Rezension zu "Teach Me" von R. A. Nelson
R.A. Nelson ist ein Mann.
Ah, wirklich? Ich bin ganz zufällig über diese Information während des Lesen von „Teach me“ gestolpert. Ich lese die Zeilen erneut, betrachte dann den freundlich drein blickenden Mann mittleren Alters auf dem Bildschirm. Er hat Ahnung von Astronomie - von Berufswegen. Er könnte also quasi Nines Vater sein, der bei der Nasa war. Und er ist der Grund warum sie sich so gut mit dem Universum, den Sternen und Galaxien auskennt, denn sie ist seinem Hirn entsprungen. Sie weiß das was er alles weiß, aber woher weiß er, wie eine achtzehnjährige Teenagerin fühlt?
Ein Mysterium.
R.A. Nelsons Worte sind fast so poetisch wie ein Gedicht von Emily Dickinson. Er macht uns verliebt in Mr. Mann, den mitreißenden Lehrer, der Nine sieht, sie erkennt, ihren Sicherheitsabstand durchbricht und in ihr das Feuer der Liebe entfacht. Dieses Feuer schlägt schnell zu lodernden Flammen des Hasses um.
Wow, ich hätte mich auch in ihn verliebt. Dachte ich beim Lesen. Es sind schöne Worte mit denen er ihr Herz erobert . Keiner ihrer gefühlt hinterm Mars zurück gebliebenen, gleichaltrigen Klassenkameraden kann mit seinem Intellekt und Charme mithalten. Er verführt sie zunächst, ohne sie zu äußerlich zu berühren. Er berührt ihren Geist. Als er ihre Gefühle erwidert, zieht er sie hinauf zu sich, katapultiert sie in eine andere Spähre.
Umso schmerzhafter ist der Absturz, denn er macht mit ihr alsbald Schluss.
Nine kann diese Trennung nicht akzeptieren. Sie verfolgt ihn wie eine Wahnsinnige, bricht bei ihm ein, stiehlt, lügt um an ihr Ziel zu kommen. Sie hat es ihm selbst einmal gesagt:
„Wenn ich etwas mache, konzentriere ich mich total darauf. Ich bin ziemlich fokussiert. So war ich schon immer.“
Und er darauf: „Das finde ich toll. Können Sie mir das beibringen?“
Teach me. Wer bringt hier wem was bei?
Ihr Leben gerät völlig aus der Bahn. Sie hat nur noch einen Mittelpunkt um den sie kreist All ihre Gedanken drehen sich um Mr. Mann. Wer nie gefühlt hat wie Nine, war nie ein liebestoller Teenager gewesen.
Ich konnte viele ihrer Gefühle nachvollziehen. Dachte die ganze Zeit, irgendwann wird die Hormon-Bombe hochgehen. Bringt sie ihn um? Hoffentlich bringt sie ihn nicht um! Es stand irgendwann 50 : 50. Ich hätte ihr alles zugetraut.
Es ist ausgerechnet ihr bester Freund Schuyler, der sie zurück zur Erde bringt. Glücklicherweise vertraut sie sich ihm an und er reagiert genauso wie sie es braucht:
„Lass ihn uns fertig machen!“
Ein echter Freund.
Teach me gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Die erste Hälfte des Buches erzählt mehr oder weniger wie sie sich in ihn verliebte, wie es dazu kam, dass sie so wurde wie sie wurde. Die zweite Hälfte ist dann eine Art Verfolgungsjagd mit Showdown.
Hätte es soweit kommen müssen? Nein, hätte es nicht. Aus einer erwachsenen Perspektive ist natürlich von Anfang an klar, dass er das gar nicht wert ist. Das mit ihm etwas nicht stimmen muss, wenn er sich auf eine Teenagerin einlässt - bewusst einlässt.
Er hat das Ganze forciert und hätte er sie nicht feige einfach aufs Abstellgleis gestellt, hätte ihr eine Antwort gegeben, dann hätte sie ihn eher los lassen können. Selbst schuld, Mr. Mann.
Ein toller Roman. Eindringlich und temperamentvoll.