Rezension zu "Hör auf zu lügen" von Philippe Besson
Philippe ist 17 Jahre alt und ein Außenseiter. Als hochbegabter Sohn des Schuldirektors, der wenig Kontakt zu den Mitschülern hat, lebt er in einem französischen Provinznest. Er fühlt sich von seinem Klassenkameraden Thomas, einem geheimnisvollen und charismatischen Winzersohn, angezogen und ist ganz verblüfft, als dieser sein Interesse erwidert. Thomas wird seine erste und große Liebe. Eine Liebe, die nur im Verborgenen gelebt werden darf und die für Thomas tragisch endet, weil er, geprägt durch die ländlichen Konventionen, seine sexuelle Identität sein Leben lang verleugnen wird. Eine Kindheit als Schwuler in der Provinz – dieses Motiv kehrt zurzeit in der französischen Literatur immer wieder. In „Hör auf zu lügen“ erzählt Besson von seiner ersten großen Liebe, Thomas. Die beiden jungen Männer verlieben sich 1984 in einem Städtchen namens Barbezieux. Es ist die tragische Geschichte einer Liebe. Ein großartiger, subtil gezeichneter Roman, zart und grausam zugleich, eine von schmerzhafter Melancholie durchzogene Selbstentblößung. Ich kann das Buch nur empfehlen, es ist mein Jahreshighlight 2022.