Rezension zu "Der Zauderberg" von Piers Steel
„Warum wir immer alles auf morgen verschieben und wie wir damit aufhören“ lauter der Untertitel dieses aus dem Englischen übersetzten Buches, das dort „The Procrastination Equation“ heißt und sich mit den Forschungsergebnissen der Hirnforschung zum Thema „Verzögerung“ befasst.
Dieses, jedem von uns bekannte Phänomen, dass wir viele Dinge gerne hinausschieben, ob es nun die Hausaufgaben, die Abgabe der Steuererklärung oder die Reinigung des Badezimmers ist, liegt an dem dauernden Kampf zwischen zwei verschiedenen Systemen in unserem Gehirn. In einem Teil spielt sich das ab, was man die Langzeitplanung nennen könnte, das andere wird von Begehren und der Lust gesteuert.
Piers Steel macht das an einem schönen Beispiel deutlich. Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Haus, in dem im Erdgeschoß Menschen leben, die gerne spontan leben, oft feiern, nichts planen und alles dem Zufall überlassen. Und im ersten Stock leben Mieter, die alles im Griff haben, gerne arbeiten, alles vorausplanen und niemals aus der Kontrolle geraten.
Da ist doch der Konflikt vorprogrammiert, oder ? Und so ähnlich kämpft es in unserem Gehirn, bei dem einen mehr, bei den anderen weniger, je nachdem, welcher Teil durch Vererbung oder auch durch Erziehung und kulturellen Hintergrund deutlicher ausgeprägt ist.
Das vorliegende Buch stellt nicht nur diesen wissenschaftlichen Hintergrund her, sondern will mit vielen Beispielen seine Leser ermächtigen, den „Zauderberg“, der durch die vielen verschobenen und liegen gelassenen Dinge, Aufgaben und Tätigkeiten sich aufgetürmt hat und das Leben oft sehr belastet, abzutragen und gelassener und glücklicher zu leben.
Ein Zitat von Martin Luther King, das auf der Umschlagsseite abgedruckt ist und auf das Piers Steel in seinem Buch Bezug nimmt, macht die Dimensionen des Phänomens deutlich, das eben nicht nur ein rein persönliches ist:
„Über den bleichen Gebeinen und zerstreuten Ruinen vieler Zivilisationen stehen diese traurigen Worte: ‚zu spät’.“
Ein ganz persönliches Fazit: das Buch kann weiterhelfen - was aber auch hilft, ist das Einüben und auch Einhalten von in der heutigen Zeit als überholte Werte oft verachteten Haltungen wie Disziplin und Ordnung im eigenen Leben. Und das, mit Verlaub, ist kein rein genetisches Problem.