Nils Jent, geb. 1962, hatte mit achtzehn Jahren einen schweren Motorradunfall. Er überlebte diesen zwar, konnte sich aber weder bewegen noch mitteilen, zudem war er blind geworden. Er kämpft sich ins Leben zurück und leistet Ausserordentliches: Er holt seine Matura nach, macht ein Hochschulstudium und doktoriert. Dr. Nils Jent forscht und lehrt Diversity an der Universität St. Gallen.
Erster Eindruck: Ein von den Farben eher düsteres Cover mit dem lächelnden Nils Jent im Rollstuhl.
Röbi Koller, Journalist, Autor, TV- und Radiomoderator, hat die unglaubliche Geschichte über Dr. Nils Jent aufgeschrieben. Er beleuchtet die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ein erster ist der der Mutter Hélène Jent. Sie hat Tagebucheinträge verfasst und dabei die Fortschritte, aber auch die Rückschläge festgehalten. Der zweite Blickwinkel ist Dr. Nils Jent selbst und der dritte Röbi Koller.
Die mehrstündige Operation nach dem Unfall verläuft zufriedenstellend, bis dann plötzlich das Herz stillsteht. Das Herz muss zwei Mal wieder in Gang gebracht werden, sogar mit einer manuellen Herzmassage! Dr. Hans Kyburz, der leitende Unfallchirurg, weist darauf hin, dass die medizinischen Möglichkeiten zu jener Zeit anders waren, als heute. Was wird nun aus ihm? Wie sind die gesundheitlichen Prognosen? Wird er einmal selbstständig leben können? Aufgrund seiner Probleme mit der Sprache wird er manchmal als geistig behindert angesehen. Das ist wirklich traurig.
Wenn jemand blind ist, muss er u.a. lernen, mit dem Langstock umzugehen oder die Braille-Schrift zu lesen. So stand das auch für Nils Jent auf dem Programm. Es funktioniert jedoch nicht für ihn, da er multiple Einschränkungen hat: es fehlt ihm z.B. die Kraft, den Langstock zu führen, er hat sensorische Probleme, die Braille-Schrift zu lesen. Und nun?
Nils Jent möchte die Matura nachholen, doch will ihn zuerst kein Gymnasium aufnehmen. Wie soll er den ganzen Stoff lernen, ohne dass er sich etwas notieren kann? Zu jener Zeit gab es noch nicht die technischen Möglichkeiten von heute. Seine Mutter nimmt ihm sämtliche Lernmaterialien auf Tonbandkassetten auf – am Ende der Schulzeit sind es tatsächlich über 2‘300 Kassetten! Die Eltern („Wir haben Nils nie klagen gehört.“) dürfen hier nicht vergessen werden: Sie leisten über Jahre einen unwahrscheinlich grossen Support.
Ich stelle es mir sehr schwierig vor, eine solche Geschichte auf nur 208 Seiten unterzubringen, ohne dem Leser das Gefühl zu geben, durch die Ereignisse zu rasen. Herrn Koller ist dies jedoch sehr gut gelungen. „Das Denken ist seine Königsdisziplin. Analyse, Scharfsinn, Präzision, Tempo: Darin ist er Meister.“ Dr. Nils Jent beeindruckt mich sehr. Wie oft läuft es mal nicht so gut in meinem Alltag, ich suhle mich in Selbstmitleid und würde mich am liebsten verkriechen. Eigentlich eine Unverschämtheit meinerseits, wenn ich doch sehe, wie Menschen, die wirklich Schlimmes durchmachen mussten, nicht aufgeben! Es ist mir schwergefallen, die richtigen Worte für diese Rezension zu finden, denn ich wollte unbedingt meinen Respekt ausdrücken vor so viel Mut, Kraft, Ausdauer und Optimismus! Wie man in der Schweiz sagt: „Chapeau“ – Hut ab!
Röbi Koller
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Quelle: Verlag / vlb
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Röbi Koller, Journalist, Autor, TV- und Radiomoderator, erzählt aus seinem Leben. Er beschreibt seinen beruflichen Werdegang, erzählt von seiner Familie, deren Wurzeln bis in den Orient reichen, verrät seine Höhenflüge, Umwege, aber auch die Sackgassen. Mit einem Vorwort von Roger Schawinsky.
Erster Eindruck: Ein sehr schlichtes, durch seine Farbe jedoch auffälliges Cover, mit Röbi Koller, wie wir ihn kennen – lässig. Mir gefallen Buchtitel und Cover sehr gut.
Ich weiss nicht, wie hoch der effektive Bekanntheitsgrad von Röbi Koller in der Schweiz ist, doch ich vermute, dass er den meisten Schweizern bekannt ist, sei es aus dem Fernsehen oder vom Radio. Herr Koller ist mir sehr sympathisch, er ist sehr freundlich, interessiert sich für die Menschen und ihre Geschichten, hat eine angenehme Stimme (was für einen Radio- und TV-Mann nicht unwichtig ist) und auch insgesamt eine sehr gute Ausstrahlung.
