Inhalt
Der 16-jährige Hugh, bester Nachwuchs-Cellist Australiens, steht kurz vor seiner Aufnahmeprüfung am Musik-Konservatorium, wovon alle die Grundsteinlegung einer glänzenden Karriere als Musiker erwarten. Doch da taucht sein totgeglaubter Opa Poppy auf und bittetet ihn, ihn zum 2.800 km entfernten Uluru zu fahren. Die Kilometer, die er als Führerscheinneuling so dringend benötigt und der alte Holden, der sein Herz höher schlagen lässt, lassen seine Bedenken schnell verfliegen. Unterwegs erleben sie allerlei Abenteuer, die nicht wenig mit der mysteriösen Tramperin zu tun haben, das sie mitnehmen...
Meine Meinung
Dieses Buch ist ein lockerer Jugendroman für zwischendurch, wortwitzig und pfiffig. Aber was erwartet man auch anderes bei der Kombination von nerdigem 16-Jährigen Nerd, Hippie-Großvater und Road Trip?
Die Geschichte beginnt in Sydney, wo Hughs totgeglaubter Großvater plötzlich vor seiner Schule auftaucht und damit seine Welt ins Wanken bringt. Warum hat seine Mutter seine Existenz verschwiegen? Doch als Poppy ihn bittet, ihn in seinem 1969er Holden HT Monaro GTS 350 V8 zum Uluru, früher bekannt als Ayers Rock, zu fahren, kann Hugh nicht widerstehen. Endlich weiß er, woher seine Begeisterung für Autos und besonders für historische Rennwagen herkommt! Warum sein Opa unbedingt so plötzlich zu dem großen Monolithen will, interessiert Hugh erst einmal nicht. Hals über Kopf verlassen die beiden die Stadt - und geraten von einer Schwierigkeit in die nächste.
Auf ihrer Reise entdeckt Hugh nach und nach das echte freie Leben, das seine Eltern, anspruchsvolle Businessmenschen, ihm nie zugestanden haben. Das Zusammensein mit seinem verrückten Opa tut ihm gut und der verbotene Road Trip stärkt sein Selbstbewusstsein. Er trifft Mädchen und flirtet, was er sich zu Hause nie getraut hätte. Er verliebt sich und er spielt zum ersten Mal Straßenmusik wobei er merkt, was für eine Erfüllung das sein kann. Diese Stelle hat mir besonders gut gefallen denn man spürt richtig, wie sich die Ketten von Hughs Fußgelenken lösen und er tief, tief einatmet. Poppy ist für ihn dabei so etwas wie die gute Fee, und ich mochte ihn sehr gerne. Er bittet seinen Enkel zwar nicht wegen eines plötzlich erwachten Helfersyndroms um diese Reise, trotzdem spielt er eine wichtige Rolle in dem Prozess des Erwachsenwerdens, und hat dabei eine eigene, sehr traurige Geschichte... Er hat mich sehr an den Großvater aus "Little Miss Sunshine" erinnert, und ich habe ihn mir auch so vorgestellt.
Das Mädchen, das sich Bella nennt und per Anhalter fährt, bringt eine besondere Verfolgungsjagd-Note in das Buch. Sie ist geheimnisvoll und bis zum Schluss weiß man nicht, was sie für ein Spiel spielt. Vor wem ist sie auf der Flucht und warum? Warum nennt sie einen falschen Namen? Und, für Hugh am wichtigsten: ist sie wirklich lesbisch, wie sie vorgibt? Hugh hat mir ein wenig leidgetan, dass er ihrem Lügengespinst aufgesessen ist, welches von Poppy schnell durchschaut wird. Trotzdem war mir die toughe Bella nicht unsympathisch, und der Autor blieb ihrem Charakter zum Glück auch bis zum Schluss treu.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind mit Straßenschildern, auf denen der jeweilige Schauplatz steht, markiert. Durch sie habe ich Stationen meiner Australienreise vor ein paar Jahren rekapitulieren können, weshalb das Buch einen besonderen Erinnerungsbonus erhält. Dann gibt es noch eine Stelle, die mir besonders gefallen hat und an die ich mich wohl häufig erinnern werde: Hugh erzählt von den vielen Sterne-Hotels, in denen er mit seiner Familie immer Urlaub macht und Poppy verspricht ihm eines, das mehr Sterne hat, als jedes bekannte Hotel. Als sie die Nacht im Freien verbringen muss Hugh einsehen, dass sein Opa recht hatte: sie schlafen in einem Eine-Million-Sterne-Hotel...
Es gibt jedoch auch ein paar Kritikpunkte. Ich fand es zum Beispiel unrealistisch, dass Hugh nur aufgrund von Computerspielen so gut Autofahren kann und selbst gefährliche Situationen schnell wieder unter Kontrolle bringt. Denn ich wage zu behaupten, dass sich ein Fahrsimulator doch sehr von echtem Fahren unterscheidet - vor allem wenn es um Gefahrensituationen geht, in denen einen oft nur Erfahrung schützen kann. Auch das Ende der Outbackreise hatte leider den bitteren Beigeschmack des Gedankens "Ja klaaaaar" und hätte echt nicht sein müssen. Das
richtige Ende, also das Ende des Buches, fand ich hingegen sehr gelungen und die "Moral der Geschicht" vor allem für junge Leser wichtig. Insgesamt möchte ich
4 von 5 Wolken vergeben.