Zuerst sieht es aus, wie ein ganz normaler Mordfall als unweit von Shanghai in einem Kanal eine Frauenleiche gefunden wird. Schon bald jedoch stellt sich heraus, dass es Chefinspekto Chen und sein Assistent Yu mit einem äusserst brisanten Fall zu tun haben, der weitreichende politische Konsequenzen nach sich ziehen kann. Es handelt sich bei der Getöteten nämlich um Guan Hongying eine bekannte „national model workerin“ und hohes Parteimitglied handelt.
Im Laufe ihrer Ermittlungen, stossen Chen und Yu auf einige Geheimnisse im Leben Guans. So rückt schon bald der Sohn eines hohen Parteifunktionärs, Wu Xiaoming, mit dem Guan offensichtlich eine Affäre hatte, in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Scheinbar hat dieser, obwohl verheiratet, ein höchst ausschweifendes, luxuriöses Leben geführt, geprägt von zahllosen Affären und Partys.
Eine Entwicklung, von höchster politischer Sprengkraft, schliesslich befinden wir uns im Jahr 1990, ein Jahr nach den Geschehnissen auf dem Tiananmen-Platz, keinem guten Zeitpunkt, um den Sohn eines hohen Kaderagehörigen wegen eines Mordes an seiner Geliebten anzuklagen, zudem dessen ausschweifender Lebensstil in einem eventuellen Prozess an die Öffentlichkeit käme. Eine Entwicklung, die Chefinspektor Chen schliesslich beinahe seine Karriere kostet und seinen Glauben in die kommunistische Partei und das dadurch geschaffene gesellschaftliche System Chinas zutiefst erschüttert.
Trotz der vielen Verweise auf den politischen Hintergrund der Handlung im China von 1990, handelt es sich bei dem Buch um einen sehr typischen Krimi. Äusserst präzise und beinahe schon drehbuchhaft beschreibt der Autor jedes Detail der Ermittlungen. Um den Leser bei der Stange zu halten, vergisst er dabei auch nicht, immer wieder Ausschnitte aus dem Privatleben der Hauptpersonen, deren Lebensgeschichte und Hintergrund einfliessen zu lassen. Indem er Chefinspektor Chen ausserdem zu einem nebenberuflichen Dichter und Schriftsteller macht, finden sich auch zahlreiche Verweise auf Gedichte und Schriften chinesischer Schriftsteller in der Erzählung, was diese noch weiter aufbläht.
Wenn man fernöstliche Krimis im amerikanischen Stil mag, einen Schreibstil bevorzugt, der nicht viel Spielraum für eigene Vorstellungskraft lässt, detailreiche Abschweifungen vom eigentlichen Thema nicht als störend empfindet und gerne anspruchslose Geschichten gespickt mit etwas oberflächlichem Wissen über chinesische Literatur und das Leben im kommunistischen China liest, dann ist man mit „Death of a red heroine“ sicher gut bedient.
Ich persönlich habe dieses Buch aus zwei Gründen gelesen. Einerseits, weil ich mir für 2011 vorgenommen habe, alle mir unbekannten Bücher unserer Bibliothek zu lesen. Andererseits, weil ich am Bücherthema der lesenden minderheit für den Monat Januar – ein Buch, in dessen Titel eine Farbe vorkommt - teilgenommen habe.
Ansonsten hätte ich es wohl nicht so bald zur Hand genommen, geschweige denn, dass ich es mir gekauft hätte.
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