Cover des Buches Das Erbe der Königin (ISBN: 9783404163892)
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Rezension zu Das Erbe der Königin von Philippa Gregory

Rezension zu "Das Erbe der Königin" von Philippa Gregory

von SitataTirulala vor 13 Jahren

Rezension

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SitataTirulalavor 13 Jahren
"Ich ergebe mich diesen schlimmen Zeiten, ich werde wie ein Stück Treibholz auf den Wellen der königlichen Launen tanzen. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ich kann meinen Kopf nur hochhalten, indem ich jemand anderen unter Wasser drücke. Wenn man Schiffbruch erleidet, ist jeder Ertrinkende sich selbst der Nächste." ---------- Inhalt: Als König Heinrich VIII. von England Anna von Kleve auswählt, damit sie seine vierte Ehefrau wird, kann sie es kaum erwarten der Tyrannei ihres Bruders zu entkommen und Königin Englands zu werden. Doch sie lernt schnell: Es ist nicht alles Gold was glänzt, man kann niemandem trauen, denn jeder Höfling dreht seine Flagge geschickt im Wind, um dem König zu gefallen. Und als dieser entscheidet, dass ihm die klevische Herzogin nicht zusagt, gerät Anna nach nur wenigen Monaten Ehe in höchste Gefahr - zumal ihr wankelmütiger Gemahl sich für ihre Ehrenjungfer Katherine Howard erwärmt. ---------- Meine Meinung: Nachdem ich mich lange und breit mit dem französischen Königshaus beschäftigt habe, war es mal wieder an der Zeit auch den Engländern ein bisschen Lesezeit zu widmen. Und wer würde da gelegener kommen als der viel beschriebene Heinrich VIII.? Es war zuerst das wirklich sehr hübsche Cover der Taschenbuchausgabe, das mich in der Bücherei auf das Buch aufmerksam machte, der Klappentext tat dann ein Übriges, um mein Interesse endgültig zu wecken. Ausgeliehen, eingepackt, mitgenommen. Philippa Gregory, die bereits "Die Schwester der Königin" geschrieben und sich darin vornehmlich mit Heinrichs zweiter Frau Anne Boleyn und deren Schwester Mary auseinander gesetzt hat, hat in "Das Erbe der Königin" ihr Augenmerk auf spätere Frauen des Königs von England gelegt: Nummer vier, Anna von Kleve, und Nummer fünf, Katherine Howard. Sie lässt die Begebenheiten am englischen Königshof von drei weiblichen Figuren erzählen. Zum einen wäre da Jane Boleyn, die Schwägerin der zweiten Königin Anne, die nicht nur diese, sondern auch ihren Mann George, Annes Bruder, an Heinrichs Willkür und damit an den Henker verlor und die nun zur Krönung der vierten Frau Heinrichs nach langem Exil wieder an den Hof zurückkehren darf. Dann ist da noch die naive, ziemlich materialistische, vielleicht ein bisschen einfältige vierzehnjährige Katherine Howard, die bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist und als Ehrenjungfer in den Hofstaat von Königin Anna aufgenommen wird. Und zu guter letzt erzählt auch Anna von Kleve selbst mit den Worten einer jungen, freiheitsliebenden, aber doch pflichtbewussten Frau, die den seinerzeit vielleicht mächtigsten und wankelmütigsten Mann Europas heiraten soll. Die einzelnen Kapitel umfassen immer nur wenige Seiten, es gibt also einen regelrecht fliegenden Wechsel zwischen den Erzählperspektiven, was ich als sehr interessant empfand. Was mich dagegen irritierte war die Tatsache, dass alle drei Frauen nicht nur aus der Ich-Perpesktive erzählen, sondern auch in der Gegenwart. Normalerweise ist das für mich eine tödliche Kombination bei einem Buch, Ich-Perspektive und Gegenwart. Aber Philippa Gregory hat es geschafft so damit umzugehen, dass ich mich ziemlich schnell daran gewöhnt und es letzthin gar nicht mehr bewusst negativ wahrgenommen habe. Von der ersten bis zur letzten Seite macht jede der drei Frauen, die man als Leser begleitet, eine deutliche Entwicklung durch, die meiner Ansicht nach gelungen rüberkommt. Im Nachwort gibt die Autorin zwar an, dass besonders über Anna von Kleve als Frau Heinrichs VIII. nicht viele historische Fakten bekannt sind, aber auch, wenn sich vieles in diesem Roman vor allem auf die Fantasie Philippa Gregorys stützt, konnte ich mir lebhaft vorstellen, dass es auch genauso gut tatsächlich so gewesen sein könnte. Allein die unter den Höflingen vorherrschende Angst vor der Wankelmütigkeit, vor den willkürlichen Launen des Königs wird sehr stimmungsvoll rüber gebracht. Ich nehme übrigens an, dass es sich bei "Das Erbe der Königin" um eine Art Fortsetzung zu "Die Schwester der Königin" handelt, allerdings kann ich allen, die letzteres Buch nicht gelesen haben, aber dieses hier in der Hand halten versichern: Ich habe es auch nicht vorher gelesen und hatte trotzdem nicht die geringsten Probleme, die Geschichte zu erfassen oder zu verstehen. ---------- Fazit: Guten Gewissens vergebe ich vier Sterne für einen Roman, der nach meinem Geschmack mit denkbar schlechten Voraussetzungen (Erzählstil usw.) startete, der mich aber mit jeder Seite mehr für sich eingenommen hat.
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