Rezension zu Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung von Philippe Claudel
Rezension zu "Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung" von Philippe Claudel
von Binea_Literatwo
Kurzmeinung: Ein Auge lacht, ein Auge weint und ich schreie laut: Guten Tag, guten Tag. Puh...ein Buch was mitten ins Herz trifft, in mein Herz getroffe...
Rezension
Binea_Literatwovor 14 Jahren
Ein Auge lacht vor Freude Freudentränen, das andere Auge weint vor Traurigkeit Trauertränen. Lachenweinen – ein magisches Wort für mich. Ein Wort, was ich mit einem Menschen verbindet, eine Gemeinsamkeit, es passiert uns an ganz bestimmten Orten, zu ganz bestimmten Zeiten immer wieder. Dieses Lachenweinen folgt auf ein Gefühl was tief in mir drin ist, ein Kreisel aus Freude, Glück, Trauer und Schmerz, eine ganz spezielle Mischung, die von zwei Menschen. Philippe Claudel hat mir in diesem ruhigen, leisen Buch gezeigt, wie er mich zum Lachenweinen bringt und hat dies in einer Tour geschafft. Ich weiß es funktioniert bei mir nur mit diesem einen Menschen, es muss ein magischer Moment sein und das Buch hat bei mir diesen magischen Moment abgepasst. „Guten Tag, guten Tag“ rufe ich laut, immer und immer wieder, genau wie Monsieur Linh. Für ihn sind diese Worte genauso heilig wie für mich das Lachenweinen und das macht ihn so stark. Er ist einsam und alleine, keiner kennt seinen Namen. Er ist fast alleine, seine Enkelin Sang diu, gerade zehn Tage alt, ist bei ihm. Alle anderen sind tot, seine Heimat ist weit weg. Beide in einer fremden Stadt, in einem Flüchtlingsheim. Alleine, von anderen nur skeptisch beguckt. Sang diu ist für Monsieur Linh alles,wofür es sich zu leben lohnt. Der Verlust der Familie, der Verlust seines bisherigen Lebens, nur Sang diu kann diesen Verlust, diesen Schmerz kompensieren. Er behütet sie wie sein eigenes Herz, würde alles für sie geben. Die Tage ziehen ins Land und Monsieur Linh ist nach langer Zeit bereit den Schlafsaal zu verlassen. Auf der Straße, auf der Bank gegenüber des Parks trifft er Monsieur Bark. Er hat seine Frau verloren und klammert sich seitdem an Zigaretten, sie werden für ihn zu einem bestimmten Ritual, wenn er auf Monsieur Linh und seine Enkelin trifft. Auch das tägliche Treffen wird zu einer wohltuenden Gewohnheit, spezielle Treffen zwischen zwei Menschen, die äußerlich nicht die gleiche Sprache sprechen, aber innerlich genau dieselben Worte fühlen. Blindes Vertrauen und gehörloses Verstehen könnte man dies bezeichnen. Und dann passiert das, womit beide nie gerechnet hätten, eine Veränderung, die das gerade wieder lebenswerte Leben umstößt. „Manchmal geschieht ein Wunder, manchmal, wenn man glaubt, alles um einen herum sei nur noch wüst und stumm, gibt es doch Glück, Lachen und neue Hoffnung!“ Eine Hymne an die Freundschaft, die keine Worte bedarf. Für mich mehr als nur nachvollziehbar, für mich lebbar, in allen Facetten. Eine freundschaftliche Liebe zweier Männer, die viel verloren und doch viel gefunden haben. „Jeder Tag hat einen Morgen, Immer kehrt das Licht zurück, immer folgt ein neuer Tag…“ Ein wahrer Schatz, ein Herz voller Hoffnung, ein Buch was viele Sprachen spricht und einen festen Weg geht. In einem Auge lacht die Sonne, in dem anderen weinen die Wolken nach diesem Buch, magisch ist es und weiterhin halte ich mit meinem Herz an der Hoffnung fest. Genau wie Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung.