorigen Nacht, eine Landstreichermelodie, einen ungeschriebenen Liebesbrief, eine Erinnerung an meinen ersten Tag am Meer, ein paar Sekunden, von denen ich schon geglaubt hatte, ich hätte sie verloren, dabei hatte ich sie nur verlegt. All diese Dinge fülle ich in ein halbvolles Honigglas (...) und rühre sie mit dem verbliebenen Honig an, um die Mischung einzudicken (...) und dann, im honigblassen Licht des neugeborenen Mondes, lieben wir uns viele Male." (S. 55 f.)
In dieser Sammlung von Träumen ist es erstmals geschehen, dass mir keine einzige der Geschichten nicht gefiel - wie sonst stets bei derartigen Büchern mit Kurzgeschichten. Dabei gibt es welche zum Selber-Träumen, melancholische Erzählungen, Texte, bei denen man schmunzeln kann - und stets kleine Gedankenanstöße, die sich aber als leises Angebot verstehen und nicht mit der Keule schwingen. Eine überaus angenehme Mischung, und für mich hätte Herr Murmelsam ruhig noch ein wenig weiter fiebern können - (oh, Entschuldigung).
Nach Philipp Multhaupt jedenfalls halte ich weiter Ausschau. Vielleicht hat er ja eines Tages auch so viel zu erzählen, dass er einen Roman schreibt. Ich darf ja auch wohl mal träumen...
© Parden
Einmal war Herr Murmelsam sehr krank. Im Fieberwahn ersann er die Kunst des knisternden Flüsterns, schwelgte in der Heimlichkeit der ersten Liebe und in der eisernen Schönheit der Einsamkeit. Er schenkte den Menschen die Knautschvögel und eines Nachts erfand er sogar den Mond.
Philipp Multhaupt erzählt Geschichten für Erwachsene, die im Herzen Kinder geblieben sind und sich heute noch trauen, an die Macht der Fantasie zu glauben. Seine Helden sind vergessene Träumer in einer kalten, erstarrten Gesellschaft. Zwischen Luftschlössern und Irrlichtern suchen sie die Liebe, das Glück und ihren Weg. Sie entdecken das Besondere im Verborgenen. Und manchmal finden sie dabei auch sich selbst.
29 Träume fabuliert Herr Murmelsam in seinem Fieberwahn, der drei lange Tage und Nächte anhält - 29 Kurzgeschichten erwarten den Leser hier, die ihn mitnehmen auf eine fantastische Reise. Er begegnet hier z.B. einem Flüsterkünstler, dem Mädchen mit dem Mondscheinlächeln, einem Knautschvogel und macht sich auf die Suche nach dem Geschmack von Wolken.
Dabei entpuppt sich nicht nur eine faszinierende Fantasiewelt, die haarscharf an unserer Realität vorbeischrammt - aber so ist das nun einmal bei Träumen - sondern es öffnen sich auch Einblicke in das Seelenleben von Menschen wie du und ich. Von Ängsten, vom Mutigwerden, von Liebe, von Glück, von der Suche nach etwas - und manchmal von sich selbst.
Eine Rezension kann diesen Geschichten nicht gerecht werden, denn dafür müsste man auf jede einzelne der 29 Träume eingehen. Doch die fein geschliffene, bildhafte Sprache, die sanfte Poesie, die Liebenswürdigkeit in der Darstellung der Figuren, das ist allen Geschichten gemein. Als beispielsweise ein alter Mann zu erzählen beginnt, wie er den Mond an den Himmel gemalt hat:
"Ich krame einfach alles hervor, was ich dabeihabe", hat der Alte erklärt und es gewissenhaft aufgezählt. "Eine Handvoll kleiner Gedankenknospen (...) ein geborgtes Lächeln, ein paar perlmuttfarbene Traumreste aus der vorigen Nacht, eine Landstreichermelodie, einen ungeschriebenen Liebesbrief, eine Erinnerung an meinen ersten Tag am Meer, ein paar Sekunden, von denen ich schon geglaubt hatte, ich hätte sie verloren, dabei hatte ich sie nur verlegt. All diese Dinge fülle ich in ein halbvolles Honigglas (...) und rühre sie mit dem verbliebenen Honig an, um die Mischung einzudicken (...) und dann, im honigblassen Licht des neugeborenen Mondes, lieben wir uns viele Male." (S. 55 f.)
In dieser Sammlung von Träumen ist es erstmals geschehen, dass mir keine einzige der Geschichten nicht gefiel - wie sonst stets bei derartigen Büchern mit Kurzgeschichten. Dabei gibt es welche zum Selber-Träumen, melancholische Erzählungen, Texte, bei denen man schmunzeln kann - und stets kleine Gedankenanstöße, die sich aber als leises Angebot verstehen und nicht mit der Keule schwingen. Eine überaus angenehme Mischung, und für mich hätte Herr Murmelsam ruhig noch ein wenig weiter fiebern können - (oh, Entschuldigung).
Nach Philipp Multhaupt jedenfalls halte ich weiter Ausschau. Vielleicht hat er ja eines Tages auch so viel zu erzählen, dass er einen Roman schreibt. Ich darf ja auch wohl mal träumen...
© Parden