Cover des Buches Suna (ISBN: 9783550088926)
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Rezension zu Suna von Pia Ziefle

Rezension zu "Suna" von Pia Ziefle

von halbbluthobbit vor 12 Jahren

Rezension

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halbbluthobbitvor 12 Jahren
“Niemals schläfst du.” Mit diesem Satz beginnt das Buch. Luisas Tochter schläft nicht. Niemals, an keinem Ort, zu keiner Tages- und Nachtzeit. Erst der alte Dorfarzt, dem Luisa sich anvertraut, gibt ihr einen entscheidenden Hinweis: “Sie kann keine Wurzeln schlagen. Finden Sie Ihre.” Es hat viel Zeit gebraucht, dieses Buch auszulesen, aber jedes Mal, wenn ich es in die Hand nahm, hatte es mich nach zwei, drei Seiten wieder in seinem Bann. Ganz unaufgeregt entfaltet sich vor einem die Geschichte von Luisas Familie – von ihren Eltern Johannes und Magdalena, ihren eigentlichen Eltern Kamil und Julka, deren Eltern, um schließlich wieder bei Luisa, oder Marina, oder Suna anzukommen – all diese Namen hat man ihr gegeben und mit allen verbindet sich eine ganz eigene Version ihrer Herkunft. Unaufgeregt, und darin liegt gleichzeitig das Berührende – weil Pia Ziefle nicht viele Worte braucht, um zu beschreiben, wie sich Liebe und Verlust und Orientierungslosigkeit anfühlen, weil diese wenigen Worte gut gesetzt sind und sich einbrennen. Wie eine grade Linie, der man gespannt folgt, in Erwartung der dramatischen Kurve (die nie kommt, die man aber auch nicht vermisst). Daraus ergibt sich mein einziger Kritikpunkt: wo es um Verlust geht, gehen Menschen verloren – der Tod mancher Beteiligten wirkte mir zu glatt, zu eingestreut. Trotzdem schafft es das Buch im gesamten, ebenso schlicht wie gewaltig zu sein. “Suna” ist eine Hommage an Liebe, Elternliebe im Besonderen, die Menschen manchmal zwingt, etwas zu tun, das nicht nach Liebe aussieht und doch der größte Liebesbeweis von Eltern ist: ihre Kinder an einen Ort zu geben, an dem sie behüteter aufwachsen als dort, wo sie hineingeboren sind. Jeder einzelne der Charaktere hat seine Tiefen und Kanten, ausgereifte Persönlichkeiten zwischen den Zeilen. Zwischenzeitlich kam mir der Gedanke, dass es vielleicht nicht nur Luisas Geschichte ist, die hier erzählt wird, sondern die der Autorin selbst, wenn auch nur in Fragmenten. Es ist ein solides, emotionales, bodenständiges, vielschichtiges Buch und ich setze es hiermit auf die Liste meiner Lieblingsromane.
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