Rezension zu "Der Fluch des Papiergeldes" von Polleit Thorsten
Thorsten Polleit arbeitet als Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management. Mit diesem Büchlein gibt er eine Sammlung von Artikeln zur Finanzkrise der letzten Jahre heraus, die seit 2005 in verschiedenen Zeitungen und anderen Medien erschienen sind. Während Politiker und der Großteil der Medien gerne irgendwelche "entfesselten Märkte" als die Verursacher der Krise ausgemacht haben, um vom eigenen Versagen abzulenken, vertritt Polleit eine völlig gegenteilige Meinung. Er spricht vom entfesselten Papiergeld als der wahren Ursache unserer Schwierigkeiten.
Papiergeld, das alleine auf Vertrauen beruht und keinen inneren Wert besitzt, lässt sich beliebig vermehren. Seine Erschaffung liegt in der Regel in den Händen des Staates oder nachgeordneter bzw. extra ermächtigter Institutionen. Jeder wird vom Staat gezwungen, es als alleiniges Zahlungsmittel zu akzeptieren. Wäre das nicht so, hätten wir nach den jüngsten Ereignissen in Deutschland garantiert wenigstens eine alternative Währung in der Form von besichertem Sachgeld.
Polleit erklärt in seinen Artikeln, dass Papiergeld nach den Lehren der Österreichischen Schule der Ökonomie zwangsläufig zu Inflation, also zur Vergrößerung der Geldmenge führen muss, weil der Staat und seine Eliten der Versuchung, mehr auszugeben, als sie haben, einfach nicht widerstehen können. Sie müssen ihre Macht sichern und die jeweiligen Unterstützer mit Wohltaten bei Laune halten.
Anschließend braucht der Staat neue Kredite, um die alten und ihre Zinsen abzuzahlen. Dieses Schneeballsystem funktioniert, wie Polleit immer wieder erläutert, eine gewisse Zeit. Doch aus schlichten mathematischen Gründen kommt irgendwann der Punkt, an dem dieses System ausgereizt ist. Was dann passiert, sehen wir gerade in Griechenland. Am Kapitalmarkt bekommt der Schuldner kaum noch neues Geld, und wenn doch, dann zu extrem hohen Zinsen, die wiederum nur das Ausfallrisiko des Kredits darstellen.
Dann kann der Staat entweder neue Steuern erfinden oder alte dramatisch erhöhen, nützen wird das alles meistens nicht. In der Regel erklärt man sich dann zuerst gegenüber ausländischen Gläubigern für zahlungsunfähig. Fast jeder Staatsbankrott der Geschichte verlief so.
Staatlich monopolisiertes Papiergeld ist aus verschiedenen Gründen ein störender Fremdkörper in jeder marktwirtschaftlichen Ordnung. Polleit erklärt das immer wieder. Er fordert wie alle Vertreter der Österreichischen Schule konkurrierendes privates Sachgeld. Doch natürlich ist die Einführung solcher Zahlungsmittel eine Illusion, weil sich die Eliten dann ihre angeblichen Steuerungsmittel aus der Hand nehmen lassen würden. Das sieht Polleit natürlich auch. Also bleibt ihm nur die wiederholte Feststellung, dass ohne eine Abschaffung des Papiergeldes ökonomische Katastrophen unvermeidlich sein werden.
Das Buch ist relativ dünn und leidet ein wenig darunter, dass es eben nur eine Zusammenstellung von verschiedenen Artikeln ist. Deshalb kommt es immer wieder zu inhaltlichen Wiederholungen. Und natürlich funktioniert ein solches Buch wie eine Wundertüte: Man weiß nie, was noch kommt, weil einzig das Thema die verschiedenen Beiträge zusammenhält und man keine Systematik im Inhalt sieht.
Auf der anderen Seite erfährt der Leser sehr viel über eine alternative Sicht auf die Finanzkrise, denn die Österreichische Schule wird offiziell gemieden, wo immer es geht, weil sie nicht ins Propagandakonzept der Eliten und schon gar nicht in deren theoretisches Gerüst des Finanz- und Bankensystems passt. Wer sich also für die Sichtweise dieser ökonomischen Schule interessiert, ist bei den leicht lesbaren Artikeln gut aufgehoben. Theoretisch Neues wird nicht geboten.