Cover des Buches Knastkinder (ISBN: 9783499214974)
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Rezension zu Knastkinder von Rüdiger Bertram

Rezension zu "Knastkinder" von Rüdiger Bertram

von kiki62 vor 12 Jahren

Rezension

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Rüdiger Bertram: „Knastkinder“ -Das besondere Buch – Schonungslos, authentisch, schockierend Bibliographische Angaben: • erschienen 2009 im Rowohlt Taschenbuch Verlag • hier 3. Auflage vom März 2012 • umfasst 127 Seiten Zum Autor: Der Autor Rüdiger Bertram wurde 1967 in Ratingen geboren. Er studierte Germanistik, Geschichte und Volkswirtschaft. Nach seinem Studium arbeitete er als freier Journalist, Kolumnist und Autor. Zahlreiche BBC-Tierfilme wurden von ihm ins Deutsche übersetzt. Als Kinderbuchautor wurde er durch seine Figur „Coolman“ bekannt. Inhalt in Kurzform: Jonathan kommt aus Berlin und ist 12 Jahre alt. Gemeinsam mit seinen Eltern verbringt er seine Ferien im Heimatland seines Vaters. Die Philippinen sind für den in Berlin aufgewachsenen Jonathan eine völlig fremde Welt. Eines Tages beschließt er, ohne seine Eltern auf Entdeckungstour durch Manila zu gehen. Dass das ein Fehler war, muss der Junge schon bald einsehen. Er verläuft sich und gerät in das Armenviertel der Stadt. Hier wird er von kriminellen Jugendlichen ausgeraubt und landet im berüchtigten Kinderknast von Manila. Obwohl er am Anfang fest daran glaubt, dass er schon am nächsten Tag von seinen Eltern dort herausgeholt wird, muss er sich gedulden. Er lernt es, sich in dieser für ihn fremden Welt anzupassen um zu überleben. Sehr schnell lernt er, dass selbst die Wärter in diesem Gefängnis korrupt sind und die Kinder ausnutzen. Jonathan ist der einzige unter den Kindern, der lesen und schreiben kann. Das nutzt er aus, um sich Geld zu verdienen. In seinem Inneren aber schmiedet er verschiedene Pläne, wie er endlich aus dem Knast herauskommen kann, da bei dem Überfall auch sein Pass gestohlen wurde. Doch immer wieder gelangt er mit seinen Plänen in einer Sackgasse. Hier je wieder in Freiheit zu kommen, scheint fast ausweglos für den Berliner. Es dauert nicht lange, bis Jonathan erkennt, dass er dieser Lage nur dann entfliehen kann, wenn er seine Sinne schärft und einen perfekten Plan greifbar hat. Und mit dieser neuen Einstellung gelingt es ihm nach vier Wochen endlich der Kinderhölle Manilas zu entkommen. Sprache und Themenumsetzung: Begonnen hatte alles mit einem Theaterstück, das nach seinem Erfolg einen Roman forderte. Schon das Cover des Buches beeindruckt den Leser. Man sieht Gefängnisgitterstäbe, dahinter Kinder mit kahl geschorenen Köpfen. Der Titel des Buches ist unterteilt in weiß und rot. Das rote Wort Kinder steht für den Blutverlust der Kinder, sei es das sogenannte Herzblut, das Blut der Seele als auch für den Verlust des Lebens, das in diesem Knast nicht viel gilt. Der kleine graue Button mit dem Vermerk „Das besondere Buch“ lässt darauf schließen, dass es sich um keinen gewöhnlichen Roman handelt. Das erfährt der Leser dann auch recht schnell. Obwohl fiktiv Handelnde basiert das Buch auf tatsächlichen Vorkommnissen auf den Philippinen. Kurze und sehr leicht verständliche Sätze erleichtern das Lesen. So ist dieses Buch für jugendliche Leser geeignet. Der Gebrauch bildhafter Ausdrücke lässt den Leser in das Geschehen eintauchen. Es scheint ganz so, als befindet er sich als Beobachter mitten im Geschehen. Unnötig füllende Ausuferungen und Beschönigungen bleiben außen vor. Schlag auf Schlag lässt der Autor die Geschehnisse passieren. Eine recht nüchterne Darstellung. Doch genau das ist es, was die Authentizität des Buches ausmacht. „Knastkinder“ ist kein Buch, das man zur Unterhaltung liest. Man wird geschockt, was in Teilen unserer Welt mit Kinder, die als höchstes Gut angesehen werden sollen, geschieht, welches Leben sie führen. Wird dem Leser doch einmal mehr klar, dass das, was wir meist als sehr selbstverständlich hinnehmen, für viele Kinder nicht zutrifft. Eigene Meinung und Wertung: „Knastkinder“ ist keine Lektüre, die man abends im Bett liest. Es ist die Verdeutlichung von Missständen auf unserem Planeten, die wir sehr gern in den Hintergrund unseres Lebens drängen. Sind wir es doch gewohnt in einer Spaßgesellschaft zu leben. Und in so eine Gesellschaft passen solche Bilder wie die hier geschilderten nicht hinein. Steht das Buch heute in vielen Bibliotheken, sollten die Verantwortlichen in unserer Bildungslandschaft doch in Erwägung ziehen, dieses Buch als Pflichtlektüre in den Lesekanon aufzunehmen, auch wenn es diesen so definiert nicht gibt. Gerade in der Oberstufe ist dieses Buch eine angemessene Lektüre. Beschweren sich denn nicht eine ganze Menge Menschen über „die Jugend von heute“? Wie sollen junge Menschen ein Umdenken lernen, wenn sie immer nur eine Spaß- und materialistische Gesellschaft vor Augen haben? Mit diesem Buch können die jungen Leser zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Leben veranlasst werden, die dann im Vergleich zum Leben der Knastkinder gipfelt. Aber nicht nur für jugendliche Leser sind die „Knastkinder“ ein Leseerlebnis.
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