Im Umkreis dieser beiden Fragen bewegt sich dieser Text. Allerdings holen die Autoren dazu in vielerlei Hinsicht sehr weit aus und schweifen auch oft ab. Und sie verlassen dabei nicht den Rahmen der offiziellen Theorie vom Klima-Kollaps, der von der selbstsüchtigen Menschheit angeblich erzeugt wird.
Die beiden asiatischen Großmächte China und Indien gehen mit Riesenschritten auf ein industrielles Niveau zu, das im Westen schon vor einiger Zeit erreicht wurde. Was, so muss man angesichts dieser Tatsache fragen, passiert eigentlich, wenn sie dabei die gleiche Ressourcenverschwendung an den Tag legen werden, wie die USA? Oder wenn sie gar das Wohlstandsniveau der USA erreichen wollen?
Die Antwort ist so eindeutig wie problematisch: Dafür reichen die fossilen Energiereserven nicht aus. Um auf diesen Punkt zu kommen, brauchen die Autoren allerdings vier umfangreiche Kapitel, in denen sie nicht nur die Lage erklären, sondern auch auf die Geschichte dieser Entwicklung eingehen.
Das erste Kapitel soll den Leser auf den Aufstieg Chinas zu wirtschaftlichen Supermacht hinweisen. Das machen die Autoren am Beispiel der Solarbranche deutlich, wo die Chinesen inzwischen den einstmals führenden deutschen Hersteller in Preis und Qualität den Rang abgelaufen haben.
Danach folgen im zweiten Kapitel Beschreibungen des historischen wirtschaftlichen Weges Japans, Chinas und Indiens. Im dritten Kapitel geht es um die Energiereserven der Menschheit. Folgt man den Voraussagen der Experten, denen sich die Autoren anschließen, dann gehen die fossilen Reserven in nicht allzu ferner Zukunft zu Ende.
Interessant an dieser Darstellung sind jedoch die Zwischenbemerkungen. Zum Beispiel zitieren die Autoren die Voraussagen eines Experten aus den 1950er Jahren. Danach hätte der sogenannte Peak Oil bereits sehr lange hinter uns liegen müssen, nämlich in den 1970er Jahren. Lag er aber nicht. Dafür vermuten ähnliche Experten nun, dass wir ihn seit einigen Jahren bereits überschritten hätten.
Die Autoren erklären übrigens leider auch nicht die von ihnen angeführte interessante Tatsache, dass sich die offiziellen Ölvorräte Saudi-Arabiens seit zwanzig Jahren mengenmäßig nicht verändern, obwohl seitdem ständig Öl gefördert wird, aber keine neuen Ölvorkommen erschlossen wurden.
Am Ende dieses Kapitel widmen sie sich dann dem Klimawandel in der offiziellen IPCC-Lesart. Ob die von ihnen zitierten kausalen Zusammenhänge tatsächlich so stimmen, diskutieren sie nicht. Wer jedoch anklagend die Eisfreiheit Grönlands als angebliche Folge der Industrialisierung erwähnt, sollte sich wenigstens fragen, woher wohl diese Insel ihren Namen in der vorindustriellen Zeit bekam.
Das vierte Kapitel nutzen die Autoren dann, um darzustellen, wie sich die Menschheit seit dem Mittelalter mit der Energienutzung beschäftigt. Das beginnt mit einer Lehrstunde über Energie schlechthin, führt über die zwei Weltkriege, die kurzerhand in Kriege um Energie umdefiniert werden und endet mit den letzten Ölkrisen und der europäischen Abhängigkeit von Öl- und Gaslieferungen aus nichteuropäischen Ländern.
Als wirklich interessant erweist sich dann das fünfte Kapitel. Hier werden die alternativen Energiequellen benannt und ihre Vor- und Nachteile sachlich aufgezählt. Leider verliert das anschließende Kapitel diese Qualität wieder. Unter der Überschrift "Die digitale Energie-Revolution" geht es vor allem um die Entwicklung und die angeblichen Vorteile von Elektroautos. Dazu gesellt sich eine Schelte in Richtung der Auto-Industrie, die nach Meinung der Autoren keine wesentlichen Fortschritte bei ihren Produkten erzielen würde. Das Gegenmodell dazu wäre die Halbleiterindustrie mit ihren extremen Erneuerungszyklen. Ein solcher Vergleich klingt zwar gut, erscheint aber bei ein wenig Nachdenken als nicht sachgerecht.
Die beiden letzten Kapitel drehen sich dann endlich um die beiden eingangs gestellten Fragen. Schreibt man die Geschichte linear fort, dann drohen ernsthafte Auseinandersetzungen um die Energiequellen auf der Erde, denn man kann sich leicht ausrechnen, dass nicht für alle genug da ist, wenn die aufstrebenden Länder das Wohlstandsniveau der USA auf deren Weg erreichen wollen.
Die einzig wirklich funktionierende Alternative liefern andere Energiequellen und eine andere Art des Umgangs mit wertvollen Ressourcen. Immerhin existieren überall in der Welt dazu bereits vernünftige Ansätze. Die Autoren beschreiben, wie es in Europa durch normative und finanzielle Zwänge zu Einsparungen im Energieverbrauch gekommen ist und empfehlen diesen Weg allen anderen Regionen. Allerdings würde das auch zu einer Verteuerung der Produktion führen und zu einer Verschlechterung der Konkurrenzsituation. Ob das allen gefällt, ist deshalb eher fraglich.
Fazit.
Das Buch bietet vielfältige Einblicke und Informationen. Auf der anderen Seite wirken einige Kapitel etwas zusammenhanglos zu den anderen. Man merkt dem Text an, dass er von zwei Autoren verfasst wurde, von denen jeder möglichst viel von seinem Wissen einbringen wollte. Auch wenn dem Text manchmal der rote Faden etwas abhanden zu kommen scheint, so erweist er sich am Ende wenigstens in Teilen als lehrreich oder informativ.
Reichen die Energievorräte für alle? Und was, wenn nicht?