Rezension zu "Das Kartengeheimnis" von Jostein Gaarder
Ein 12jähriger Junge fährt mit seinem Vater in den Sommerferien von Norwegen nach Athen, um dort seine Mutter wieder zu finden, die vor 8 Jahren das Weite gesucht hat. Per Zufall hatten sie in einer Modezeitschrift ein Foto von ihr entdeckt (sie arbeitet unterdessen als Modell), welches auf ihren aktuellen Aufenthaltsort hinwies. Auf dem Weg machen Vater und Sohn in einem abgelegenen Dorf in den Schweizer Alpen Halt, wo dem Jungen vom ortsansässigen Bäcker eine kleines Büchlein in Minischrift, eingebacken in einem Rosinenbrötchen überreicht wird. Der Bäcker hat wohl 52 Jahre auf das Erscheinen dieses einen Jungen gewartet. Und dieser ließt nun gefesselt von der fantastischen Geschichte auf einer imaginären Insel, auf der ein Kartenspiel lebendig geworden ist. Verrückt, dass ihm dazu ein Zwerg bei einer Tanzstelle zuvor passend eine Lupe geschenkt hatte, mit der er die kleine Schrift zu lesen vermag. Hans-Thomas, so heißt der Junge, ist fasziniert von dieser Erzählung und stellt fest, dass sie unmittelbar mit seinem heutigen Leben etwas zu tun hat. Je näher sie Athen und dem Wiedersehen mit seiner Mutter kommen, desto mehr erschließen sich ihm die Zusammenhänge, wie sehr Fiktion und Realität miteinander verwoben sind.....
Es gibt sie also noch, diese Bücher, die einen in ihren Bann ziehen, ähnlich wie „Die unendliche Geschichte“, „Momo“ oder auch „Sofies Welt“ vom gleichen Autor.
Das Kartengeheimnis ist nun sowohl ein Jugendbuch als auch etwas für schon erwachsenere Menschen. Sicherlich hätte ich mit 17 das Buch in einer Nacht verschlungen. Jetzt im reiferen Alter brauchte ich gut eine Woche.
Um einiges weniger tiefgehend als ‚Sofies Welt’ berührt der Roman auch philosophische Fragestellungen, doch diese spielen sich nicht in der Vordergrund sondern sind eher eine Art Beiwerk.
Die Handlung ist aus der Perspektive des Jungen erzählt, der einen ungewöhnlich aufgeweckten und weltinteressierten Eindruck macht, obgleich er bisher ohne Mutter aufgewachsen ist und sein Vater ein Alkoholproblem hat.
Fazit: Wer sich in die Welt der Phantasie entführen lassen will, dabei aber nicht völlig die Bodenhaftung verlieren möchte, ist hier gut aufgehoben.