Cover des Buches Hool (ISBN: 9783351036454)
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Rezension zu Hool von Philipp Winkler

tolles Debüt!

von Loooora vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Das Buch ist hart und derbe, hat mich sehr zum nachdenken angeregt und auch sehr berührt.

Rezension

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Looooravor 7 Jahren
Philipp Winklers Debütroman hat es wirklich in sich. Als ich es beendet habe, musste ich es auch erstmal sacken lassen. Und verdauen. So schnell und flüssig es sich auch lesen lies, zwischendrin mussten auch die Pausen sein, da es mMn einfach so nah am Leben ist, auch wenn man über die Szene, die hier beschrieben wird, absolut keine Ahnung hat.
Er beschreibt die Geschichte von Heiko, 27 Jahre, zweimal durch das Abitur gerasselt, arbeitet im Gym seines Onkels und aktiv in der Hooligan-Szene von Hannover 96. Man erfährt viel über sein Leben, seine Familie, mit dem alkoholkranken Vater und vor allem über seine Freunde, die zunächst ebenfalls in der Hooligan-Szene aktiv sind.
Einige Matches werden beschrieben, wie das Gefühl ist, wenn sich geschlagen wird.
Aber es geht vor allem um das drum herum um die Freundschaft zwischen Heiko, Kai, Jojo und Ulf. Um das Verhältnis zwischen Heiko und seinem Onkel Axel, dem das Gym gehört und der krumme Geschäfte am laufen hat, u.a. auch mit Nazis, was Heiko nicht tolerieren möchte. Und auch das Verhältnis von Heiko und seiner Familie.
Und genau darum geht es in dem Buch, man soll schon einen Einblick in die Szene haben, auch mal lesen, wie das Gefühl bei einem Kampf ist. Aber vor allem soll dem Leser nahegelegt werden, dass es oftmals nicht nur den Fußball und die anschließenden Schlägereien geht, sondern um die Freundschaften in der Gruppe.
Heiko findet nämlich, der aus schlechten familiären Verhältnissen kommt, in der Gruppe eine zweite und für ihn bessere Familie.
Er findet in seinen Freunden, den Zusammenhalt den er braucht und für den er auch einstehen möchte (z.B. als er unbedingt den Kampf gegen Braunschweig ausfechten will, um sich für das "Attentat" auf Kai zu rächen) und er sucht bei seinem Onkel Axel, auch wenn dieser Krumme Dinge dreht, Drogen nimmt, mit den Angels zusammenarbeitet und Nazis toleriert, die Anerkennung, die ihm von seinem Vater her fehlte.
Und ich glaube, darauf ist Winkler auch aus, er zeigt dem Leser, das jeder in der Gruppe, egal woher er kommt, aufnimmt und akzeptiert, so lange man ähnliche Werte und Interessen hat.


Winkler schreibt hart und schonungslos, manchmal sehr grob in seiner Sprache. Aber gerade dadurch ist er so nah an der Sache dabei. Es ist die "alltägliche" Sprache die genutzt wird, die die Menschen in der Szene auch selber sprechen. Und dadurch wirkt es ehrlich und man kauft ihm die Story einfach ab. Man erhält einfach mal einen Blick in eine Randgruppe, bei der man sonst nur denkt, dass es sich nur um Fußball, Saufen und Schlägereien handelt. Und das es auch bei denen um mehr geht. Um Freundschaft, Loyalität, dass man sich für andere einsetzen möchte (zwar mit fragwürdigen Mitteln, aber immerhin).
Streckenweise fand ich die Sache mit Armin übertrieben (vor allem mit dem Tiger), hat aber im Gesamten die Story nicht schlechter gemacht.
Ich bin wirklich beeindruckt und kann verstehen, dass HOOL für den deutschen Buchpreis 2016 nominiert war.

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