Rezension zu "Geschichte der Kindheit" von Philippe Ariès
In den 1980er Jahren begann sich die "Alltagsgeschichte" als historische Disziplin zu formieren; um Akzeptanz ringt sie noch heute. Philippe Ariès als Vertreter der französischen Annales-Schule war einer der ersten "Alltagshistoriker", die geforscht und publiziert haben. Entstanden ist - neben der "Geschichte des privaten Lebens" - der Klassiker "Geschichte der Kindheit". Geschrieben in lebendiger Sprache, detaillastig, faktenreich und eine Unmenge an Einzelfällen, Fundstücken und historischen Bruchstücken verarbeitend. Kernthese u.a., dass sich die "Kindheit" als Lebensphase erst im 18./19. Jh. herauszubilden begann. Vorher galten Kinder aus gesellschaftlichen und metalitätsgeschichtlichen Gründen als "unfertige" Menschen - eben nicht als Individuen. Wer anspruchsvolle und faktenreiche, aber dennoch lebendig geschriebene Kulturgeschichte lesen möchte, der kommt um diesen Klassiker nicht herum!