Cover des Buches Hool (ISBN: 9783351036454)
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Rezension zu Hool von Philipp Winkler

Beeindruckende Gesellschaftsstudie: authentisch, unterhaltsam, gelungen!

von Insider2199 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Beeindruckende Gesellschaftsstudie: authentisch, unterhaltsam, gelungen! (****)

Rezension

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Insider2199vor 7 Jahren

Beeindruckende Gesellschaftsstudie: authentisch, unterhaltsam, gelungen!

Der 1986 in Neustadt geborene und bei Hannover aufgewachsene Autor studierte „Literarisches Schreiben“ in Hildesheim und lebt heute in Leipzig. Der vorliegende Roman war für den dt. Buchpreis 2016 nominiert.

Zum Inhalt (Auszug aus Klappentext): Jeder Mensch hat zwei Familien. Die, in die er hineingeboren wird, und die, für die er sich entscheidet. HOOL ist die Geschichte von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern, den Hooligans. Philipp Winkler erzählt vom großen Herzen eines harten Jungen, von einem, der sich durchboxt, um das zu schützen, was ihm heilig ist: Seine Jungs, die besten Jahre, ihr Vermächtnis.

Meine Meinung: Ich weiß nicht, wie der Autor bei seiner Recherche vorgegangen ist, vielleicht hat er Hooligans wochen- oder monatelang interviewt oder eine Zeitlang unter ihnen gelebt. Wie auch immer, das Ergebnis wirkt wie ein authentischer Tatsachenbericht, man hat das Gefühl eine Doku zu „betrachten“. Durch die glaubhaften Charaktere und die ganz eigene Sprache wird der Leser auch sehr schnell in diese fremde, brutal und gleichzeitig doch so faszinierende Welt hineingesogen. Sehr unterhaltsam erzählt, keine Zeile ist langweilig, teilweise habe ich mich fast wie ein Voyeur gefühlt, der in eine Welt hineingesogen wird, deren Betrachtung verboten oder gefährlich ist.

Auch der formale Aufbau hat mir gut gefallen, v.a. wie der Autor die einzelnen, zeitlich hin und her springenden Kapitel, fragmentarisch so zusammensetzt, dass durch deren Anordnung Cliffhanger und somit Spannung entsteht. Einzig, wenn es um den Fußball ging, fühlte ich eine kleine Woge der Langeweile aufkommen, aber zum Glück sind diese Szenen nicht allzu lang. Obwohl es sprachlich tw. sehr rüpelhaft zugeht, finden sich doch viele Oasen von Poesie und scharfen Beobachtungen. Hier eine kleine Kostprobe:

„Und ihre kleinen Glubscher, diese blaue Augen. Sehen aus wie Eiswürfel, in denen eine Fliege eingefroren wurde. So scharf und gezielt, aber gleichzeitig sind die auch so offen und freischwebend.“

Der einzige Grund, warum ich dem Werk leider keine 5 Sterne geben kann, ist der für mich persönlich etwas enttäuschende Schluss. Ich weiß nicht, was ich genau erwartet hatte, aber einfach etwas mehr, etwas mehr „Moral von der Geschicht“. Irgendwie fehlt mir die Entwicklung des Protagonisten.

Fazit: Eine überaus beeindruckende Gesellschaftsstudie, sehr authentisch, äußerst unterhaltsam und ein gelungenes Debüt. Allerdings muss ich wegen dem doch etwas faden Schluss einen Stern abziehen. Jedoch SEHR empfehlenswert!

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