Diese kleinen Bücher aus der Reihe Fischer TaschenBibliothek sind perfekt als Geschenk für Weihnachten #tipp
Philipp Werner
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Die schönsten Lebensweisheiten
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Ein schönes Buch? Ein wertvolles Buch? Ein gut gemachtes Buch? Ein wichtiges Buch? Ein lesenswertes Buch? Diese Fragen scheinen willkürlich; sind mir persönlich aber gerade bei Büchern zu Klassikern und (Lebens-)Weisheit wichtig. Denn wie die Tugenden überhaupt, ist die Beschäftigung damit (also mit Lebensweisheit) ein wenig aus der Mode gekommen. Da muss ein Buch, ein Büchlein zumal, schon etwas Besonderes bieten, um der Betrachtung wert zu sein.
Gleich vorweg muss ich sagen, dass ich nur einen Teil der obigen Fragen eindeutig mit „ja“ beantworten kann – dass ich dies aber durchaus nicht als ein grundsätzliches Abraten vom Kauf verstanden wissen will. Wer dieses Büchlein kauft, verschenkt oder liest, sollte schon genauer wissen, warum er dies tut.
Für ein Taschenbuch ist es ansprechend gemacht; mit liebevoll ausgesuchtem Dekor, robustem Material, überschaubar kurz gehaltenen Abschnitten, und griffigem Literaturverzeichnis. Doch ich möchte ebenso einiges zu bedenken geben.
Missfallen hat mir zuallererst, dass der Herausgeber zwar (beinahe verschämt) auf dem inneren Vorsatzblatt genannt wird, dass er aber keinerlei persönliche Zeile zu diesem Werk beisteuert. Sicher sollen die Zitate vornehmlich für sich selber sprechen – dennoch, ich wüsste bei einem Werk mit Herausgeber gerne, wer dies war, und welche Motive er verfolgt hat. Sonst wirkt das Buch auf mich so, als werde mir ein Geschenk kommentarlos auf den Tisch gelegt – ohne Gruß, ohne Karte.
Zweitens finde ich, dass das Literaturverzeichnis so seine Eigenheiten hat. Löblich ist sicherlich, dass überhaupt eines vorhanden ist – dennoch scheint es mir seltsam, dass man die akademische (!) Notation herangezogen hat. In akademischen Kreisen ist es weitgehend üblich, nicht die Verlage, sondern nur die Erscheinungsjahre und –orte anzugeben. Das führt bei diesem Buch nun dazu, dass eine bestimmte Tatsache erfolgreich verschleiert wird: die hier zitierten Autoren und Werke stammen zu einem großen Teil aus dem nämlichen Verlag, nämlich den „Fischer Klassikern“. Eigenwerbung? Ich mag mich nicht ganz zu diesem naserümpfenden Urteil durchringen. Sicherlich ist es verständlich, und auch durchaus üblich, einen Querschnitt des eigenen Verlagsprogramms auf den Markt zu bringen. Doch mir persönlich wäre es lieber, wenn man zu dieser Absicht auch ausdrücklich stünde.
Ferner hat mich verwundert, dass im Literaturverzeichnis eines Sammelbändchens wie diesem – ebenso zahlreiche Sammelbände auftauchen! So wird die Rückverfolgung bestimmter hier aufgeführter Zitate dem Leser teilweise fast unmöglich gemacht. Schade!
Die inhaltliche Einteilung des Büchleins hat mir hingegen recht gut gefallen – da gibt es Abschnitte zum „Umgang mit Menschen“, zur Liebe, zur Selbstgenügsamkeit, zur Arbeit, und zum Müßiggang. Innerhalb dieser Abschnitte tummeln sich nun Zitate verschiedenster Couleur – aller möglichen Längen, aller möglichen Autoren. Und eben auch aller möglichen Hintergründe, und eben hier finde ich es schade, dass diese nicht näher beleuchtet werden. Es wirft einfach ein völlig anderes Licht auf einen Text, wenn man von seinem Hintergrund, seinem Entstehungskontext, weiß. Schopenhauer taucht in allen Kapiteln auf (merke: er wird von „Fischer Klassiker“ mit Vorliebe herausgegeben), und so könnte man meinen, Schopenhauer sei eben ein „prima Kerl“, ein weiser Mann gewesen, der sich zu vielen Themen Gedanken gemacht habe. Doch wie anders sieht dies aus, weiß man, welche Philosophie Schopenhauer vertreten hat – dass er zu seiner Zeit durchaus nicht beliebt, geschweige denn verstanden, war. Er war im deutschen Sprachraum einer der ersten Denker, der sich ernsthaft mit östlichem Gedankengut, sprich: vor allem mit dem Buddhismus, auseinandergesetzt hat. Doch jeglicher Hinweis hierauf fehlt.
Zitate ohne Kontext sind eben manchmal keine sinnvollen Zitate mehr; sie werden zu bloßen Schnipseln. Ähnliches wie für Schopenhauer, gilt in diesem Band auch für Marc Aurel und Baltasar Gracián (ersterer römischer Staatsmann, letzterer Jesuitenmönch). Ohne die genaue Kenntnis ihrer jeweiligen Weltanschauung, ihrer Lebensumstände, gerät der Leser allzu leicht in die Gefahr, beliebige eigene Verstehensmuster in die Zitate hinein zu interpretieren. Wiederum schade!
Wie gesagt, ich möchte dieses Büchlein nicht „verreißen“. Mir hat es in seiner grundsätzlichen Absicht durchaus gefallen, es ließ sich leicht lesen. Aber ob dies beim „normalen Durchschnittsleser“ eben auch funktioniert, wage ich zu bezweifeln. Ein Vorwort, ein allgemein brauchbares (!) Literaturverzeichnis, sowie einleitende Texte zu den zitierten Autoren, würden das Buch viel ausgewogener machen. Immerhin, mir hat es erneut Appetit auf Schopenhauer gemacht. Seine „Aphorismen“ habe ich mir unmittelbar nach der Lektüre besorgt. Das ist doch schon mal was.
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