2013 wurde Daniel Rye Ottosen in Syrien entführt und über ein Jahr von Islamisten als Geisel gefangengehalten. Zu jener Zeit war der IS noch nicht als der Islamische Staat bekannt, deren Gräueltaten hingegen schon. Ottosen, der nach Syrien kam, um Fotos vom Leiden der syrischen Bevölkerung zu machen, ahnte also nicht, dass er in der Hand der grausamsten Terror-Gruppe war, sondern dachte zunächst an eine Rebellen-Gruppe.
Die erste Zeit war er Folter, Demütigungen, Schlägen, Hunger, Durst, Todesangst und Qualen ausgesetzt, seinen Peinigern hilflos ausgeliefert, die von ihm unbedingt hören wollten, er sei ein Agent des CIA. Die Entführer hatten mit Ottosen, einem dänischen Bürger, ihre wahre „Freude“, denn die Dänen hatten die Mohammed-Karikaturen veröffentlicht und ließen das an ihrem Opfer aus. Über Tage hinweg gefesselt, oder angekettet, orientierungslos und mit verbundenen Augen, der Ohnmacht und der Verzweiflung nahe, unternimmt er, als er über Nacht mit einer Kette an seinen Handschellen unter der Decke aufgehängt wird, einen Selbstmordversuch, doch der scheitert. Aber wie durch ein Wunder gelingt ihm eines Tages die Flucht. Aber in einem kriegsgebeutelten Land, in dem der IS regiert und über Leben und Tod bestimmt, gibt es keine Helden und daher wird Ottosen verraten und an seine Peiniger wieder ausgeliefert. Die nächsten Tage steht ihm Schlimmes bevor.
Während dieser Zeit unternimmt seine Familie alles, den Sohn und Bruder zu befreien. Da die dänische Regierung prinzipiell kein Lösegeld an Terrorgruppen zahlt, muss die Familie die Summe von zwei Millionen Euro irgendwie selbst auftreiben, nimmt Schulden auf, geht auf Firmen zu, um um Hilfe zu bitten, sammelt. Sie beauftragen einen erfahrenen Sicherheitsberater - im Buch einfach nur Arthur genannt - als Unterhändler, der bereits mehrfach Geiseln freikaufen konnte und neben Ottosen bereits einen Auftrag in Syrien hat: Die Suche nach dem amerikanischen, tragisch bekannten Journalisten James Foley. Dem Unterhändler Arthur gelingt es, Kontakt mit Ottosens Entführern aufzunehmen und ahnt dabei nicht, dass sein neuer Fall ihn direkt zu Foley führt.
Ottosen selbst teilt während der 13 monatigen Geiselhaft, an wechselnden Orten, seine Zelle unter anderem mit besagten James Foley, aber auch mit Steven Sotloff, David Haines, Alan Henning und Peter Kassig, alles spätere Opfer des berüchtigten Jihadi John. Der Brite Jihadi John, später als M. Emwazi identifiziert, wird für mehrere Monate auch Ottosens Kerkermeister. Ihm stehen als Folterer noch zwei andere Briten zur Seite, die sich dem IS angeschlossen hatten und die Geiseln diesem Trio den Namen The Beatles gaben. Aber auch weitere ausländische Geiseln sind zuweilen Ottosens Leidensgenossen, gar Freundschaften entstehen unter ihnen. Die meisten ausländischen Geiseln wurden – wie Ottosen – von ihrem Heimatland, oder ihren Familien nach Monaten der Gefangenschaft freigekauft. Die Amerikaner und Briten jedoch nicht – was mit ihnen geschah, ist bekannt.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben, fast wie ein Roman und man kommt nicht umhin, immer weiterzulesen, obgleich einige Gräueltaten darin vorkommen. Die abwechselnden Kapitel, was Ottosen in Geiselhaft erlebt, sich irgendwann in sein Los fügt, was seine Familie alles unternimmt, um ihn freizubekommen und das Auf und Ab beim Verhandeln Arthurs mit den Geiselnehmern ist sehr gut miteinander verwoben und lässt sich wirklich sehr gut lesen. Dennoch ein Stern Abzug. An manchen Stellen kommt das Buch ohne Klischees – ich denke da an die Agenten aus Deutschland – nicht aus. Ob es an der Übersetzung aus dem Dänischen liegt, weiß ich nicht. Dennoch ein erschüttender, aber lesenswerter Erlebnisbericht und daher klare Leseempfehlung!