Brodeck soll für die Dorfgemeinschaft einen Bericht verfassen, in dem er beschreibt, wieso ein Fremder, der sogenannte „Andere“ beseitigt werden musste. Widerwillig kommt er diesem Auftrag nach. Parallel verfasst er einen zweiten Bericht, in dem er jedoch seine Sichtweise der Dinge und seine damit verwobene Geschichte erzählt. Er selber galt nicht lange zuvor während des Krieges als fremdartig und wurde denunziert und von den Besetzern in ein Lager verschleppt, in dem er Unmenschliches erfährt, überlebt und nach zwei Jahren Martyrium als gebrochener Mann zurück kehrt.
Sein erfahrenes Leid, vermischt sich mit dem Leidensweg des Anderen, der nach der eigentlichen Überwindung der Katastrophe ins Dorf kommt und zunächst mit offenen Armen empfangen wird. Doch seine seltsame Aufmachung, sein andersartiges Gebaren und sein geheimnisvolles Tun weckt die Angst vor dem Fremden, Unbekannten unter den Dorfbewohnern, die ihn zunehmend als Bedrohung erleben und entsprechend behandeln. Das drohende Unheil zieht über das dörfliche Idylle heran.....
Der Handlungsverlauf ist auch mit den Zeichen in der Natur verwoben. Die Naturgewalten reagieren offensichtlich auf die Geschehnisse unter den Menschen. Selbst die Füchse werden zu einem metaphorischen Bild. Das namenlose Grauen bekommt eine exemplarische Ausprägung. Während Brodecks Leid historisch bekannt und nachvollziehbar ist, erschrickt man über das Schicksal des Anderen. Er scheint, als ob die Dorfbewohner keine Lehren aus dem Vergangenen gezogen haben und mehr Mitläufer als Opfer, ja sogar Kopierende der eigenen leidvollen Erfahrungen während der Okkupationen geworden sind.
Auf dem Begleittext heißt es, es handle sich um ein kleines Dorf im deutsch-französischen Grenzgebiet, hörte sich für mich aber, nach einem in den Bergen von Böhmen oder Mähren an.
Die Handelnden im Krieg erhalten verfremdete Namen.
Christian Brückner liest und das mit einer umfassenden Perfektion. Für die Geschichte gebe ich 4 Sterne, plus einen zusätzlichen für den Vorleser. Es handelt sich um eine gekürzte Lesung, was aber nicht auffällt.
Fazit: Von Philippe Claudel war das mein erstes Werk. Es hat mich neugierig auf weitere gemacht....