Rezension zu "Die Entführung der Gießkanne: Eine Geschichte mit Bayu, dem Beo mit Holzbein" von Rüdiger Goeres
pardenDER BEO MIT DEM HOLZBEIN...
Der Start ins neue Leben könnte einfacher sein: Erst versinkt Bayus Heimat, die Insel Juruma, im Indischen Ozean. Kaum in seinem neuen Zuhause an der eisigen Nordseeküste angekommen, passiert dem Beo ein Missgeschick: Er bricht ins Eis ein und droht zu erfrieren! Doch zum Glück kreuzt Herr Campillo seinen Weg. Der sympathische älterer Zeitgenosse und erweist sich als toller Freund, der mit seinem unverwechselbaren Talent immer eine ungewöhnliche Idee aus dem Hut zaubert. Sicher, manche davon sind völlig verrückt, andere völlig unbrauchbar, trotzdem hat er es nicht verdient, dass kurze Zeit später ein Erpresserbrief durch den Türschlitz segelt: Die Lieblings-Gießkanne des alten Herren wurde entführt! Eine edle, englischsprechende Dame, die erst im Sommer ankam um den chaotischen Garten Campillos zu veredeln. Für Bayu ist klar: Kanne Elisabeth muss befreit werden! Doch die Gießkanne hat andere Pläne... (Verlagsbeschreibung)
Schon der Titel machte mich neugierig auf dieses Kinderbuch, der Klappentext tat dann noch ein Übriges. Was für eine schräge Geschichte! Und ja, das Hörbuch (ungekürzte Ausgabe, 2 Stunden und 7 Minuten, angenehm gelesen von Jürgen Bärbig) hielt, was ich mir von alldem versprach. Eine versponnene Erzählung voller schräger Einfälle und origineller Charaktere.
Im Mittelpunkt steht der Beo Bayu, der durch ein Missgeschick ein Bein verliert und von einem netten älteren Herrn gesund gepflegt wird und von diesem überdies ein Holzbein verpasst bekommt. Als die Gießkanne Elisabeth entführt und Herr Campillo daraufhin erpresst wird, weiß Bayu, wie er sich bei seinem Wohltäter bedanken kann: er muss die Gießkanne befreien! Denn Elisabeth stammt aus einer königlichen Manufaktur und wurde nach der englischen Königin benannt - und Herr Campillo hat sie eigens bestellt, um seinen etwas chaotischen Garten zu veredeln.
"Gießkanne Elisabeth war wenig begeistert davon, wieder hervorgeholt zu werden. Sie hatte gerade beschlossen, einen kleinen persönlichen Winter-Schönheitsschlaf zu halten. Nun war sie schon wieder unterwegs. Was hatte sie unter diesem komischen Baum zu suchen? Unter ihr lag ein Säugling in einer Holzkrippe. Wenigstens plärrte er nicht, das konnte sie nicht leiden. Sie dachte nach. Sollte er gegossen werden? So wie junge Pflanzen? Den Leuten hier war alles zuzutrauen..."
An Einfällen mangelt es hier wirklich nicht. Ein Korkenzieher-Hamster, ein Mäusekönig, der wegen des britischen Mexits nicht gekrönt werden darf, ein Übersetzter-Vogel, der Beo mit dem Holzbein u.a.m. sind hier mit von der Partie, und außerdem Herr Campillo mit seinen oft eigenartigen Erfindungen und Gerätschaften, die häufig genug überhaupt nicht funktionieren oder dummerweise nur ein einziges Mal. Außer dem Erfinder spielen Menschen wirklich nur am Rande mit, dafür haben die Tiere um so mehr Raum, um die ihnen zugedachte Rolle zu entfalten.
Komisch, spannend und durchaus auch mt Ironie gespickt kann das Hörbuch nicht nur die Kleinen gekonnt unterhalten, sondern auch Erwachsene, die sich der Welt der Fantasie nicht verschließen. Mir hat's gefallen!
© Parden