Cover des Buches Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft (ISBN: 9783446233263)
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Rezension zu Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft von Rüdiger Safranski

Rezension zu "Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft" von Rüdiger Safranski

von Heike110566 vor 13 Jahren

Rezension

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Heike110566vor 13 Jahren
Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller ist ein besonderes Kleinod in der Geschichte. - Rüdiger Safranski versucht in diesem Buch ein Portrait derselbigen zu zeichnen. Sehr gut gelingt es ihm auch herauszustellen, dass die Werke der beiden Giganten aus der Zeit der Weimarer Klassik nur so uns vorliegen, weil es diese Freundschaft gab. Sie waren einerseits Konkurrenten, andererseits half einer dem anderen bei der Erarbeitung seiner Kunstwerke. Einer war dem anderen seine Muse. Safranski stellt die Gegenseitigkeit und das Miteinander der beiden Dichter in einer spannenden Art und Weise dar. Zweifellos. Aber bei der rhetorischen Gestaltung des Textes gibt es auch einiges zu bemängeln. Häufig vermischen sich Zitatstellen aus Briefen oder anderen Primärquellen mit eigenen Worten und lassen so das entstehende zum Teil immer wieder fragwürdig erscheinen. Um sicher zu gehen, müsste man als Leser die Sache nachrecherchieren. Wenn ich aber als Leser eigene Forschungsarbeit in Primärquellen leisten muss, dann kann ich die Lektüre von Sekundärliteratur, die ein bestimmtes Thema mir gerade erleuchten soll, damit ich nicht selber alle Originale durchforsten muss, mir sparen. Besonders problematisch empfand ich zudem dann, dass der Autor sich stellenweise völlig unbelegt Spekulationen hingibt, wie zB über den Streitpunkt zwischen Goethe und Herder, der zum Bruch dieser Freundschaft führte. In Kapitel 14 bringt Safranski als belegtes Zitat von Goethe, dass Herder "einen höchst widerwärtigen Trumpf gezogen ...". Der Dichterfürst lässt aber offen, was es genau war. Natürlich gibt so etwas Raum für Spekulationen und es wäre an dieser Stelle möglich einzubauen, was in Frage käme, wenn man entsprechend nachvollziehbare Argumente beifügt. Safranski aber schreibt lediglich: "Was Herder gesagt hatte, war wahrscheinlich das folgende: ,Deine "Natürliche Tochter" gefällt mir viel besser als Dein natürlicher Sohn!'" (ebenda), wobei mit "Natürlicher Tochter" das gleichnamige Drama gemeint sein soll und mit "natürlicher Sohn" der Sohn von Goethe und seiner Frau. Dies ist aber in der Form reine Spekulation des Autors und die Begründung, dass Herder sich früher lobend über das genannte Drama geäußert hat und kritisch gegenüber der Beziehung zwischen Goethe und seiner Frau sich geäußert hat, reicht nicht hin, derartige Schlussfolgerungen zu ziehen. Wenn es da nichts handfesteres gibt, dann ist Safranskis Deutung an den Haaren herbeigezogen. - Ob es aber tatsächlich handfesteres Quellenmaterial gibt, müsste der Leser erst selber nachrecherchieren. Weitere Möglichkeiten, weswegen es zum Bruch außerdem noch gekommen sein könnte, werden nicht in Erwägung gezogen. Als störend empfand ich auch, dass Zitate wiederholt verwendet und vollständig eingebaut werden. Ging es darum, dass das Buch eine bestimmte Seitenzahl erreichen muss? Das Buch ist nicht das Nonplusultra, aber dennoch ist es eine gute Einführung in die Freundschaft von Goethe und Schiller und von daher auch lesenswert.
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