Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos

 4,2 Sterne bei 122 Bewertungen
Autor*in von Gefährliche Liebschaften, Gefährliche Liebschaften. und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos, geboren 1741 in Amiens, gestorben 1803 in Tarent. Der Adel seiner Eltern war allzu jung, als dass er dem ehrgeizigen Offizier von Nutzen hätte sein können: Seit 1774 bevorzugte ein Erlass des Königs alten Adel bei der Beförderung. Vielleicht fiel deshalb in Laclos’ Briefroman ›Gefährliche Liebschaften‹ die Kritik an der Korruption der Adeligen so scharf aus. Er war ein Skandalerfolg – und blieb das Meisterwerk seiner Gattung. Jedoch plädierte Laclos nach der Revolution für eine konstitutionelle Monarchie, was ihn beinahe den Kopf gekostet hätte. Unter Napoleon ging sein Jugendtraum in Erfüllung, doch nur drei Jahre nach der Ernennung zum General starb Choderlos de Laclos an Typhus.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos

Cover des Buches Schlimme Liebschaften (ISBN: 9783104019789)
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Rezension zu "Schlimme Liebschaften" von Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos

Ein Meisterwerk der Literaturgeschichte
paulinalavor 4 Jahren

Den meisten Leser/innen sagt der Film zu "les liaisons dangereuses" mit Spitzenbesetzung etwas. Der meiner Meinung nach wunderbar umgesetzte Film wird nur noch durch die zu Grunde liegende Textgrundlage übertroffen. 

Das an sich etwas in die Jahre gekommene Genre des Briefromans, das sich gerade in der französischsprachigen Literatur etablierte, trägt ungemein zum Lesefluss und zur Geschichte bei.

Die Leserin/ der Leser findet sich selbst als der einzig allwissende Teilnehmer der Manipulation der Protagonistin und des Antagonisten inmitten einer fiktiven Realität wieder. Sobald wir als Lesende in die Welt der reicheren Schicht Frankreichs eintauchen, sobald erahnt uns auch das Gefühl, als würden wir Teil einer Historie werden, die sehr real wirkt, die wir aber nicht ändern können, weil wir nach Lektüre der Briefe wissen, dass diese postpartum gesammelt und veröffentlicht wurden. Die Illusion ist nahezu perfekt, der Autor erscheint selbst kam bis gar nicht, um den Briefverkehr nicht zu stören. Stattdessen gibt er Annotationen und stellt sich selbst als den Editor und Herausgeber dar.

Besonders beeindruckend wirkt auch die gesamte Figurenkonstellation und Komposition der einzelnen Charaktere. Diese verkörpern, jeder für sich, ein eigenes Bild der jeweiligen Zeit und reflektieren insbesondere intensiv die verschiedenen Rollen der Frau in der Adelsschicht. 

Das sind beispielsweise das naive, junge Mädchen, die gebrochene Frau im Rachefeldzug, weil ihr Herz gebrochen wurde und sie durch ständige Unterdrückung und Machtspiele zu dem machte, was sie ist, und der erbitterte Tanz mit den männlichen Gegenspielern.

Die männlichen Figuren sind in diesem Falle sowohl die Opfer der Launen der weiblichen Figuren, als auch gefangen in einer Illusion, dem weiblichen Geschlecht überlegen zu sein.

Viele Lesende sprechen hier von einer Art romantisierten Feminismus, was ich aber so nicht unterschreiben möchte. Das in der Zeit der Veröffentlichung herrschende Bild der Frau unterscheidet sich stark von dem, was die Marquise verkörpert und entspricht eher dem von Cécile Volanges.

Natürlich ist es in einer Art und Weise revolutionär, die Frau in ihrem Charakter der Marquise so darzustellen, stark und mächtig, aber dennoch wird sie am Ende zerstört durch die Überlegenheit eines Mannes, der sie letztendlich  zu ihrem eigenen Fehlverhalten verleitete. 

Das schockende Moment befindet sich am Ende, als die weibliche Protagonistin, die Marquise, von ihrem Gegenspieler durch eine weitere Racheaktion kurz vor seinem Tod zerstört wird.

Wer sich einmal an die Faszination Briefroman herantrauen möchte, sollte dieses Meisterwerk unbedingt lesen!

