Katz-und-Maus-Spiel im Roussillon
von Gulan
Kurzmeinung: Ordentlicher Frankreich-Krimi um eine entführte Niederländerin mit viel Privatleben des Inspecteurs.
Rezension
Der französische Krimiautor Philippe Georget beginnt mit diesem Krimi eine Reihe um den Inspecteur Gilles Sebag. Neben der Kriminalhandlung spielt seine Person und seine privaten Erlebnisse und Empfindungen eine große Rolle im Buch. Sebag ist in den Vierzigern, verheiratet, zwei Kinder. Er ist offensichtlich ein überdurchschnittlicher Polizist, hat sich aber mit dem Zeitpunkt der Familiengründung von beruflichen Ambitionen verabschiedet und frönt spätestens seit dem Umzug der Familie ins Roussillon dem Savoir-vivre. Die Beziehung zu seiner Frau Claire ist nach wie vor eng und intim, dennoch bemerkt er Anzeichen, dass Claire möglicherweise eine Affäre hatte. Seine Ungewissheit, Eifersucht und Selbstqualen begleiten ihn während des gesamten Falles.
Der Autor legt sein Hauptaugenmerk auf der Person Gilles und der Einsatzgruppe der Polizei. Er bedient sich aber auch kurzer Perspektivwechsel, in denen er den Täter, die gefangene Niederländerin Ingrid und den Rentner Robert, der die Leiche am Strand gefunden hat, begleitet. Die Ermittlungen der Polizei beginnen sehr gemächlich. Erst nimmt niemand Lopez' Verschwinden so richtig ernst. Mit der Entführung von Ingrid beginnt schließlich ein Katz-und-Maus-Spiel des Täters mit der Polizei, dass aber erst in der zweiten Hälfte des Buches so richtig an Fahrt gewinnt.
Zwar ist das Buch als Roussillon-Krimi vermarktet und die Gegend rund um Perpignan wird im Buch auch als Schauplatz dem Leser näher gebracht. Dennoch ist der Krimi aus meiner Sicht kein typischer Regionalkrimi, bei dem der Lokalkolorit über die Handlung gestellt wird. Georget hat einen flüssigen, lockeren und trotzdem hintergründigen Schreibstil. Gelungen finde ich außerdem die Beschreibung der Einsatzgruppe der Polizei mit ihren unterschiedlichen Typen. Einzige Kritikpunkte sind die definitiv langatmige und spannungsarme erste Hälfte des Buches und einige Unklarheiten in Bezug auf Täter und Tat, die nicht vollständig enthüllt werden.
So bleibt als Fazit ein ordentlicher und lesenswerter Krimi aus dem Süden Frankreichs, der sich leider einen Großteil der Spannung bis zum Schluss aufspart.