Rezension zu "Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat" von Pierre Bayard
Wie verhält man sich gegenüber der Familie, vor Freunden, den Kollegen und dem Vorgesetzen, wenn über Bücher gesprochen wird, die man gar nicht kennt und nicht gelesen hat, die man bloß von Hörensagen kennt, die man nur quergelesen hat oder die man gänzlich las, deren Inhalt aber man vergessen hat, so dass man nicht mal mehr wiedergeben kann als das, was auf dem Klappentext steht?
Muss man sich dessen schämen, wenn man Bücher nicht gelesen hat, die man gelesen haben sollte? Etwa Klassiker oder solche, über die man doziert oder referiert. Muss man sich dafür entschuldigen und rechtfertigen, oder kann man sich nicht einfach durchsetzen und behaupten, es sei der einzige Weg, Bücher in ihrer Kernessenz zu erfassen, wenn man sie nicht liest oder anderen zu lesen gibt und sich dessen Meinung einholt, um diese zu seiner eigenen zu machen.
Davon handelt dieser Essay. Dabei greift der Autor, selbst Literaturprofessor, auf bekannte Schriftsteller, deren Romanhelden und ihre Haltung und Hommage an das Nichtlesen zurück. Bücher sollten nicht einzeln betrachtet werden, sondern immer im Kontext stehen mit dem gesamten Kanon der Literatur.
Der Name dieses Essays ist Programm. Die Methode des Nichtlesen konnte ich hervorragend hieran testen, weshalb ich nur die Inhaltsangabe und das Nachwort gänzlich las und die Kapitel nur überflog um mir einen groben Eindruck zu verschaffen. Da der Essay liefert, was er verspricht, gibt es von mir 5/10 Sternchen. Kann man lesen, muss man aber nicht, um ihn zu mögen und zu verstehen.