Primo Levi

 4,3 Sterne bei 127 Bewertungen
Autor*in von Ist das ein Mensch?, Das periodische System und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Primo Levi, am 31. Juli 1919 in Turin geboren, studierte Chemie. 1944 wurde er als Jude und Mitglied der Resistenza verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Er überlebte und kehrte in einer endlosen Odyssee nach Italien zurück, wo er bis 1977 in der chemischen Industrie arbeitete. Danach war er freier Schriftsteller. Er starb durch Selbstmord am 11. April 1987 in Turin. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Primo Levi

Cover des Buches Ist das ein Mensch? (ISBN: 9783423123952)

Ist das ein Mensch?

(59)
Erschienen am 01.07.2010
Cover des Buches Das periodische System (ISBN: 9783423113342)

Das periodische System

(39)
Erschienen am 01.02.1991
Cover des Buches Die Atempause (ISBN: 9783423117791)

Die Atempause

(8)
Erschienen am 01.01.1994
Cover des Buches Die Untergegangenen und die Geretteten (ISBN: 9783423144476)

Die Untergegangenen und die Geretteten

(5)
Erschienen am 22.09.2015
Cover des Buches Ist das ein Mensch? - Die Atempause (ISBN: 9783446237445)

Ist das ein Mensch? - Die Atempause

(3)
Erschienen am 26.09.2011
Cover des Buches Das Maß der Schönheit (ISBN: 9783423137867)

Das Maß der Schönheit

(1)
Erschienen am 01.07.2009
Cover des Buches So war Auschwitz (ISBN: 9783446254497)

So war Auschwitz

(1)
Erschienen am 13.03.2017
Cover des Buches Der Freund des Menschen (ISBN: 9783423191203)

Der Freund des Menschen

(1)
Erschienen am 01.03.2008

Neue Rezensionen zu Primo Levi

Cover des Buches Ist das ein Mensch? (ISBN: 9783742414908)
walli007s avatar

Rezension zu "Ist das ein Mensch?" von Primo Levi

walli007
Überlebenswillen

Der Chemiker Primo Levi wird im Februar 1944 nach Auschwitz deportiert und bis zum Januar 1945 als das Lager.aufgegeben wurde überlebt. Er schildert das Überleben von Tag zu Tag. Wie er als neuer Lagerinsasse eine Art von Glück hat, dass er den arbeitsfähigen zugeteilt wird und nicht gleich in die Selektion muss. Selektion bedeutet nichts anderes als Tod in der Gaskammer. Levi, der Neuling, muss sich erstmal zurechtfinden und lernen, welche Fehler sich fatal auswirken können. Hinzu kommt die schwere, aber sinnlose Arbeit, die den Lagerinsassen in der Buna abverlangt wird. Jeden Tag schwebt er in Gefahr, sein Leben zu verlieren.


Mit der Arbeit an diesem autobiografischen Bericht begann Primo Levi beinahe sofort als er endlich befreit war. Die zeitliche Nähe zu den schlimmen Ereignissen macht die Worte sehr eindringlich. Der Autor, von Hause aus Wissenschaftler, schreibt mit kühler Distanz. Dadurch bekommt die Beschreibung des Lagerlebens eine unheimliche Banalität und Normalität. Da werden Strategien fürs Hungern gesucht, Strategien nicht unter der Last der Arbeit zusammenzubrechen, Strategien irgendwie menschlich zu bleiben und zu überleben. Es gab nur wenig Menschlichkeit. Jeder Tag konnte der letzte sein und die Hoffnung auf ein Überleben schwand. Bis sich die Deutschen feige aus dem Staub machten und die kranken Lagerinsassen schutzlos zurückließen. 


Das Hörbuch wird mit klarer Stimme vorgetragen von Alexander Fehling, der die kühlen Worte des Autors gekonnt umsetzt. Man blickt von außen auf das Geschehen und fragt sich, wie konnte es soweit kommen. Menschen, die vergessen, dass sie menschlich handeln sollten, die es sich zum Ziel machen, andere zu vernichten. Arbeit, um zu vernichten; Todesstrafe für kleinste Vergehen und doch diese Normalität, mit der es jeden Tag hell wird, mit der das karge Essen verteilt wird. Es  ist schwer zu ertragen, sich den Alltag im Lager vorzustellen, dass es überhaupt einen Alltag gab. Dieser Bericht festigt den Gedanken, das so etwas nie wieder geschehen darf. Möge die Wirkung der Worte des Autors nie verhallen. 


Cover des Buches Ist das ein Mensch? (ISBN: 9783423123952)
Josseles avatar

Rezension zu "Ist das ein Mensch?" von Primo Levi

Jossele
Brutal, grausam, erschütternd und so notwendig

Diese Geschichte des jüdisch-italienischen Autors Primo Levi über sein Jahr in Auschwitz erschien erstmals 1947 unter dem Originaltitel „Se questo è un uomo“. 