Einleitend habe ich schon ein paar von Röbi Kollers Funktionen aufgezählt. Aber da fehlen z.B. noch Beobachter von Hilfsprojekten, Reiseleiter, neugieriger Entdecker. Im Rahmen der Hilfsorganisation Comundo (früher Bethlehem Mission Immensee) besucht er z.B. eine Schweizer Pflegefrau, die einen mehrjährigen unbezahlten Einsatz für die Organisation in Mpanshya (Sambia) leistet. Als Moderator der sehr beliebten TV-Sendung „Happy Day“, wo Menschen überrascht werden, reist er vorgängig zuweilen ans andere Ende der Welt, um vermisste Menschen oder die leibliche Mutter eines Adoptivkindes zu finden. Für das Radio führt er Interviews mit international bekannten Musikern, die mehr oder weniger erfreut auf diese Gesprächstermine reagieren.
Röbi Koller gehört in der Schweiz zur Prominenz. Schön finde ich, dass er ein ganzes Kapitel einem anderen Promi, seinem Lieblingspromi, widmet: „Ein Kapitel ganz für Franz“ – für Franz Hohler. Herr Hohler ist mir als Kabarettist und Autor bekannt; ich erinnere mich an ihn aus meiner Kindheit an die Sendung „Spielhaus“, zusammen mit René Quellet.
Immer wieder werden die Geschichten aus Röbi Kollers Leben durch amüsante Episoden im Taxi ergänzt: Er besitzt selbst die Taxifahrer-Lizenz. Diese „Taxi-Geschichten“ aus verschiedenen Ländern lassen Abenteuerliches aufblitzen. Witzig sind auch die kleinen Zeichnungen von Taxis auf diesen Seiten.
Das Buch hat sich flüssig lesen lassen; ich fand es schön, auch Privates zu erfahren – aber ohne Details über persönliche Beziehungskrisen, denn „Nichts ist weniger sexy, als öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen.“ Genau! Vielen Dank für unterhaltsame Lesestunden.
Umwege. In welchem Leben spielen die nicht eine Rolle?
Ich kannte Röbi Koller nicht, aber seine Art, das Thema anzupacken, hat mich sofort angesprochen.
"Ich möchte Geschichten aus dem prallen Leben hören." - Genauso schreibt er auch.
Die einzelnen Kapitel behandeln die Umwege mal im engsten Sinne, mal weiter gefasst, und er flicht geschickt immer wieder Taxierlebnisse aus der ganzen Welt ein.
Insgesamt liest sich das Buch wie ein Potpourri aus Biographie, aus Einblick in die Radio- und die Fernsehwelt, aus Taxifahrten und aus philosophischen Betrachtungen.
Es ist kurzweilig, einfach gut erzählt, für mich ein Buch, das ich nicht in einem Happs auslesen möchte, sondern immer wieder für ein, zwei Kapitel zur Hand nehme.
Für mich als Nichtschweizerin hochinteressante Einblicke!
Unbedingte Leseempfehlung!
Gespräche aus der Community
Mit »Umwege« legt Röbi Koller in verblüffender Offenheit seine ganz persönliche Geschichte vor. Er beschreibt seinen beruflichen Werdegang, erzählt von seinen orientalischen Wurzeln, die in der Türkei liegen, von seinen Höhenflügen, Abstechern und Sackgassen. Er erzählt aber auch von seiner Bewunderung für seine Mutter, die an Kinderlähmung erkrankte, als sie zehn Jahre alt war, sich jedoch nie von den Spätfolgen unterkriegen liess. In seinem Buch schreibt er: »Der Optimismus war meiner Mutter ein Leben lang ein treuer Begleiter. Wie sonst hätte sie sich zurück ins Leben kämpfen können?« Röbi Koller, der in seinem eigenen Leben viel unterwegs ist, nimmt uns zudem mit auf einige seiner Reisen: nach Deutschland, Italien, Griechenland und in die USA, in gefährliche Krisenregionen Afrikas und Südamerikas oder auf Expeditionsschiffe in die Arktis. Ergänzt werden seine Geschichten durch Anekdoten von witzigen Begegnungen mit Taxifahrern auf der ganzen Welt. »Umwege« ist ein ehrlicher Rückblick auf das Leben eines Menschen, der trotz seinen Erfolgen bodenständig geblieben ist. In seinem Buch macht Röbi Koller klar, wie wertvoll Rückschl.ge und Umwege sein können. Sie kosten uns zwar Zeit und Energie, aber erst durch sie gelangen wir an Orte, die wir auf direktem Weg nie entdeckt hätten.
Röbi Koller, geboren 1957 in Luzern, ist in Lausanne, Genf, Neuenburg und Zug aufgewachsen, bevor er in Zürich sesshaft wurde. 1981 begann er beim Piratensender Radio 24 als Moderator zu arbeiten und wechselte sieben Jahre später zu Radio DRS 3 und gleichzeitig zum Schweizer Fernsehen. In mehr als 35 Berufsjahren moderierte er unter anderem die Radiotalkshow »Persönlich« und Fernsehsendungen wie »Quer«, »SF Spezial« oder den »Club«. Seit 2007 moderiert er »Happy Day« und gehört seit Ende 2016 zum Moderationsteam des Radiotalks »Musik für einen Gast« auf Radio SRF 2 Kultur. Röbi Koller ist Botschafter der Hilfsorganisation Comundo und Präsident des Zürcher Bach Chors.
Mehr über das Buch erfahrt ihr auf www.umwege.ch
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