Ich fuhr ziellos durch die Straßen, ohne darüber nachzudenken, wohin ich fuhr. Die Dinge holten mich langsam aber sicher ein. Wenn Cole oder die Bullen mich nicht bereits suchten, würde es nicht mehr lange dauern. Ich war gebrandmarkt. Gerade hatte ich den Mann umgebracht, der meine Verbindung zu der einzigen Art von Arbeit darstellte, der ich in diesen Tagen nachgehen konnte. Aber am schlimmsten war, dass meine Reputation zum Teufel war. Das zählte.
Ich hatte Kendall nie vertraut, aber ich hätte vorsichtiger sein sollen. Ich hatte die Deckung aufgegeben. Kendall war dumm genug gewesen, mich zu verarschen. Und ich war dumm genug gewesen, es mit mir machen zu lassen. (S.49)
Joe ist eine relativ kleine Nummer in der Londoner Unterwelt. Ein harter Typ, der für Raubüberfälle oder zum Schuldeneintreiben verpflichtet wird und zuverlässig seinen Job macht. Nun ist er bei einem Casinoraub dabei, allerdings in einer ruhigen Nebenrolle. Dafür wird es hinterher umso heißer, denn erst erhält er den vereinbarten Anteil nicht und wird dann auch noch zum Gejagten, weil man bei ihm das geraubte Geld vermutet. Man hat ihn also hereingelegt und Joe bleibt nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Das macht er dann auch ziemlich konsequent und nicht gerade zimperlich. Über einige Kontakte erfährt er den Aufenthaltsort des vermeintlichen Drahtziehers des Raubs. Doch als er in das Haus eindringt, sind dort bereits alle tot. In einem Schrank findet er ein Mädchen, dass auf ihn schießt. Schwer verwundet und in Begleitung des Mädchens begibt sich Joe zu einem alten Freund. Doch seine Verfolger ist er noch nicht los.
Ein ganz schön harter Typ, dieser Joe. Ex-Soldat (Falkland-Krieg), Ex-Boxer mit leichten Problemen durch zu viele Kopftreffer. Ein einsamer, desillusionierter Mann, der nur noch seine Haut retten will. Das tut er wie er es gelernt hat, mit größer Härte und so pflastern dann auch schnell Leichen seinen Weg. Er erzählt die Geschichte als Ich-Erzähler, die Story geht direkt in den Vollen, aber wird immer wieder von Rückblicken unterbrochen, in denen Joe vor allem die unglücklich endende Geschichte seiner Beziehung zu der Prostituierten Brenda erzählt.
Sprachlich ist das alles ziemlich einfach, in einer lakonischen Art, erzählt. Gebrochene Figuren, Melancholie, sehr viel Brutalität. Alles nicht schlecht gemacht, aber auch nicht völlig überzeugend. Das liegt aus meiner Sicht auch am äußerst komplizierten Plot. Wer da jetzt wen warum hereinlegt, ist total übertrieben konstruiert und steht auch ein wenig im Gegensatz zu den Szenen, wo alle eher Brutalität als Raffinesse einsetzen. So ziehe ein durchschnittliches Fazit. Freunde harter Unterweltthriller dürften aber durchaus auf ihre Kosten kommen.