Ein Buch, das eher Pflichtlektüre ist, auch für mich, der ich mich für Geschichte interessiere. Es macht keinen Spaß, darin zu lesen, aber es ist wichtig. Von Anfang an bewundernswert is es, wie Levi fast emotionslos, sehr analytisch berichtet, als hätte er das Geschehen nur von außen betrachtet, auch wenn er die Ich-Form benutzt.

Die Situation, in der der Autor die Häftlinge und sich selbst in der Retrospektive sieht, möchte ich mit einigen, wie ich hoffe, deutlichen Zitaten beschreiben, die den wesentlichen Inhalt des Buches in wenigen Zeilen vermitteln.

„Sich an diesem Ort Tag für Tag mit dem trüben Wasser in den verdreckten Becken zu waschen, um der Reinlichkeit und um der Gesundheit willen, ist praktisch zwecklos; ungeheuer wichtig aber ist es als Symptom verbliebener Vitalität und als Hilfsmittel für das moralische Überleben.“ (dtv Tb, 12. Aufl. 2021, S. 37/38)

„Von hier darf keiner fort, denn er könnte mit dem ins Fleisch geprägten Mal auch die böse Kunde in die Welt tragen, was in Auschwitz Menschen aus Menschen zu machen gewagt haben (ebd., S. 53)

Der Glaube an den Sinn des Lebens ist in jeder Faser des Menschen verwurzelt, ist ein Wesenszug der menschlichen Natur. Die Menschen in der Freiheit geben diesem Sinn viele Namen, so manche grübeln und debattieren auch darüber. Für uns liegt das Problem einfacher. Heute und hier liegt der Sinn darin, das Frühjahr zu erleben. (ebd., S. 68)

„Die hier beschriebenen Personen sind keine Menschen. Ihr Menschentum ist verschüttet, oder sie selbst haben es unter der erlittenen oder den anderen zugefügten Unbill begraben.“ (ebd., S. 117)

Ich weiß es eigentlich, ich habe schon früher davon gelesen, ich habe davon gehört, in der Schule war es ein Thema, ich habe mich damit beschäftigt, ich habe sogar Konzentrationslager besucht und doch ist es immer wieder eine unglaubliche Anstrengung, ein riesiges Entsetzen, wenn ich mich erneut damit konfrontiere.

Es ist ein Buch, so empfinde ich es, das man nicht so ohne weiteres literarisch bewerten kann, da es sich eine im Grund unfassbare wahre Geschichte handelt. Man kann dem Autor nicht vorwerfen, an bestimmten Stellen unglaubwürdig zu sein, man kann ihm nicht vorwerfen, nicht genau genug oder zu detailreich zu erzählen, weil es seine ureigenen Erinnerungen sind. Man kann ihn ja nicht tadeln, weil er das ein oder andere mittlerweile verdrängt hat oder weil er bestimmte Sachverhalt überbetont. Es ist allein sein Kopf, aus dem das alles kommt, sein Werk. Es ist allein schon aller Ehren wert, sich nach 1945 so intensiv mit den eigenen Erlebnissen zu beschäftigen und es ist schier unvorstellbar, wie der Autor es schafft, so nüchtern und sachlich zu berichten.

Was ich aber sagen kann: es ist unfassbar wichtig, dass möglichst viele Menschen auch heute und immer wieder die abartige Zeit erinnern, damit Ähnliches nie mehr geschehen kann. Fünf Sterne.

Cover des Buches Ist das ein Mensch? (ISBN: 9783423123952)
A

Rezension zu "Ist das ein Mensch?" von Primo Levi

Aaron_Aebi
Grosse Fragen des Menschseins

Mit seinem nüchternen Schreibstil hält Primo Levi all jene Leser*innen fern, die aus reiner Sensationslüsternheit zu solch einer Lektüre greifen. Das ist auch gut so, denn wer sich empören will, soll bitteschön Fiktion lesen. Hier jedoch geht es um Tatsachen, die grauenvoller nicht sein könnten. Das Buch nimmt einen in die Pflicht: Im lyrischen Geleit spricht Levi eine Art Ungnade über jenen aus, die ihr behütetes Leben für allzu selbstverständlich nehmen.


Und tatsächlich: Unter keinen Umständen fühlt es sich richtig an, dieses Buch zu lesen. Während ich mich auf der Münsterplattform sonne, zuhause in eine Decke kuschle, im Zug zur Arbeit fahre, es muss falsch sein – oder aber die Gesamtheit meiner Sorgen ist lächerlich klein. Es sind grosse Fragen des Menschseins, der Menschlichkeit, der Schuld, die Levi anstösst. Letztlich unbeantwortbare Fragen.


Zurück bleibt, neben von dem Katalog offener Fragen, ein Kloss im Hals, das beklemmende Gefühl, losheulen zu wollen und gleichzeitig dazu nicht imstande zu sein. Aber immerhin auch die selbstgerechte Gewissheit, sich nicht vor der Vergangenheit verschlossen zu haben.


 


Für uns ist das Lager keine Strafe; für uns ist kein Termin gesetzt, und das Lager ist weiter nichts als die uns zugedachte, unbefristete Existenzart innerhalb des deutschen Sozialgefüges. (S. 80)

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