Dieses Buch hinterlies einen ambivalenten Eindruck:
Noch in der Einleitung war ich begeistert - immerhin brachte Philipp Ther hier markante Thesen zu ethnischen Säuberungen und der Ausprägung des Nationalismus in Europa. So konnte er überzeugend darstellen, dass Minoritätenprobleme und darauf folgende Vertreibung ethnischer Minderheiten nicht zwingende Folge rassistisch-biologistischen Denkens gewesen sein müssen. Vielmehr schafften es auch liberal-bürokratische Staaten, wie bspw. der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, mittels administrativer Bestrebungen der Vereinheitlichung und Vereinfachung, dass Minoritäten faktisch eliminiert wurden.
Im eigentlichen Hauptteil des Buches widmet sich Ther einzelnen ethnischen Großkonflikten Europas, insbesondere den Balkankonflikten vor und nach dem 2. Weltkrieg. Hier konnte mich die Darstellung weniger überzeugen, handelte es sich nämlich nur um eine allgemeine Verortung der Konfliktherde, nicht jedoch um eine tiefgehendere Analyse. Insgesamt schien mir, wollte Ther zunächst einmal eine allgemeine Übersicht über das bislang noch spärlich bearbeitete Thema liefern. Insoweit ist das Buch m. E. jedoch gut gelungen.
Ethnische Säuberungen als Phänomen des 20. Jahrhunderts