Cover des Buches Kindermund (ISBN: 9783458175711)
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Rezension zu Kindermund von Pola Kinski

Rezension zu "Kindermund" von Pola Kinski

von Sarlascht vor 11 Jahren

Rezension

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Sarlaschtvor 11 Jahren
Inhalt: Pola Kinski, die älteste Tochter des berühmten deutschen Schauspielers Klaus Kinski, ist gerade mal drei Jahre alt, als sich ihre Eltern scheiden lassen. Sie bleibt bei ihrer Mutter und dem Großvater im München, während ihr Vater quer durch die Welt reist. Nur selten treffen Vater und Tochter aufeinander. Erst als Klaus Kinski ruhmreiche Erfolge verbuchen kann, werden die Treffen zahlreicher, da er Pola so oft wie möglich einfliegen lässt, dorthin, wo er eben gerade wohnt. Klaus Kinski überhäuft seine Tochter mit Geschenken und Geld, doch das Mädchen leidet schwer unter den ständigen Tobsuchtsanfällen ihres Vaters. Als Pola fünf Jahre alt ist, beginnt ihr Vater sie zu missbrauchen und bringt sie so in eine teuflische Spirale. Von ihrer Mutter erfährt sie keine Liebe, ihr neuer Mann erscheint ihr wichtiger, doch Pola sehnt sich nach Geborgenheit und so schmerzhaft die Aufmerksamkeit ihres Vaters sein mag, so ist es auch die einzige Art der Liebe, die sie in ihrem Leben hat. . Meine Meinung: Wie viele, wurde ich durch die Medien auf das Buch aufmerksam. Ich stelle es mir in erster Linie spannend vor, zu erfahren, wie Klaus Kinski wohl als Vater war. In Filmen brillierte er, Interviews ließen bei einem die Gänsehaut erwachen und alles in allem war für mich der Mann immer schon eine Mischung aus Genie und Wahnsinn. Seine Auftritte beängstigten mich, faszinierten allerdings sogleich. Gedachte hatte ich mir schon, dass er vermutlich nicht viel anders in seinem Privatleben sein könnte, aber was ich las, schockierte doch sehr. Es ist beklemmend zu lesen, wie er seine Kinder schikaniert und immer wieder, wegen Kleinigkeiten, Wutanfällen erliegt. Einige Kinski Anhänger unterstellten Pola Grabschändung und betitelten sie gar als Lügnerin. Ich bin sicherlich der letzte, der die Wahrheit über die Vater Tochter Beziehung gepachtet hat, aber was ich las, war für sich sehr authentisch und absolut glaubwürdig. . Bevor ich das Buch las, überlegte ich mir oft, wie Polas Mutter ist, ob sie den Mädchen wohl Halt geben könnte, aber neben den sexuellen Missbrauch durch den Vater, erlebte sie dort einen seelischen. Diese Gleichgültigkeit, die diese Dame ihrer Tochter entgegenbringt, war scheußlich und hat irgendwie auch die aussichtslose Lage von Pola aufgezeigt. Sie sehnte sich nach Geborgenheit, wie es eben jedes Kind tut, findet sie allerdings nicht bei der Mutter und hängt sich so an den Vater, der ihr zumindest Liebe entgegenzubringen scheint, wenn auch auf die falsche Weise. Diese Zerrissenheit, die ständig vorherrscht, nimmt das ganze Buch ein und macht es dermaßen beklemmend, dass ich manchmal einfach eine Pause vom Gelesenen brauchte. . Ich sah vor kurzem ein Interview mit Pola Kinski und mir fiel diese Kälte auf, die irgendwie in ihrer Stimme und den Gesten liegt und eben genau diese Kälte ist auch im Buch spürbar. Man liest diese furchtbaren Sachen, aber so wirklich emotional hat es mich nicht erreicht, da war eine Trennlinie zwischen den Worten und den Gefühlen, die für mich niemals verschwamm. Eine Eindringlichkeit bleibt vorhanden, aber nur weil einen eben der Verstand sagt, dass es schrecklich ist, aber nicht wirklich das Herz. . „Kindermund“ ist jetzt kein literarisches Meisterwerk, die Sprache ist einfach, tagebuchähnlich – so ist auch der Aufbau des Buches. Es gibt keinen direkten roten Faden, sondern es werden immer wieder einzelne Situationen herausgepickt, die zeitlich mal weit, mal enger beieinander liegen. . Fazit: Pola Kinskis Leben war geprägt von ihrem cholerischen Vater, der sich stets nahm, was er wollte, aber nebenher geht es auch um den seelischen Missbrauch seitens der Mutter. Eine Kindheit in Extremen, die eine Seele zerstört hat.
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