Cover des Buches Gefährliche Liebschaften (ISBN: 9783446203839)
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Rezension zu "Gefährliche Liebschaften" von Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos

"Gefährliche Liebschaften" von Pierre A. Fr. Choderlos
SomeBodyvor 6 Jahren

Vorab: ich kannte bisher weder die Buchvorlage von Pierre A. Fr. Choderlos de Laclos noch den Film zu "Gefährliche Liebschaften", frage mich aber nun tatsächlich, weshalb mir dieser Briefroman nicht schon viel früher über den Weg gekommen ist. Nachdem die anfängliche Hürde, die der durchweg geschwollene Schreibstil mit sich bringt, gemeistert war, konnte sich die volle Tragweite der ausgemachten Intrigen, der perfiden Berechnungen gegenüber der kindlichen Naivität und den zärtlichsten Gefühlen mit jeder Seite weiter entfalten. Ein wirklich fesselndes Sittengemälde des 18. Jahrhunderts mit einem für meinen Geschmack allerdings ein wenig zu konstruiertem Ende, doch natürlich zu Recht ein Klassiker der Weltliteratur... und den Film dazu werde ich mir nun sicher auch noch anschauen. :)

Cover des Buches Gefährliche Liebschaften (ISBN: 9783423144957)
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Rezension zu "Gefährliche Liebschaften" von Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos

Verhängnisvolle Rache – Ein magischer Totentanz
Buchgespenstvor 6 Jahren

Die gekränkte Marquise de Merteuil und der gewissenlose Vicomte de Valmont schmieden einen grausamen Racheplan. Die fünfzehnjährige, naive Cecile Volanges soll noch vor ihrer Hochzeit verdorben werden. Die Unwissenheit des Kindes, die Härte der Mutter und die Abgelegenheit eines Landguts begünstigen die Intrigen, doch langsam entgleitet den beiden Verbündeten die Kontrolle.

Ein Briefroman, der eindrucksvoll die Zeit des Ancien Régime zeichnet. Ein verlorener Adel ohne Macht und Beschäftigung, der sich nur noch um Vergnügungen und kleinliche Kränkungen kümmert. Eine erstarrte Gesellschaft, die an sich selbst zerbricht.

Selten hat mich ein Buch so in seinen Bann geschlagen. Die Übersetzung von Wolfgang Tschöke fesselte mich mit seiner atemberaubenden Schönheit. Ich verlor mich in jeder einzelnen Zeile, folgte den eleganten Wendungen, dem magischen Totentanz und lebte mit den Charakteren.

Die Briefe zwischen der Marquise und dem Vicomte bestechen anfangs mit einer amüsanten, pikanten Ehrlichkeit, die im Laufe des Buches immer weiter demontiert wird. Sie bieten einen Blick hinter die Kulissen der Verlogenheit, Prüderie und Erstarrtheit der gehobenen Gesellschaft des Ancien Régime, die sich überlebt hat.

Mit Cecile taucht man in die Unbedarftheit, Naivität und die bis zur Selbstentfremdung versiegelte Unschuldswelt der jungen Mädchen ein, die von den nicht kommunizierten Regeln und sinnentleerten, gesellschaftlichen Werten hoffnungslos überfordert sind.

Danceny, der bis zur Lächerlichkeit schwärmerische, ideale Verliebte, dessen Absichten so rein sind, dass er wie eine Papierpuppe wirkt und gerade deshalb ein willfähriges Werkzeug íst.

Als Gegenpart stehen die drei Damen der Gesellschaft, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ceciles Mutter als Vertreterin der idealen, tugendhaften Ehefrau, die gnadenlos an den Tabus scheitert, die sie ihrer Tochter nicht vermitteln kann ohne sie zu brechen. Die Präsidentin de Tourvel, die ideale Ehefrau, die zwischen Gefühl und Etikette balanciert. Schließlich Madame de Rosemond, die älteste Figur, die alles erlebt und überlebt hat, aber jetzt dazu verdammt ist, ohnmächtig der splitternden Zeit zuzuschauen.

Der Schluss enttäuschte etwas. Er wirkt gewollt, bricht mit dem bis dahin so eleganten, komplexen Tanz auf zersplitternden Werten. Vielleicht aber auch eine ironische Verneigung vor ihnen, um ihr Sterben zu verdeutlichen.

Ein gewagter Roman des 18. Jahrhunderts, der kein Blatt vor den Mund nimmt und dabei niveauvoll bleibt. Briefe, die scheinbar voller Authentizität die gesamte Gesellschaft ad absurdum führen. Ein Totentanz, von dem ich mich nur schwer gelöst habe und der noch lange zum Nachdenken und Interpretieren anregt.

Mich hat das Buch überwältigt. Ein einmalig schöner Klassiker, zu dem ich wieder greifen werde. Eine klare Leseempfehlung!

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