Pierre Bost war mir bis dahin unbekannt. In "Ein Sonntag auf dem Lande" schildert Bost einen Sonntagnachmittag der Familie von Monsieur Ladmiral. Er ist ein mehr oder weniger erfolgreicher Maler, der sich selbst jedoch nie als großen Künstler gesehen hat. In die Jahre gekommen lebt er jetzt allein etwas abseits von Paris, nur seine Haushälterin Mercédes leistet ihm Gesellschaft. Sein Sohn Gonzague, der ihn schon seit der Kindheit verehrt und dem Vater in allem nacheifert, ja ihn sogar kopiert, besucht ihn mit seiner Familie jeden Sonntag. Doch der Vater, von dieser Verehrung irgendwann genervt, wendet sich mehr und mehr der rebellischen Tochter Irene zu, sehr zum Missfallen von Gonzague. Natürlich kommt es, wie es kommen muss und die sonst eher selten gesehene Irene taucht just an diesem Sonntag ebenfalls auf und bringt Unruhe in die sonst so idyllische Sonntagmittagruhe.
Monsieur Ladmiral und seine Familie haben mir wirklich viel Freude bereitet. Gonzague und sein Vater sind wirklich sehr um Harmonie bemüht und so nimmt sich jeder zurück, weil er dem (manchmal falschen) Gefühl erliegt, der andere würde es so wollen und am Abend sei ja auch schon wieder alles vorbei. Irene bringt da genau das richtige Maß an Abwechslung in die Runde. Sie verdreht ihren Neffen den Kopf, verärgert Bruder und Schwägerin und entzückt den Vater, der sich lieber die Widerworte der Tochter als die Verehrung des Sohnes anhört.
"Ein Sonntag auf dem Lande" bietet großes Lesevergnügen, kurzweilige Unterhaltung und durchaus auch die ein oder andere unterschwellige Kritik. Perfekt für einen Sonntagnachmittag, egal ob auf dem Lande oder in der Stadt.